Wieselburg: Das „Mon Cheri“ zum stolzen Preis
Wieselburg: Das „Mon Cheri“ zum stolzen Preis. Gemeinde kauft Andritz-Grund zum Quadratmeterpreis von 212,45 Euro. Für ÖVP ist Preis überzogen, für Leitner Areal sehr wichtig.
2.730 Quadratmeter mitten im Wieselburger Zentrum zwischen Volksfestplatz zwei und Bahnhof, direkt an der Erlauf gelegen und trotzdem hochwassersicher. Auf dem Grundstück stehen zwei alte, schon teilweise etwas verfallene Gebäude. Eines davon stammt laut Bürgermeister Josef Leitner aus dem 17. Jahrhundert und könnte eines der ältesten Gebäude der Stadt Wieselburg sein. Und sein Kern sei laut Leitner durchaus noch in gutem, erhaltenswerten Zustand. Das andere Gebäude steht wohl zum Abbruch frei.
Doch was mit den Gebäuden genau passieren soll, müsse man ohnehin erst in einem Diskussionsprozess abklären. Für die Stadtgemeinde sei es jetzt wichtig, dieses 2.730 Quadratmeter große Areal kaufen zu können. „Wir haben schon lange mit den beiden Hälfte-Eigentümerinnen, Inge Andritz und Christa Simon, verhandelt und uns jetzt geeinigt. Daher sollten wir diese Chance nun wahrnehmen.
Dieses Areal kann das Mon Cheri für die zukünftige Stadtentwicklung sein, besonders wenn man das Rad- und Fußwegenetz betrachtet. Denn mit diesem Areal bekommen wir auch freien Durchgang vom Volksfestplatz zwei zum Bahnhofsareal. Damit ziehen wir den Stoppel aus der Badewanne und können das innerstädtische Radwegenetz mit dem überregionalen verknüpfen“, erklärt Josef Leitner.
„Damit ziehen wir den Stoppel aus der Badewanne.“ Bürgermeister Josef Leitner
Aber nicht nur das. In Verbindung mit der Neuausrichtung der Halle 2 stehe der Stadt dort dann ein Gesamtareal mit rund einem halben Hektar zur Verfügung. „In Absprache mit Vereinen und Institutionen wie den Naturfreunden oder dem Kulturverein „halle2“, aber auch der Musikschule könnte das ein Ort der Kreativität und des Naturerlebnisses werden. Das kommt ganz darauf an, was wir daraus machen“, sagt Leitner.
Während also SPÖ-Bürgermeister Josef Leitner nur so ins Schwärmen gerät, kommt von der ÖVP teilweise heftige Kritik – vor allem am vereinbarten stolzen Kaufpreis von 212,45 Euro pro Quadratmeter (macht insgesamt 580.000 Euro). „Der Preis ist weit überzogen. Noch dazu, weil die Sanierung oder der Abriss der Gebäude nochmals eine Stange Geld kosten wird“, kritisiert ÖVP-Gemeinderat Herbert Hauer. Auch für seinen Fraktionskollegen Franz Schreiber passt die Relation nicht. „Wir kaufen hier ein Grundstück um über 200 Euro pro Quadratmeter und verkaufen am Zeiselgraben beste Betriebsgründe um 50 Euro pro Quadratmeter.“
Das dürfe man nicht miteinander vergleichen, wenngleich es bei beiden Grundstücken um wichtige Entwicklungen in der Gemeinde gehe, erwidert Leitner. Am Zeiselgraben hätte die Gemeinde selbst den Grund zu den 50-Euro-Quadratmeterpreis gekauft.
„Dort haben wir das Ziel, dass sich Betriebe ansiedeln. Wir wollen damit aber nichts verdienen. Hier geht es um die innerstädtische Entwicklung. Der Kauf kann eine ähnliche Tragweite haben wie seinerzeit der ebenfalls verhältnismäßig teure Kauf des heutigen Stadtquartiers. Natürlich ist der Grundstückspreis hoch. Das ist aber immer eine Sache von Angebot und Nachfrage. Die Eigentümerinnen hätten auch andere Angebote gehabt. Nur dann wären wir als Gemeinde in der Zuschauerrolle“, weiß Leitner.
Fünf Gegenstimmen
Letztendlich wurde der Grundankauf mit fünf Gegenstimmen der ÖVP-Fraktion (einzig ÖVP-Stadtrat Werner Tazreiter stimmte dafür) beschlossen. Für Leitner beginnt damit der konkrete Nachdenkprozess für das Areal. „Ideen gibt es seit dem Stadtentwicklungsprozess. Jetzt geht es um die definitive Gestaltung. Da werden wir alle Beteiligten an einen Tisch holen“, sagt Leitner. Relativ rasch soll zumindest provisorisch der Rad- und Gehweg hergerichtet und freigegeben werden.