Schweinemarkt: Die Sorgen der Bauern sind groß

Erstellt am 23. September 2021 | 12:00
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Beim Hofgespräch am vergangenen Mittwoch bei Martin und Michael Eppensteiner in Steinakirchen standen aktuelle Themen in der Schweinehaltung am Programm. Bauernbundpräsident Georg Strasser informierte über Punkte, die die Regierung gerade verhandelt.
Foto: Anna Faltner
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Steinakirchen/Wolfpassing: Bei einem Hofgespräch stand die aktuelle Situation der Schweinehaltung im Fokus. Mit Sorgen sind Landwirte nicht allein.

Von rosigen Zeiten können die Landwirte aus Steinakirchen und Wolfpassing in der Schweinebranche aktuell kaum reden. Die wirtschaftliche Situation ist katastrophal. Sie haben mit extrem niedrigen Preisen zu kämpfen, stockendem Absatz, hohen Auflagen und enormen Investitionskosten. Darüber hinaus fürchten sich viele davor, Opfer der Negativ-Propaganda des Tierrechtsaktivist Martin Balluch zu werden.

Genau diese Themen standen bei einem Hofgespräch zuhause bei Martin und Michael Eppen-steiner in Zehetgrub in der Vorwoche im Fokus. Dazu geladen waren Branchenkollegen aus der direkten Umgebung sowie Bauernbundpräsident Georg Strasser. „In kaum eine andere Branche haben meine Mitarbeiter und ich im letzten dreiviertel Jahr so viel Zeit investiert. Die Probleme gibt es leider nicht erst seit heuer“, weiß Strasser genau, wovon die regionalen Landwirte sprechen.

Vollspaltenboden ist laut Strasser in Gefahr

Der Bauernbundpräsident gewährte den Landwirten einen Einblick in seine Parlamentsarbeit und informierte über aktuelle Verhandlungen und Zukunftsprognosen. Gerade werde nämlich daran gearbeitet, das AMA-Gütesiegel weiterzuentwickeln. Die Politik habe im vergangenen Jahr ihre „Hausaufgaben“ gemacht. Zum Einen wurde ein Tierwohl-Pakt geschnürt, das 110 Millionen Euro an Förderungen für Investitionen in moderne Stallhaltung und Formen enthält. „Dann hat sich der Bund dazu verpflichtet, dass er regional in Österreich einkauft. Wir werden dahinter sein, dass das die Institutionen von Bund und Länder auch wirklich einhalten.“ Und die dritte „Hausaufgabe“ betrifft die Fütterungs- und Strohhaltungssysteme. Auch hier soll vom Bund eine Unterstützung kommen. Leider rechnet er aber auch damit, dass der Vollspaltenboden in der Schweinehaltung irgendwann durch die Opposition verabschiedet wird.

„Sagt‘s uns, wenn ihr unser Fleisch nicht mehr essen wollt. Dann können wir zusammenpacken!“ Martin Auer, Kammersekretär in Melk und Scheibbs

Für die aktuelle Situation am Schweinemarkt zeichnet Strasser kein schönes Bild: Steigende Kraftfutterkosten und Investitionskosten machen es den Landwirten nicht einfach. „Wir haben mittlerweile auch nicht mehr die 100 Prozent an Eigenerzeugung. Wir schwächeln generell im Absatz und das Schweinefleisch ist in Diskussion. Die Balluch-Bilder tun der Branche weh“, sagt der Bauerbundpräsident. Damit sprach er zwei Punkte an, die im Anschluss von den Anwesenden – darunter auch Kammersekretär Martin Auer, Bezirksbauernkammer-Obmann Franz Rafetzeder samt Stellvertreter Franz Aigner sowie Landeskammerrätin Anita Heigl – heftig diskutiert wurden. Martin Balluch, Obmann des „Vereins gegen Tierfabriken“ macht ihnen besondere Sorgen. Mit (ohne Erlaubnis aufgenommenen) Fotos aus Ställen, die „furchtbare Zustände“ zeigen sollen, rücke er die Branche in ein sehr schlechtes Licht. Die Vertreter der Bezirksbauernkammer sagten zu, dass sie betroffene Landwirte mit Anwälten unterstützen wollen. „Das ist und bleibt Unrecht, was der da macht. Wir Landwirte sitzen nur noch auf der Anklagebank. Sagt‘s uns, wenn ihr unser Fleisch nicht mehr essen wollt. Dann können wir zusammenpacken und ihr esst euer Fleisch aus ausländischen Tierfabriken“, richtete Martin Auer scharfe Worte an Kritiker aber auch Konsumenten. Denn wenn die Schweinezüchter ausfallen, werden die Lebensmittelketten andere Wege finden. „Wir kämpfen wie die Hunde. Wenn wir es nicht selber tun, dann machen es die Konzerne“, war auch Strasser überzeugt.

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