Bruck setzt ersten Schritt zu „Allianz der Respektvollen“

NÖN: Was soll das Manifest der Vielfalt zum Ausdruck bringen?
Franz Babka-Nowak: Das Manifest steht für die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen wollen: respektvoll, tolerant und solidarisch. Der Bogen steht dafür als sichtbares Symbol im Herzen unserer Stadt. Die Farben des Regenbogens symbolisieren die Vielfalt, die unsere Gemeinschaft darstellt und in einer guten Verbindung zueinander sind. Das Manifest und der Bogen sind ein Statement für einen „Klimawechsel“, der unser aller Leben im Alltag positiv beeinflusst und unsere Lebensqualität erhöht.
Wie ist die Idee dafür entstanden?
Babka-Nowak: Nachdem wir die Resolution gegen die Diskriminierung von LGBTIQ+ Menschen bei Gütern und Dienstleistungen an die Bundesregierung im Gemeinderat verabschiedet haben, war bald klar, dass wir diese Initiative auf eine breitere Ebene stellen wollen, und mehr Gruppen – die immer wieder im Alltag Diskriminierung erfahren – ansprechen wollen. In überparteilichen Gesprächen wurde mir schnell klar, dass hier die Chance besteht, ein Statement und Symbol für Bruck zu schaffen, dass alle Menschen, die hier leben, berühren und betreffen soll.
Sie schreiben, dass Sie selbst vor etlichen Jahren aus Bruck nach Wien gezogen sind, um ein freieres Leben zu führen. Wie sind Ihre eigenen Erfahrungen im Alltag?
Babka-Nowak: Bevor ich nach Wien ging, war ich im gesellschaftlichen Leben in Bruck gut integriert. Gleichzeitig spürte ich immer, dass ich nicht mein Leben lebte, nicht ich war. Als ich dann 1992 nach Wien zog, erlebte ich das erste Mal eine gefühlte „Weite“, und erlebte die „Anonymität“ als Chance, mich mir selbst zu nähern – mein Coming-Out als schwuler Mann fand in dieser Zeit statt. Bezüglich selbst erlebter Diskriminierungen war die schlimmste Erfahrung, als mir ein Mann erklärte, dass solche wie ich noch vor einigen Jahrzehnten vergast worden wären, und dass das gut gewesen sei.
Haben Sie das Gefühl, dass sich hier in den letzten Jahren und Jahrzehnten etwas verbessert hat, dass Ausgrenzungen weniger werden und Toleranz zunimmt?
Babka-Nowak: Die wesentlichste gesellschaftliche Veränderung brachte die Entkriminalisierung durch die Strafrechtsreform unter der Regierung Kreisky. Die erste Regenbogenparade am Ring brachte eine erstmalige Sichtbarkeit der LGBTIQ+Community und gab das gute Gefühl, nicht allein zu sein.
Später ebnete der Verfassungsgerichtshof und Europäische Gerichtshof für Menschenrechte den Weg zu gesellschaftlicher und rechtlicher Gleichberechtigung. Es ist heute ein gutes Gefühl zu erleben, wie viele junge Menschen mit dem Gefühl der Selbstverständlichkeit ihren Platz in der Gesellschaft einzunehmen versuchen. Gleichzeitig gibt es nach wie vor den Widerstand von Menschen, die glauben ihren Selbstwert durch die Herabsetzung anderer erhöhen zu können, bzw. die durch Falschinformationen und Verhetzung einen gewaltvollen Blick auf ihre Mitmenschen haben. Hier gilt es in einer „Allianz der Respektvollen“ darauf zu reagieren. Das ist für mich die wichtigste Veränderung: Unterstützer:innen zu finden, die gemeinsam mit uns für eine bessere, freundlichere Welt eintreten, die für alle lebenswert sein soll und darf.
Wie soll der Weg vom Manifest der Vielfalt zu einer Veränderung in der Lebensrealität werden?
Babka-Nowak: Das Manifest wendet sich gegen die Diskriminierung unterschiedlichster Gruppen und Menschen. Durch den Beschluss im Gemeinderat und die 19 Unterstützer:innen haben sich Menschen, die unterschiedlichste Verantwortung in unserer Stadt tragen verpflichtet, in ihrem Wirken für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft einzutreten. Das ist ein wichtiger, erster Schritt für eine gesellschaftliche Verbesserung. Wenn wir – die wir dieses Manifest unterzeichnet haben – nun in unserem Alltag daran arbeiten, so gehen wir viele kleine Stufen, in die Richtung von „So sind wir, so wollen wir sein!“. Dabei ist es wichtig, die Erfolge zu kommunizieren und „Best-Practice“ Initiativen zu zeigen. Und mit jeder Bürgerin und jedem Bürger der die Haltungen des Manifests im Alltag lebt, wird Bruck immer mehr „Unser Bruck, lebenswert von A bis Z“