Psychotherapeutin: „Corona brachte wieder Vieles an die Oberfläche“

Psychotherapeutin vor allem für Kinder und Jugendliche in Gresten
tätig. 2018 hat sie mit Katrin Roseneder und anderen Kollegen den
Verein Netzwerk³ Mostviertel gegründet.
Elisabeth Grissenberger sitzt in einem bunten Couchsessel im zum Therapieraum ausgebauten Dachgeschoß der Raiffeisenbank in Gresten. Seit 2012 betreibt sie ihre selbstständige Psychotherapiepraxis mit Kassavertrag im Kleinen Erlauftal, die sie mittlerweile nach dem Ausbau und der Sanierung 2019 gemeinsam mit vier weiteren Psychotherapeutinnen und einem Therapeuten sowie einer Ergotherapeutin aus dem ganzen Mostviertel zum Therapiezentrum Ne³MO ausgebaut hat.
„Die Corona-Zeit hat den Bedarf an psycho-sozialen Therapien verstärkt. Bei Erwachsenen, aber insbesondere auch bei Jugendlichen und Kindern. Viele Probleme, die schon gut stabilisiert waren, hat Corona nun wieder an die Oberfläche gebracht. Von Angstzuständen über Depressionen bis hin zu Handy- oder Internetsucht mit all deren Gefahren. Gerade Kinder und Jugendliche geraten da auch schnell mal in einen Strudel, aus dem sie alleine nicht mehr rauskommen“, schildert Grissenberger.
Doch nicht immer werden benötigte Therapien auch von der Kassa bewilligt. 2018 hat Elisabeth Grissenberger daher gemeinsam mit ihrer Kollegin Katrin Roseneder aus Waidhofen/Ybbs und weiteren Fachleuten, die im Bereich der Kinder- und Jugendbetreuung arbeiten, den Verein Netzwerk³ Mostviertel gegründet.
Ein interdisziplinäres Netzwerk
„Unser Ziel ist es, im Mostviertel ein gesundes, interdisziplinäres Netzwerk zur bestmöglichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen im bio-psycho-sozialen Bereich aufzubauen und weiterzuentwickeln. Parallel dazu gibt es Plattformtreffen, bei denen wir uns auf fachlicher Ebene untereinander austauschen. Der dritte wichtige Vereinszweck ist die Finanzierung von Psychotherapieeinheiten für Kinder und Jugendliche, wenn die Vorgaben der Kassa nicht erfüllt sind“, erklärt Grissenberger.
In den vergangenen zwölf Monaten hat der Verein dank Spendengelder, (unterstützenden) Mitgliedsbeiträgen und diverser Unterstützungsaktionen (wie etwa einer eigens initiierten Rad-Challenge in Gresten) immerhin 127 Therapieeinheiten im Mostviertel finanzieren können. „Eigentlich hätte es noch mehr sein sollen. Doch das geplante Benefizkonzert mit ’Ma-Schur-Anz’ – Mandana Nikou, Georg Grassberger und Franz Schaufler – musste Corona-bedingt auf 25. Mai 2022 verschoben werden“, erzählt Elisabeth Grissenberger.
Der Verein ist auch eng mit dem Kinder- und Jugendnetzwerk Mostviertel (KiJuNeMo) verknüpft. Diese Plattform stellt wieder wertvolle Informationen und Hilfsangebote für Jugendliche, Eltern und Fachpersonal zur Verfügung.
„Wir wollen mit unserem Verein Lücken füllen und das Netz enger stricken. Kinder und Jugendliche brauchen gerade in so herausfordernden Zeiten unsere besondere Aufmerksamkeit. Aber wir dürfen dabei auch nicht auf die Eltern vergessen. Wir wollen alle einbinden und das Bestmögliche erreichen“, sagt Elisabeth Grissenberger.