Programm für Art Carnuntum ist fixiert

An sechs Terminen wird es heuer im Amphitheater von Petronell-Carnuntum wieder Welttheater geben. Intendantin Constantina Bordin hat für das Art Carntuntum-Festival, das 1989 von ihrem vor zwei Jahren verstorbenen Vater Piero Bordin gegründet wurde, ein vielseitiges Programm zusammengestellt. Nach einem Jahr Pause geht es für die dann 27-Jährige in die erste Theatersaison mit Baby.
Das Programm, das sie dafür präsentiert, ist vielversprechend. Eröffnet wird das Festival am 18. August mit dem antiken Klassiker „Antigone“ von Sophokles, der bei Art Carnuntum bereits einmal in anderer Inszenierung zu sehen war. Dieses Mal konnte Constantina Bordin dafür den internationalen Star-Regisseur und Leiter der Theatergruppe „Point Zero“ Savvas Stroumpos gewinnen. Nach der Aufführung wird ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz zusammen mit dem Philosophen, Juristen und Historiker Gerhard Donhauser zum Theaterstück und seiner Wirkung ein Publikumsgespräch führen.

Am Tag darauf geht es mit einem Blick auf den historischen Kriegsschauplatz Salamis weiter. Im Drama "Die Perser" von Aischylos wird deren vernichtende Niederlage nachgezeichnet, aber auch der Gleichklang zu aktuellen Krisen thematisiert. Auch nach diesem Stück wird Christian Wehrschütz mit seiner Erfahrung als Ukraine-Korrespondent zu Wort kommen. Er wird im Gespräch mit dem Philosophen Arno Böhler die Entwicklungen von dem antiken Klassiker bis zur Gegenwart beleuchten.

Am 26. August wird der Sprung von der Antike in die Gegenwart vollzogen. Im Stück „Anwälte der Natur“ des deutschen Regisseurs und Wissenschaftlers Frank Raddatz geht es um die rechtlichen Grundlagen des Naturschutzes. In unmittelbarer Nähe des Nationalparks wird in der Darbietung des Berliner Ensembles der Schutz von Wäldern und Flüssen thematisiert.
Unter dem Motto „Anfang, Ende, Zeitenwende“ inszeniert Regisseur und Autor Jürgen Kaizik am 2. September eine Zeitreise, die mit dem Stück „Heraklit“ beginnt und in die „Geheimnisse des Übergangs“ übergeht, gespielt von dem „Bluatschwitzblackbox Ensemble“. Mit dieser Version von „Heraklit“ handle es sich um eine Weltpremiere, so Bordin: „Erstmals wird hier der Versuch unternommen, die Vorsokratiker als ein Zusammenspiel von weiblicher und männlicher Sicht zu sehen.“ Kaizik stellt nämlich den Philosophen als Doppelportrait dar, in dem sich Heraklits Bild in dem seiner Frau spiegelt und umgekehrt. In den „Geheimnissen des Übergangs“ werden dann die Jahrzehnte nach dem Kreuztod von Jesus beleuchtet. „Was sagten die Menschen zu jener gewaltigen Zeitenwende, mit der auch die Antike unterging? Wie konnte aus einer Handvoll Mitgliedern eine Weltreligion werden? Welche Rolle spielten dabei die Frauen?“ benennt Bordin die Fragen, die in dem Stück bearbeitet werden.
Den Abschluss des Welttheater-Festivals bilden am 8. und 9. September zwei Aufführungen von Shakespeare's „Romeo und Julia“. Der Klassiker war schon einmal vor vielen Jahren bei Art Carnuntum zu sehen, damals aber noch vom Globe Theatre. Dieses Mal gastieren The Lord Chamberlain's Men in Carnuntum und präsentieren das Stück in seiner Originalversion und wie zu Shakespeares Zeiten üblich, nämlich indem alle Rollen von Männern gespielt werden.
Art Carnuntum auf der internationalen Bühne
Intendantin Constantina Bordin beschränkt sich mit ihrer Tätigkeit heuer jedoch nicht nur auf das Welttheater-Festival in Carnuntum. Sie nimmt im Juni und Juli auf Einladung des „European Culture Center of Delphi“ an einer wissenschaftlichen Tagung zur Orakelstätte Delphi teil. Darüber hinaus ist sie seit 2021 als US-Cultural Ambassador in New York tätig und arbeitet dort mit dem renommierten La MaMa-Theater zusammen.