Kinder wieder auf hoher See

Das Kribbeln und die Aufregung bei den Gedanken an die bevorstehenden Tage war bei den Kindern des Sozialpädagogischen Zentrums Schauboden bereits beim Fototermin am vergangenen Donnerstagabend im City Center Wieselburg spürbar. Viele der 24 Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren sind heuer das erste Mal dabei. Denn seit Samstag heißt es wieder: „Segeln für ein Kinderlächeln“.
Zum bereits 13. Mal organisiert der Verein ProKind rund um Vereinsobmann Erich Reisenbichler und Charlotte Trattner diesen Segelturn für Kinder und Jugendliche aus dem SBZ Schauboden. 2008 stach man das erste Mal in See, damals noch gemeinsam mit der „Mirno Mare Friedensflotte“. Seit 2011 segeln die Boote unter eigener Flagge. Nur in den letzten beiden Jahren musste man Corona Tribut zollen.
In dieser Woche lernen die Kinder einiges fürs Leben.“ Erich reisenbichler
„Wir freuen uns schon alle, dass es wieder losgeht. Es sind einfach unbezahlbare Erlebnisse, die die Kinder, aber auch wir Betreuer bei diesen Tagen auf See aufsaugen – auch wenn es mitunter manchmal durchaus etwas turbulent zugehen kann“, lächelt Charlotte Trattner.
Heuer sind es vier Boote, die ProKind zu besonders guten Konditionen über die Oberndorfer Jachtcharteragentour Oistours gechartert hat. Als Skipper sind Erich Reisenbichler, Klaus Panhuber, Markus Grad und heuer erstmals auch Dietmar Nestelberger im Einsatz.
Vom „Heimkind“ zum Sozialbetreuer und Skipper
Besonders ist dabei die Geschichte des heute 28-jährigen Markus Grad. Als Volksschulkind wurde er, als sein Vater starb und seine Mutter nicht mehr für ihn aufkommen konnte, von einem Tag auf den anderen zum „Heimkind“. Zehn Jahre lebte er im SBZ Schauboden, heute arbeitet er als Sozialpädagoge in der Außenstelle des SBZ in der Wohngruppe Loosdorf und betreut neun Kinder und Jugendliche zwischen sieben und fünfzehn Jahren. Für viele ist er dabei viel mehr als „nur“ Pädagoge – er ist ein Vorbild. Sechs Mal war Markus Grad als Kind beim Segelturn von ProKind mit dabei, inzwischen ist er bereits das achte Mal als Betreuer, Co-Skipper und seit 2017 als Skipper mit dabei. „Das war der absolute Höhepunkt im Jahr. Auf diese Woche habe ich mich immer das ganze Jahr über gefreut“, erinnert sich Grad heute.
„Es sind genau Geschichten wie diese, die sich viele dieser Kinder zum Vorbild nehmen. Man kann es auch trotz einer Kindheit unter schwierigen Umständen schaffen, erfolgreich zu sein. Und diese eine Woche auf See gibt Hoffnung und Zuversicht zugleich. Sie spüren das normale Leben und verspüren sogleich Motivation, dieses vielleicht selbst einmal zu leben“, schildert Charlotte Trattner.
Nach dem Fototermin und dem Proviant-Ausfassen beim Eurosparmarkt Moser in Wieselburg hieß es für die Kinder noch zwei Mal schlafen, ehe es am Samstag um 5 Uhr früh für Betreuer und Kinder mit dem Bus von Brunner Reisen Richtung Kroatien losging. Samstagabend bezog man in Medolin die Boote und stach für sechs Tage in See. Neben dem Segeln selbst, stehen Ausflüge, Mutproben, Schnorcheln, Stand-up-Paddeln und einfach Spaß haben im Meer genauso am Programm wie Kochen, Kajüten sauber machen und am Schiff mithelfen. „Normalerweise sind die Kinder jetzt noch in der Schule, aber in dieser Woche lernen sie auch einiges für das Leben“, weiß Erich Reisenbichler und hofft, dass die guten Wettervorhersagen für Kroatien sich bewahrheiten. Denn „in dieser Woche brauchen wir beim Segeln vor allem schönes Wetter. Der Wind ist da zweitrangig. Denn für die Kinder ist das Meer das große Erlebnis – die meisten von ihnen waren noch nie am Meer, sind noch nie im Meer geschwommen und waren schon gar nicht auf einem Segelboot“, weiß Erich Reisenbichler. Genauso, dass er, wie einige der Kinder auch, die eine oder andere Nacht unter Sternenhimmel am Deck schlafen wird. „Auch einer dieser bleibenden Eindrücke“, sagt Reisenbichler.
Übrigens möglich ist diese Aktion nur dank des Engagements der Vereinsmitglieder – alle Skipper und Betreuer machen dies unentgeltlich – und der Sponsoren. „Wir brauchen für diese Woche ein Budget von rund 25.000 Euro, das wir dank einiger größeren Sponsoren, aber auch vieler kleineren Gönner und Unterstützer auf die Beine stellen können. Danke allen, die dies ermöglichen“, betont Erich Reisenbichler.