Strafen für Raser: „Leider helfen nur Kontrollen“

2.700 Strafen wegen Schnellfahrens wurden im ersten Halbjahr 2021 im Bezirk Scheibbs ausgesprochen. Jetzt wird es für Raser noch teurer: „Mit der Novelle vom 1. September wurde der Strafrahmen für Geschwindigkeitsübertretungen von bisher 2.180 Euro auf bis zu 5.000 Euro angehoben. Auch die Mindestentzugszeiten für den Führerschein wurden verdoppelt“, informiert Bettina Fraunbaum, Bereichsleiterin für Sicherheit an der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs: „Im Wiederholungsfall wird sowohl der Strafbetrag höher, als auch die Dauer des Führerscheinentzuges länger.“
Bezirkspolizeikommandant Thomas Heinreichsberger kennt die beliebten „Raserstrecken“ im Bezirk zur Genüge: „Diese sind insbesondere jene Streckenteile der B25 zwischen Lunz am See und Göstling, welche eine längere gerade Streckenführung aufweisen. Auch auf der B71 Richtung Steiermark kennen wir dieses Problem.“
„Wir hoffen natürlich immer, dass nicht nur die Strafen, sondern auch das Erkennen der Gefahr die Lenker zum Nachdenken anregt.“ Bezirkspolizeikommandant Thomas Heinreichsberger
In diesen Bereichen werde regelmäßig verstärkt kontrolliert und es werden auch immer wieder eklatante Geschwindigkeitsüberschreitungen festgestellt. Den traurigen Rekord stellte ein Motorradfahrer auf, der zwischen Lunz und Göstling mit 193 statt der erlaubten 100 km/h unterwegs war. „Geschwindigkeitskontrollen werden aber im gesamten Bezirk regelmäßig durchgeführt“ mahnt Heinreichsberger.
„Wenn es lokal erforderlich ist, erhöhen wir an den gefährlichen Stellen die Kontrolldichte.“ Wie zum Beispiel nach Protesten von Anrainern: „Dabei wird teilweise auch eine mobile Radarbox verwendet, wodurch eine genaue Anzahl des Fahrzeugverkehrs und insbesondere der Übertretungen festgestellt werden kann“, sagt der Bezirkspolizeikommandant. Aufs Gas gestiegen werde vor allem auf Strecken, die dazu „einladen“. Im Ortsgebiet gebe es, abgesehen von Einzelfällen, derzeit keine Strecken, an denen verstärkt Geschwindigkeitsüberschreitungen festgestellt werden.
Die strengeren Strafen für Raser sieht der Bezirkspolizeikommandant grundsätzlich positiv: „Durch höhere Strafen, insbesondere im hohen Überschreitungsbereich, wird es hoffentlich zu einer Bewusstseinssteigerung kommen. Erfahrungsgemäß sind verstärkte Kontrollen leider das beste Mittel, um Übertretungen entgegen zu steuern.“ Dennoch gibt Heinreichsberger die Hoffnung auf eine Einsicht der Verkehrsteilnehmer nicht ganz auf: „Wir hoffen aber, dass nicht nur das Strafausmaß zum Nachdenken anregt, sondern das Erkennen der Gefahr, die für alle Verkehrsteilnehmer durch die nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit entsteht.“
Die Straßenbauabteilung Amstetten sieht sich im Zwiespalt. „Wir sind für die Sanierung und den Neu-, Zu- oder Umbau von Straßen zuständig. Uns ist bewusst, dass auf neuen Straßen gerne etwas schneller gefahren wird. Deshalb stehen wir den neu verhängten gesetzlichen Änderungen positiv gegenüber“, sagt der Leiter-Stellvertreter Leopold Röcklinger. Straßen sollen von Natur aus deutlich zu erkennen geben, wie schnell gefahren werden darf. Danach richtet sich auch deren Konzeption. Verleitungen zum Schnellfahren werden dabei bestmöglichst verhindert. „Delikte auf Raserstrecken werde mit der verdoppelten Geldstrafe und die Aussicht auf einen doppelt so langen Führerscheinentzug ein Ende gesetzt werden“, hofft Röcklinger.
Als neue Strecke mit Raserpotential hat sich auch die neue Umfahrung Wieselburg herausgestellt, wo schon acht Wochen nach deren Fertigstellung Anrainer auf das Problem aufmerksam gemacht haben. Die Polizei hat bereits reagiert: „Entlang der Umfahrung sind mehrere Messpunkte eingerichtet worden, ab 9. September werden mit Radargeräten Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt“, heißt es aus dem Bezirkskommando.