Worthington: Ein digitaler Zwilling für jede Flasche

Erstellt am 18. Februar 2021 | 05:33
Lesezeit: 4 Min
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Anna Schneider und Christian Punzengruber sind bei Worthington in Kienberg zwei der führenden Umsetzer von  Digitalisierungsinitiativen. Ein Muster-Digitalisierungsprojekt ist der digitale Arbeitsplatz. Aktuell wird der erste Prototyp entwickelt.
Foto: Worthington
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Die NÖN fragt nach, warum auch für einen Stahlflaschenproduzent wie Worthington die Digitalisierung immer wichtiger wird.

Seit 2018 ist Timo Snoeren General Manager von Worthington Österreich und Polen. Zwei Hauptthemen begleiten ihn seit damals: Innovation und Digitalisierung. „Es ist mein persönliches Anliegen, dass wir ein zukunftsorientiertes Unternehmen sind. Ich bin ein klarer Förderer jeglicher Neuerung, die unser Geschäft auch in Zukunft sichert“, sagt Snoeren.

So ist es nicht verwunderlich, dass es seit 2018 eine eigene Abteilung für Innovation und Digitalisierung bei Worthington in Kienberg gibt. Digitalization Project Manager ist Anna Schneider, die zuvor zwei Jahre in der Qualitätssicherung bei Worthington tätig war. Sie hat als erste Worthington-Mitarbeiterin den Lehrgang „Digital Future Management“ bei der Zukunftsakademie Mostviertel absolviert. Digitalisierungsprojekte werden abteilungsübergreifend gelöst, einer von diesen Umsetzern ist Christian Punzengruber vom Project Management Office. Auch im aktuellen Jahrgang besuchen zwei Worthington-Mitarbeiter diesen Lehrgang.

„Wir bringen Intelligenz in die Maschinen.“ Anna Schneider, Digitalization Project Manager

Ziel des ersten Lehrgangs von Anna Schneider war es, eine Digitalisierungs-Strategie für Worthington zu entwickeln – sowohl nach innen als auch nach außen gerichtet. Daraus ergibt sich auch ein Zukunftsbild für 2025.

Intern geht es vor allem um Prozessoptimierung, das Vernetzen von Systemen, Verbesserungen im Logistikbereich und darum, „Intelligenz in die Maschinen zu bringen“, wie es Anna Schneider formuliert. Das soll insgesamt bis 2025 zu einer spürbaren Reduktion der Herstellungskosten führen. „Ein ehrgeiziges Ziel, weil Worthington schon in den vergangenen Jahren sehr viel auf Optimierung geachtet hat“, weiß Schneider.

Beispiele für interne Prozessverbesserungen sind etwa die Einführung von digitalen Zwillingen für jede Flasche und der digitale Arbeitsplatz. „Wir gestalten gerade eine digitale Pilotanlage für die Gewindebearbeitung. Wir rüsten diese reale Anlage so um, dass auch die Maschine intelligenter wird. Sie soll dem Mitarbeiter in Zukunft aufzeigen, wenn es etwa Abnutzungserscheinungen oder andere Fehlermöglichkeiten gibt. Gleichzeitig liefert sie alle Daten über das Produkt und steuert auch den Beschaffungsprozess. Der Mitarbeiter bekommt all diese Meldungen und entscheidet dann, wie er weiter vorgeht“, erklärt Christian Punzengruber.

Aber auch extern will man Innovation und Digitalisierung dazu nutzen, bestehende Geschäftsmodelle neu zu gestalten und damit wettbewerbsfähig zu bleiben. Dazu will man auch digitale Dienstleistungen für die Kunden anbieten und Kundenbedürfnisse weiterdenken. „Dabei geht es um die Frage, was passiert mit unseren Produkten, wenn sie unser Werk verlassen“, verrät Anna Schneider.

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Ein Muster-Digitalisierungsprojekt ist der digitale Arbeitsplatz. Aktuell wird der erste Prototyp entwickelt.
Foto: Worthington

Dass zum Erreichen dieser Ziele die Zusammenarbeit aller 400 Mitarbeiter nötig ist, weiß man bei Worthington. „Natürlich gibt es unter den Mitarbeitern auch eine gewisse Skepsis oder gar die Befürchtungen, dass Digitalisierung zu Lasten von Arbeitsplätzen geht. Aber dank vieler Gespräche und offener Information schärfen wir das Bewusstsein bei den Mitarbeitern. So reden alle von demselben. Das ist für eine positive Entwicklung des Gesamtthemas wichtig“, weiß Punzengruber.

Zusätzlich hat Worthington im Kienberger Werk auch ein intensives internes Schulungsprogramm ins Leben gerufen, an dem alle Mitarbeiter teilnehmen. Im Bronze-Level, das alle 400 Mitarbeiter durchlaufen, geht es um die Information über aktuelle Digitalisierungsprojekte und das Vermitteln der Strategien. Im Corona-Jahr hat man dafür eine neue E-Learning Plattform eingeführt, die die Mitarbeiter auch auf dem Handy abrufen können.

Im Silber-Level sind im ersten Schritt 38 Führungskräfte sowie alle Digitalisierungschampions involviert. Dort werden in Ganztagesworkshops mit externen Partnern Ideen entwickelt und ausgearbeitet. „Wir haben aktuell über 20 Digitalisierungschampions – in jeder Abteilung mindestens einen. Es kann sich jeder Mitarbeiter, der interessiert ist, dafür melden“, schildert Anna Schneider. Diese Champions sind dann auch für den Gold-Level vorgesehen, der im März mit dem ersten Ausbildungstag starten wird. Dort geht es dann in fünf Modulen ebenfalls gemeinsam mit externen Partnern an die Umsetzung der Ideen aus dem Silber-Level.

„Für einen Industriebetrieb ist es unerlässlich, nach vorne zu schauen und sich zu rüsten. Genau in dieser Aufgabe steckt mein Herzblut“, ist der Digitalisierungsprozess für Timo Snoeren der wesentliche Erfolgsfaktor für die nächsten Jahre.

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