Nicht „überverordnen“, sondern alles mit Maß und Ziel

Den Ausgang hat die Debatte nach einem Vorstoß der EU-Kommission genommen, die alle Lenker über 70 Jahre auf ihre Fahrtauglichkeit überprüfen will. Das soll zu mehr Sicherheit auf den Straßen innerhalb der EU beitragen.
„In gewissen Maßen ein durchaus sinnvoller Ansatz, aber alles mit Maß und Ziel. Wir dürfen uns nicht mit Verordnungen überhäufen“, sagt die Bezirksobfrau der NÖ Senioren Christiane Dünwald-Specht aus Scheibbs. Die 64-Jährige hält nichts von der strikt ablehnenden Haltung der Landes-Senioren- und Pensionistenorganisationen, sondern plädiert hier für einen sinnvollen Kompromiss mit viel Fingerspitzengefühl. „Das ist ein sehr sensibles Thema. Natürlich nehmen Sehkraft und Reaktionsfähigkeit mit dem Alter ab. Insofern ist das auch ein Schutz für die älteren Menschen selbst. Aber man darf hier nicht pauschal verallgemeinern und von älteren Menschen dann verlangen, dass sie einen Führerscheintest wie die Jungen machen", sagt Dünwald.
Für sie würde es Sinn machen, sich mit ÖAMTC oder ARBÖ oder den Fahrschulen zusammenzuschließen und verpflichtende Fahrsicherheitstrainings anzubieten. „Wenn sich dabei zeigt, dass Schwächen auftreten, kann man sich weitere Schritte überlegen. Aber es muss uns klar sein, dass die meisten 70-Jährigen gerade in unserer Region noch auf das Auto angewiesen und mit 70 auch noch sehr rüstig sind. Diese Altersgrenze ist daher sicher generell ein Thema, über das man diskutieren muss“, sagt Dünwald.
Fahrschule empfiehlt Beobachtungsfahrten
Karl Jechsmayr von der Fahrschule Easy Drivers in Waidhofen gibt zu bedenken, dass eine ärztliche Untersuchung allein nicht ausreichend sei. Es müsse auch das Fahrkönnen überprüft werden. Es könne nicht genügen, für den B-Führerschein einmal im Leben eine positive Prüfung in jungen Jahren nachweisen zu müssen. In jedem Beruf müsse man sich auch regelmäßig weiterbilden.
Jechsmayr meint, dass jeder glaube, gut Autofahren zu können. „Meine Empfehlung ist eine Beobachtungsfahrt bei einem Fahrlehrerprofi. Dabei wird bestätigt, was sie alles gut im Griff haben, aber auch besprochen, wenn sich Fehler eingeschlichen haben. Zudem kann man bei der Fahrstunde den richtigen Umgang mit den modernen Assistenzsystemen trainieren“, empfiehlt der Fahrschulbesitzer.