Brunner: „Wir hoffen, dass wir diese Krise überleben“

Die Branche steht fast still, dennoch erwischt die NÖN Norbert Brunner direkt nach einer Busreise nach Prag, die er selbst als Chauffeur begleitete. Der 59-jährige Grestner ist seit März Obmann der Fachgruppe Autobus-, Luftfahrt- und Schifffahrtunternehmungen. Die Konstituierung fand Corona-bedingt nun erst in der Vorwoche statt. Schon seit mehr als 25 Jahren setzt sich der Busunternehmer beim Wirtschaftsbund NÖ für die regionalen Betriebe ein. Die NÖN wollte wissen, welche Themen ihn nun beschäftigen.
NÖN: Wie geht es Ihrer Branche aktuell?
Norbert Brunner: Wir sind niederösterreichweit unter 80 Prozent mit unserer Leistung. Einige sind zwar unterwegs, aber vereinzelt. Wir haben wirklich wenig Arbeit. Wenn dann noch die Stundungen greifen und die Zahlungen fällig sind, dann haben wir alle kein Geld mehr. Wir hoffen aber, dass wir diese Krise überleben können.
Die Reisebranche stand mehrere Monate still – so auch Ihr Busreise-Unternehmen. Wie sind Sie mit der Krise umgegangen?
Brunner: Natürlich haben wir unser Programm aufgestellt, auf Reisen, wo man viel in der freien Luft und in den Bergen ist. Aber im Endeffekt liegt es am Kunden, ob der überhaupt fortfahren will. Da kann man Programm bieten, was man will, aber wenn die Leute Corona im Nacken haben, wird es schwer. Unsere Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, es ist wirklich mühsam.
Wann und wie haben Sie den Betrieb wieder hochgefahren?
Brunner: Bis August sind wir definitiv gestanden. Dazwischen bekamen wir kleine Aufträge als Schienenersatzverkehr. Mit den Gruppen und Vereinen haben wir aber erst im August gestartet. Die Leute sitzen einzeln, damit der Abstand eingehalten wird. Desinfektionsmittel ist an Bord. Vor der Fahrt werden Belüftung, Klimaanlage und Filter gründlichst kontrolliert.
Was wird momentan von den Kunden gebucht?
Brunner: Die Radreisen sind sehr beliebt, generell alle sportlichen Aktivitäten. Auch einige Vereinsreisen sind am Laufen. Aber mit Neuanfragen sieht es momentan eher schlecht aus.
Welche Aufgaben nehmen Sie als Obmann der Fachgruppe wahr?
Norbert Brunner: Corona ist gerade ein großes Thema. Ich bin bei allen Verhandlungen diesbezüglich dabei. Wir arbeiten daran, dass wir für unser Gewerbe Abgeltungen bekommen, damit die Betriebe ihre Kredite und Fixkosten bezahlen können. Darüber hinaus bin ich auch bei den Kollektivverhandlungen österreichweit dabei.
Wie war der Start in diese Aufgabe?
Brunner: Spannend und viel zu tun. Wir hatten sehr viele Skype-Konferenzen, auch gleich mit den höheren Funktionären aus der Wirtschaft. Das war sehr interessant, dass ich da auch meine Themen einbringen konnte.
Welche Themen beschäftigen Ihre Branche – abgesehen von Covid-19 aktuell besonders?
Brunner: Grundsätzlich ist es schon ein Thema, dass wir momentan sehr, sehr wenig Arbeit haben. Daher ist es wichtig, dass wir unser Image stützen. Ein wichtiges Thema ist der Klimaschutz, die Neuorientierung der Treibstoffe. Wir wollen weg von den fossilen und aktuellen Treibstoffen. Da sind wir gerade mittendrin in den Gesprächen.
Planen Sie auch in Ihrem Betrieb eine Umstellung?
Brunner: In zwei, drei Jahren wird das sehr wohl ein Thema sein. Fahrzeuge im Elektro- und Wasserstoffbereich sind aber noch nicht ganz ausgereift. Aber in Zukunft wird das auf jeden Fall ein Ziel von uns sein.
Kann man heute einige Monate vorausblicken? Was erwarten Sie für die Busbranche?
Brunner: Von Oktober bis März wird es im Reiseverkehr sowieso ruhiger. Wenn aber die Christkindlmärkte auch noch ausfallen, haben wir wirklich nichts zu tun. Viele Theaterfahrten haben wir ja auch schon mehrmals verschoben. Aber wir sehen positiv gestimmt in die Zukunft und hoffen, dass unsere Kunden, Vereine und Gruppen bald wieder mit Freude und ohne Sorgen mit uns verreisen können.