Klagen über Brandruine: „Atmen seit fast einem Jahr den Dreck ein“

Erstellt am 22. Februar 2023 | 05:55
Lesezeit: 4 Min
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Das Gelände ist mit dem Verweis auf die Einsturzgefahr des Hauses gesperrt. Immer wieder trägt der Wind Teile der asbesthaltigen Dachplatten davon.
Foto: Susanne Müller
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Anrainer klagen über die Brandruine in der Bahnhofssiedlung in Götzendorf. Behörden haben bereits ein Verfahren eingeleitet.

Fast 80 Feuerwehrmitglieder waren im Mai des Vorjahres im Einsatz, als im Ortsteil „Am Bahnhof“ ein Haus in Flammen stand. Die Löscharbeiten gestalteten sich besonders schwierig, weil das Haus bis zum Dach vollgeräumt war. Teile des Daches stürzten ein.

Gut ein Dreiviertel-Jahr später steht die Brandruine nach wie vor unverändert da. Der Besitzer wohnt mittlerweile anderswo. Das Grundstück ist mit Absperrbändern gesichert. Drei Schilder warnen vor dem Betreten: „Einsturzgefahr“. Auch im Garten türmt sich nach wie vor Gerümpel. „Wenn der Sturm geht, weht es die Dachziegel vom Dach. Da ist Asbest drin. Das ganze Grundstück ist eine reine Giftmüll-Deponie und niemand tut etwas dagegen“, sagt Michael König.

Ihm gehört das Grundstück gleich daneben. So wie auch die anderen Nachbarn, will er den Zustand nicht länger hinnehmen. Sowohl die Gemeinde als auch die Bezirkshauptmannschaft habe man bereits kontaktiert. „Eisenstangen, Sprit, Öl, alles liegt da herum. Wir atmen jetzt seit fast einem Jahr den Dreck ein. Wir sehen das nicht länger ein“, so König, der auch bezweifelt, dass in dem Brandhaus jemals eine ordentliche Feuerbeschau stattgefunden haben kann.

Auch Ratten werden zum Problem

„Wenn 80 Feuerwehrleute nicht reinkommen, wie soll denn da eine Feuerbeschau stattgefunden haben?“, erzählt König, dass er schon früher darauf hingewiesen habe, dass die Zustände gefährlich gewesen seien. „Jeder hat das gewusst. 30 Jahre lang hat niemand etwas gemacht“, so König. Mittlerweile sei das ganze auch ein sanitäres Problem. „Überall laufen die Ratten herum. Die Gemeinde streut nur Gift, anstatt etwas gegen die Ursache zu unternehmen“, so der verärgerte Nachbar.

Auch Leopoldine Assl, sie wohnt gegenüber von der Brandruine, versucht seit geraumer Zeit, etwas in der Sache zu unternehmen. Sogar die Familie des Eigentümers habe sie bereits kontaktiert. „So kann das doch nicht weitergehen. Wenn es warm ist, stinkt es zum Himmel“, erzählt Assl. Nicht nur, dass es kein schöner Anblick sei, man habe auch schwere Bedenken bezüglich Sicherheit und Umweltschutz. „Man kann hier nicht einmal ein Auto parken, weil immer wieder etwas vom Dach fällt.“

Rechtlich dürfte die Sache ziemlich klar sein. Bezirkshauptmann Peter Suchanek erklärt auf NÖN-Anfrage: „Wir sind in dieser Angelegenheit mit der Baubehörde in Kontakt, die ein Verfahren zur Frage des erforderlichen Abbruchs des Gebäudes eingeleitet und die Entsorgung des Brandschutts beauftragt hat.“

Der Eigentümer des Grundstücks war trotz mehrerer Versuche für die NÖN nicht erreichbar. Sollte er dem Auftrag der Behörde nicht nachkommen, „kann die Gemeinde Götzendorf ein Zwangsvollstreckungsverfahren beantragen, das die Bezirkshauptmannschaft Bruck an der Leitha dann durchführen wird“, beschreibt Suchanek das Prozedere.

Versicherung weigert sich zu zahlen

Bürgermeister Kurt Wimmer (ÖVP) erklärt, dass in dem Haus sehr wohl eine Feuerbeschau stattgefunden habe, wenngleich mit zweifelhaftem Erfolg. Er bestätigt, dass die Gemeinde als Baubehörde bereits eine Aufforderung an den Grundstückseigentümer zur Räumung gesandt hat. „Das gehört geräumt, das ist keine Frage, aber es ist schwierig“, so Wimmer, der auch Verständnis für den Eigentümer hat. „Wenn jemandem das Haus abbrennt, muss man schon auch warten, bis die Sache mit der Versicherung geklärt ist.“

Und genau das dürfte bislang das Problem gewesen sein, wie die Tochter des Eigentümers im Gespräch mit der NÖN erklärt. Sie verstehe die Anrainer, aber „die Versicherung weigert sich zu zahlen. Sonst hätten wir schon längst etwas gemacht. Wir versuchen, wenigstens den Abriss finanziert zu bekommen.“ Eine andere Lösung als einen Abriss werde es wohl nicht geben können. „Das Haus ist bis auf die Grundmauern abgebrannt. Da kann man nichts mehr retten.“ Derzeit würden die Verhandlungen mit einem Rechtsanwalt laufen. „Das dauert aber.“

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