Afghanischer Flüchtling zwischen den Welten

Erstellt am 18. September 2020 | 05:10
Lesezeit: 3 Min
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr
Ali Heidari
Foto: Christian Eplinger
Zwei Mal musste Ali Heidari aus Afghanistan fliehen. In „Die Erde so hart, der Himmel so weit“ teilt er seine Erfahrungen.
Werbung

NÖN: Wie ist es, anderen Menschen aus seinem Leben zu erzählen?

Ali Heidari: Es kostet Überwindung, sich so bloßzustellen, sein eigenes Erleben schonungslos zu schildern. Viele, die so viel Gewalt erlebt haben wie ich, können nie darüber sprechen.

Welche Botschaft wollen Sie mit Ihrem Buch vermitteln?

Heidari: Dass man versteht, warum Menschen alles verlassen, ihre Heimat, ihre Familien. Niemand geht einfach nur, weil es ihm gefällt. Zuhause war ich jemand, hier musste ich von Null anfangen, bin nicht gewollt, nur geduldet. Und ich musste meine Frau und meine Tochter zurücklassen.

Was ist Ihr Zuhause, Österreich oder Afghanistan?

Heidari: Afghanistan ist noch immer meine Heimat. Wenn ich dort sicher wäre, würde ich sofort zurückgehen. Aber ich gehöre einer Volksgruppe an, die von den Taliban verfolgt wird. Und ich war zu lange im Westen und habe Ansichten, die dort gefährlich sind. Darum musste ich 2015 nochmals fliehen.

Was heißt für Sie Integration?

Heidari: Mein Herzenswunsch wäre, dass die Distanz zwischen Österreichern und Immigranten fällt. Man sollte die Menschen zusammenbringen, damit sie sich kennenlernen können. Das fördert das Verständnis beider Seiten füreinander.

Ist die Ablehnung gegenüber Fremden seit 2015 gestiegen?

Heidari: Ich denke schon. Ich arbeite, lerne die Sprache, halte mich an die Gesetze, besitze kein Messer, höre aber so oft genau diese Vorwürfe. Aber wer mich kennt, weiß, wie ich bin.

Was bedeutet das Leben in Österreich für Sie?

Heidari: Ich fühle mich oft zerrissen zwischen den Welten, den Menschen, die ich liebe. Doch jeder Tag in Österreich gibt mir Kraft. Ich bin dankbar für alles, besonders für die Menschen, denen ich hier begegnet bin.

Das Buch ist in den Buchhandlungen des Bezirks, bei der Caritas Scheibbs und auf Amazon erhältlich.

Werbung