Langwierige Verhandlungen verzögern Holcim-Bauvorhaben erneut

Knapp 13 Stunden wurde diskutiert, erläutert und teils heftig argumentiert. Die Kontrahenten bestanden zum einen aus Vertretern des größten Zementherstellers Holcim auf der einen, aus der privaten Bürgerinitiative „Unser Mannersdorf“ und politischen Vertretern aus Mannersdorf und Sommerein auf der anderen Seite. Beide Parteien gingen gut vorbereitet in die Verhandlung und versuchten sich gegenseitig mit eigens erstellten Gutachten zu übertrumpfen.
So legte die Bürgerinitiative in Form einer 26 Seiten umfassenden Einspruchsliste und eines eigens engagierten Umweltanwaltes bei mehreren Punkten Einspruch ein. Eigens finanzierte Lärmgutachten und Experten-Stellungnahmen betreffend Geologie und Hydrologie wurden des Weiteren eingereicht. Das Ergebnis kann durchaus als Unentschieden mit vorläufigem Erfolg für die Gegner der geplanten Baurestmassendeponie, die in unmittelbarer Nähe zu zahlreichen Anrainern und Landwirten errichtet werden soll, angesehen werden:
So werden ausschließlich nicht recyclebare Stoffe deponiert, ölkontaminierte Böden werden nicht gelagert. Die Recyclinganlage soll zudem monatlich von einem behördlich beauftragten Gutachter kontrolliert werden. Des Weiteren wurden die Betriebszeiten angepasst und das Verkehrskonzept überarbeitet. Dies betrifft zum einen, dass die Radroute „Roter Weg“ vom Transportweg der LKWs getrennt wird und die Reifenreinigungsanlage, sowie die Brückenwaage direkt bei der Lafarge-Tongrube errichtet werden, um eine größere Staub- und Verschmutzungsreduktion zu bewirken. Beide Parteien haben nun bis 30. Juni Zeit neue Gutachten und ergänzende Dokumente einzubringen.
Für Josef Schullitz von „Unser Mannersdorf“ durchaus ein Grund zur Freude: „Wir haben mit relativ geringen Mitteln mehr Staub aufgewirbelt, als sich so manch einer vorgestellt hat. Wir stellen uns nun die Frage, ob zusätzliche Gegengutachten weitere Missstände ans Tageslicht befördern würden?“ Für Holcim-Projektleiter Christian Lampl steht fest: „“Es ist sehr wichtig für uns, dass wir alle eingebrachten Fragen und Anliegen der BürgerInnen ausführlich besprechen konnten. Bei unseren nächsten Schritten werden wir die nun vorgebrachten Anliegen weiter berücksichtigen. Unsere Anlage wird immer dem aktuellsten und damit strengsten Stand der Abfallgesetzgebung entsprechen. Das können wir garantieren.”
Umweltstadtrat Wilfried Duchkowitsch dazu: „Aus den Verhandlungen am Runden Tisch sind viele Verbesserungen bereits direkt in das Projekt eingeflossen. Zwei wesentliche Punkte, die seitens Lafarge und Porr versprochen wurden, konnten aufgrund der vorzeitigen Beendigung des Runden Tisches nicht vertraglich festgehalten werden. Diese galt es jetzt gegenüber der Behörde zu protokollieren. Anlieferungen dürfen nur an 5 Samstagen im Jahr, gegen Voranmeldung an eine der Gemeinden, Mannersdorf oder Sommerein, erfolgen. Und der zweite wichtige Punkt ist, dass Recyclinganlage und Baurestmassen-Deponie monatlich von einem behördlich beauftragten, externen Gutachter kontrolliert werden. Sich ohne fundierte Expertisen gegen das Projekt auszusprechen, ist nur Politikum und hat keinerlei Einfluss auf die behördliche Entscheidung.“ Aufgrund der Fristverlängerung für neue Gutachten und Gegengutachten samt behördlicher Prüfungen wird sich der Baubeginn demensprechend wieder um Monate verzögern.