Notdienst-Problem im Bezirk weiter aktuell

Eine Einigung auf neue Bedingungen für Wochenenddienste, die sowohl für die Ärzteschaft als auch ihre Patienten deutliche Verbesserungen bringen sollen, haben Ärztekammer, Gebietskrankenkassen und das Land NÖ präsentiert. Ab 1. Juli sind die Öffnungszeiten der Ordinationen für den Bereitschaftsdienst landesweit einheitlich geregelt.
Teil des Gesamtpakets ist auch eine deutliche Erhöhung sowohl des Honorars der grundsätzlichen Bereitschaft, als auch der Arzttermine in den Ordinationen und der Visiten. Im Gegenzug sind die Ärzte mit Kassenvertrag aufgrund einer Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes seit 1. Juli nicht mehr verpflichtet, an Wochenenden oder Feiertagen Bereitschaftsdienste abzuhalten. Das passiert nun freiwillig.
Die Einigung über den Bereitschaftsdienst findet Bezirks-Ärztevertreter Karl Brandstetter aus Purgstall „recht schön“. Doch: „Die eigentlichen Probleme, mit denen wir niedergelassenen Ärzte zu kämpfen haben, löst das nicht. Wir alle tun, was wir können. Aber wenn keine Ärzte da sind, kann man auch keine lückenlose Versorgung garantieren.“
„Die Forderungen der Ärzte nach einer Stärkung des niedergelassenen Bereichs sind bisher ungehört geblieben.“ Bezirks-ÄrztevertreterKarl Brandstetter
Worauf der Allgemeinmediziner hinweist, sind die mittlerweile fünf unbesetzten Kassenstellen für Allgemeinmedizin im Bezirk. Spitzenreiter ist die seit 1. April 2016 freie Kassenstelle in Gresten, die von der Ärztekammer bereits 45 Mal ohne Ergebnis ausgeschrieben wurde. Zwei Stellen in Wieselburg, vakant seit dem 1. Jänner 2019, sind bereits 15 Mal ausgeschrieben worden, eine weitere Kassenstelle in Purgstall neun Mal.
Die durch den Tod von Gemeindearzt Christian Schwarz frei gewordene Kassenstelle in Oberndorf – die einzige mit Hausapotheke – wurde soeben zum ersten Mal ausgeschrieben. „Wir sind in unserem Ärztesprengel statt fünf Ärzte jetzt nur noch drei“, sagt Brandstetter. „Das heißt, dass wir schon unter der Woche eine zusätzliche Arbeitsbelastung haben. Jetzt auch noch an den Wochenenden im Dreier-Radl zu arbeiten, geht einfach nicht. Das jetzige Bereitschaftsdienst-Konzept kann daher nur eine Notlösung sein.“
"Nicht wundern, wenn junge Ärzte nicht mehr auf's Land wollen"
Der Ärztesprengel Purgstall, Oberndorf und St. Georgen/Leys ist da im Bezirk leider kein Einzelfall. Auch in zwei weiteren der insgesamt sechs Ärztesprengeln des Bezirks, nämlich in Steinakirchen, Wang, Wolfpassing und Randegg sowie in Gresten, Gresten-Land und Reinsberg, bleiben so manche Wochenenddienste unbesetzt. Die Urlaubszeit verschärft die Situation zusätzlich.
Was Brandstetter ärgert: „Seit Jahrzehnten fordern wir eine Stärkung des niedergelassenen Bereichs. Stattdessen haben wir zusätzlich unzählige bürokratische Hürden aufgehalst bekommen. Da unsere Honorare in keiner Relation zu tatsächlichem Arbeitsaufwand und -zeit stehen, darf man sich nicht wundern, wenn junge Ärzte nicht mehr auf‘s Land wollen.“