Aus für Theatersommer Neubruck

Erstellt am 05. November 2019 | 05:12
Lesezeit: 4 Min
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Bei der Programmpräsentation für den Theatersommer Schloss Neubruck 2019 war noch alles eitel Wonne, von links: Andreas Hanger, Ursula Zechner, Christian Meister-Sedlinger, Martin Sedlinger und die damalige Scheibbser Bürgermeisterin Christine Dünwald.
Foto: Eplinger/Archiv
Trotz zehn ausverkaufter Aufführungen im Premierenjahr wird es 2020 keinen Theatersommer Schloss Neubruck mehr geben.
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Die Begeisterung war groß. Zehn ausverkaufte Aufführungen von „Der Weibsteufel“, viele Besucher auch aus weiter Ferne, die dadurch auch das Schloss Neubruck kennenlernten und durch die Bank positive Kritiken. Das Premierenjahr des Theatersommers Schloss Neubruck, den Intendantin Christina Meister-Sedlinger gemeinsam mit ihrem Mann Martin Sedlinger als Produktionsleiter sowie der Stadtgemeinde Scheibbs als Veranstalter heuer aus der Taufe gehoben hatte, schien auf allen Ebenen geglückt zu sein.

Bei der Dernièren-Feier am 11. August war man noch überzeugt, dass der Theatersommer Schloss Neubruck so wie geplant keine „Eintagsfliege“ sein werde, sondern nachhaltig das kulturelle Sommerangebot im Schloss prägen werde. Auch punkto Budget war der Theatersommer eine Punktlandung. „Wir haben die 40.000 Euro genau eingehalten“, erklärt Martin Sedlinger. Vom Land gab es 6.000 Euro Förderung, die Stadtgemeinde förderte mit Bauhofleistungen.

Doch die Verantwortlichen hatten im wahrsten Sinne des Wortes die Rechnung ohne den Wirten gemacht. Denn Gastro-Pächterin Ursula Zechner war alles andere als glücklich mit dem wirtschaftlichen Ergebnis während der dreiwöchigen Spielzeit.

Zechner: „Wirtschaftlich für uns ein Minus“

„Es ist zwar schön, wenn an jedem Theaterabend um die 120 Besucher kommen, aber für uns waren damit sowohl der überdachte Schlosshof als auch der Keramiksaal blockiert. Dadurch konnten wir keine Feiern oder Feste in dieser Zeit annehmen. Nur, ein Theaterbesucher, der sich in der Pause ein Getränk holt, konsumiert um einiges weniger als ein normaler Gast. Und das Personal brauche ich dennoch“, sagt Ursula Zechner im NÖN-Gespräch und zeigte sich nicht mehr bereit, im kommenden Jahr erneut drei oder vier Wochenenden in der (wirtschaftlichen) Hochsaison für das Theater „zu opfern“.

Überhaupt kein Verständnis für diese Haltung zeigen Martin Sedlinger und Christina Meister-Sedlinger. Immerhin hätte der Theatersommer Schloss Neubruck der Gastwirtschaft auch einen enormen Werbeeffekt gebracht – und das ohne einen Cent an Werbekosten für die Gastwirtschaft selbst. Und rund 1.100 Gäste an zehn Abenden seien auch nicht ohne, nur hätte man sich darauf vielleicht auch besser einstellen müssen.

Bereits 2019 lief nicht alles ganz friktionsfrei

„Wir hatten das Sommertheater ursprünglich ja sogar als Theater-Dinner geplant, doch da hat Ursula Zechner abgewunken. Und leider gab es auch schon während der heurigen Produktion immer wieder kleinere oder größere Auffassungsunterschiede, wobei ich Ursula Zechners Lebensgefährten Hans Berger hier außen vor lassen möchte. Denn dieser hat immer wieder mitgeholfen“, betont Martin Sedlinger. Zudem hätte man für 2020 auf den Keramiksaal als Ausweichquartier verzichtet.

Dass es jetzt zu diesem endgültigen Bruch mit Neubruck gekommen sei, bedauern sowohl die Intendantin als auch der Produktionsleiter. „Es tut sehr weh, da wir sehr viel Herzblut und Engagement in dieses Projekt gesteckt haben und wir wirklich gehofft hätten, hier in unserer Heimat etwas Langfristiges aufbauen zu können“, sagt Christina Meister-Sedlinger. Für 2020 hätte es sogar ein besonderes Highlight geben sollen. St. Antons Bürgermeisterin Waltraud Stöckl hat nämlich den österreichweiten Bürgermeisterinnentag an Land gezogen und wollte ein Gala-Dinner mit einer exklusiven Sommertheater-Vorstellung kombinieren. Sogar Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner war dazu angekündigt.

In den letzten Wochen hat es noch mehrmals Vermittlungsversuche seitens des Scheibbser Bürgermeisters Franz Aigner und Neubruck Immobilien GmbH-Geschäftsführer Andreas Hanger gegeben. Auch diese bleiben erfolglos. Zu einer gemeinsamen Aussprache auf einem Tisch ist es nicht mehr gekommen.

„Damit ist der Theatersommer im Schloss Neubruck für uns gestorben, denn dieser hat nicht die Aufgabe, die Gastro am Leben zu erhalten. Aber wir sind im Gespräch mit anderen Orten. Neubruck ist nicht das einzige Schloss in der Region. Noch haben wir die Hoffnung, dass es einen Theatersommer 2020 geben wird, nicht ganz aufgegeben“, sagt Martin Sedlinger.Auch der Scheibbser Bürgermeister Franz Aigner hofft, den Theatersommer vielleicht sogar noch in Scheibbs halten zu können. Erste Gespräche mit der Bezirkshauptmannschaft wegen des Scheibbser Schlosshofes als Aufführungsort gab es bereits.

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