Der Bezirk Scheibbs ist fest in türkiser Hand

Im Wahlkreis Mostviertel übertrifft das ÖVP-Ergebnis noch einmal das ohnehin schon sehr gute Landesergebnis deutlich. 46,6 Prozent bedeuten für die ÖVP im Wahlkreis ein Plus von 8,1 Prozent (ohne Wahlkarten). Am stärksten dabei der Scheibbser Bezirk mit 51,6 Prozent. Hier gab es auch ex aequo mit dem Bezirk Melk die größten ÖVP-Zugewinne im Mostviertel (jeweils +8,8 Prozent). Auch wenn bei Redaktionsschluss die Wahlzahl noch nicht feststand, ist fix, dass die beiden arrivierten ÖVP-Abgeordneten Georg Strasser aus Nöchling und Andreas Hanger aus Ybbsitz wieder mit einem Direktmandat in den Nationalrat einziehen werden.

Relativ fix mittels Direktmandat im Nationalrat ist auch der Ybbser SPÖ-Bürgermeister Alois Schroll, selbst wenn die SPÖ im Wahlkreis 4,6 Prozent verloren hat. Dennoch ist die SPÖ mit 25.527 Stimmen im Wahlkreis 3c wieder die klare Nummer zwei, nachdem sie 2017 noch über 3.000 Stimmen hinter der FPÖ lag. Bei der FPÖ steht ein Minus von 8,7 Prozent vor dem Ergebnis. Eine herbe Klatsche für Wahlkreis-Spitzenkandidatin Edith Mühlberghuber, die seit 2008 immer mittels Direktmandat in den Nationalrat eingezogen war. Dennoch hat die 54-jährige Haidershofnerin ihr Mandat fix über die Landesliste.
Erber: „Erwartungen bei weitem übertroffen“
„Das Ergebnis hat unsere kühnsten Erwartungen übertroffen“, freut sich ÖVP-Bezirksparteiobmann Anton Erber am Wahlabend im NÖN-Gespräch. Vor allem das Bezirksergebnis mache ihn sehr stolz. „Wir haben erstmals in allen 18 Gemeinden die Mehrheit. Das ist eine großartige Leistung. Danke an alle, die dazu mitgeholfen haben“, jubelt Erber.

Auch Bezirksspitzenkandidatin Katrin Teufel, Nummer vier auf der Wahlkreisliste, zeigte sich extrem glücklich über das Ergebnis. „Ein Verdienst von Sebastian Kurz. Er ist der beste Kanzler für Österreich“, sagt die 24-jährige Randeggerin, die jetzt nach vorne blickt, sich eine Regierung ohne Einzelfälle wünscht.
Dass die Koalitionsgespräche nicht einfach werden, davon ist Erber überzeugt.
„Bei der FPÖ weiß man nicht, wer das Sagen hat. Mit den Grünen und der SPÖ trennt uns inhaltlich schon einiges“, sagt Erber und könnte sich durchaus auch eine Dreierkoalition Türkis-Grün-Pink vorstellen.
Ein deutliches Lebenszeichen in Grün
Die zweiten großen Gewinner im Scheibbser Bezirk sind die Grünen. Die 8,5 Prozent im Bezirk Scheibbs bedeuten ein Plus von 6,3 Prozent. Entsprechend happy war am Wahlabend auch Christian Müller aus Purgstall, die Nummer zwei im Wahlkreis. „Ich habe damit gerechnet, dass wir wieder den Einzug schaffen. Aber dieses Ergebnis übertrifft alle Erwartungen“, sagt Müller und hofft nun auch für die Gemeinderatswahlen Schwung mitnehmen zu können. Bislang sind die Grünen ja nur in Purgstall und Scheibbs vertreten. „Wir haben jetzt im Wahlkampf Präsenz gezeigt und auch dort plakatiert, wo noch nie ein Grüne-Plakat gewesen ist. Das hat sich bezahlt gemacht“, ist Müller überzeugt.
Teufel: „Für FPÖ bleibt nur Oppositionsrolle“

Riesengroß ist die Enttäuschung bei FPÖ-Bezirksvorsitzenden und Listen-Dritten Reinhard Teufel aus Lackenhof, auch wenn es aufgrund der Wucht der Ereignisse in den letzten Wochen für ihn nicht ganz überraschend kommt. „Diesen standen wir ohnmächtig gegenüber.
Das Ergebnis wirft uns zehn Jahre zurück. Wir werden aber nicht zehn Jahre brauchen, um das wieder aufzuholen“, sagt Teufel. Der Wiederaufbau und das Zurückholen des verloren gegangenen Vertrauens müssen aber umgehend starten. „Das Wahlergebnis ist für die FPÖ jedenfalls kein Auftrag, in Regierungsverhandlungen einzutreten“, betont auch Teufel.
Kleines Trostpflaster: SPÖ wieder Nummer 2
Im Bezirk ist die FPÖ seit Sonntag prozentuell gesehen wieder die Nummer drei, auch wenn sie noch in elf der 18 Gemeinden vor der SPÖ liegt. Ein schwacher Trost für die Sozialdemokraten, die erstmals bei einer Nationalratswahl in keiner Bezirksgemeinde mehr stärkste Partei sind – auch nicht in den traditionellen Hochburgen Wieselburg und Gaming.
In Gaming, der Heimatgemeinde von Bezirksvorsitzender und Bürgermeisterin Renate Gruber, die seit März 2018 im Nationalrat war, hat die SPÖ mit einem Minus von 1,5 Prozent zwar geringe Verluste und das beste Bezirksergebnis, aber auch dort war die ÖVP stärker. „Das Ergebnis tut sehr weh und muss analysiert werden. Wir haben es nicht geschafft, FPÖ-Wähler zurückzugewinnen. Die sind zur ÖVP gewandert und wir haben unsere Wähler an die Grünen verloren“, ist Gruber enttäuscht.
