Maturanten beißen in den sauren Apfel

Während sich die von der Schule angebotenen Vorbereitungsstunden allmählich dem Ende zuneigen, befindet sich ein Großteil der Maturanten momentan in ihrer intensivsten Lernphase. Lerngruppen werden gebildet und Online-Meetings geplant, um den Stoff gemeinsam zu verinnerlichen. Auch der schulische Vorbereitungsunterricht wird dankend in Anspruch genommen, wie Florian Irk, ein Maturant am BG/BRG Wieselburg berichtet: „Die Vorbereitungsstunden sind meiner Meinung nach extrem wichtig. Die letzten vier Jahre waren teilweise ziemlich verwirrend. Da sorgt das Üben mit dem Lehrer auf jeden Fall für mehr Klarheit und Struktur im Lernprozess.“ Dieser Meinung schließt sich auch Florians Fachkollegin Emma Pöhacker an: „Gerade in Geschichte und politischer Bildung sind, aufgrund der breiten Spanne an historischen Ereignissen, in der Zeit des Distance Learnings viele Unterlagen durcheinander geraten. Wer damals nicht von Anfang an eigenständig Mitschriften geführt hat, dem fehlen jetzt wichtige Informationen für die Matura.“
Ein hohes Maß an Autonomie gefordert
In dieser Sache sind sich Schüler, Lehrer und Eltern einig: Eigenverantwortung und selbstständige Organisation sind Kompetenzen, die die heurigen Maturanten mehr als jeder Jahrgang vor ihnen erlernen und unter Beweis stellen müssen. Immerhin war deren Schulzeit geprägt von täglichen Antigen- und PCR-Tests, immer wiederkehrenden Lockdowns, technischen Herausforderungen und sozialer Isolation. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus nachvollziehbar, dass unter den Maturanten Rufe nach gerechteren Bedingungen und mehr Entgegenkommen seitens der Regierung laut werden. Elias Scharner, ebenfalls Maturant am BG/BRG Wieselburg, empfindet die vom Bund genehmigte Kürzung der Themenpools unzureichend: „Die Verminderung des Lernstoffes bringt zwar gewisse Erleichterungen mit sich, es gilt aber auch zu bedenken, dass wir nicht nur für ein Fach, sondern meist für drei Fächer gleichzeitig lernen müssen - und hierbei bestenfalls nichts vertauschen oder vergessen sollten. Hätte die Regierung die Anzahl der zu maturierenden Fächer um eines reduziert, wäre das schon eine massive Entlastung.“
Ein weiterer Aspekt, der Unbehagen bereitet, ist der gedrängte Zeitplan der heurigen Matura. So liegen etwa am BG/BRG Wieselburg zwischen schriftlicher und mündlicher Reifeprüfung gerade einmal vier Wochen – vorherige Jahrgänge hatten weitaus mehr Zeit zum Durchatmen und neu Fokussieren. Da die Termine für die mündlichen Prüfungen jeder Schule von der Landesregierung zugeteilt werden, können die Lehrer nur mit verstärktem Vorbereitungsunterricht gegensteuern.
Trotz der vielen Herausforderungen, die die Maturanten zu bewältigen haben, ist der Blick auf die kommenden Wochen ein positiver. Bei aller Eigeninitiative, stehen ihnen die Lehrer gerade in diesen hektischen Zeiten mit Rat und Tat zur Seite. Angesichts dieser Voraussetzungen werden sicher auch die heurigen Schulabgänger ihre Prüfungen bravourös meistern – die nötige Reife dazu besitzen sie jedenfalls.