Schauspiel Scheibbs führt „Jägerstätter“ auf: „Sehr heutiges Stück“

Erstellt am 31. Oktober 2021 | 06:19
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Das Ensemble des Schauspiel Scheibbs mit den Hauptdarstellern Kurt Tutschek und Simone Klein führt heuer Felix Mitterers Stück „Jägerstätter“ auf.
Foto: Schauspiel Scheibbs
Schauspiel Scheibbs führt Mitterer-Stück „Jägerstätter“ auf. Kurt Tutschek spielt Rolle des berühmten Wehrdienst-Verweigerers.
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NÖN: Nach einer Komödie im Theaterherbst 2019 steht heuer eine Tragödie auf dem Programm – warum?

Kurt Tutschek: Wir handhaben das so, dass wir immer abwechseln. Der Vorschlag, das Mitterer -Stück zu spielen, kam von unserem neuen Regisseur Georg Niederer. Geplant war es schon für den Theaterherbst 2020, der aber dann wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste.

Worum geht es im Stück?

Tutschek: Um die Lebensgeschichte von Franz Jägerstätter, einem Bauern, der aus religiösen Gründen im 2. Weltkrieg den Wehrdienst verweigerte. Im Juni 1943 wurde er dafür hingerichtet. Ich spiele Franz Jägerstätter, Simone Klein seine Frau Franziska.

Wie ist Franz Jägerstätter im Stück dargestellt?

Tutschek: Als ein Mensch, der den Dienst an der Waffe aus Prinzip verweigert, aus tiefen religiösen Gründen. Er ist Pazifist, weil Gott, so wie er glaubt, keinen Krieg will. Er bleibt seiner Ideologie treu. In gewisser Weise wird er dadurch auch zum Fanatiker, aus dem dem Grund, dass der Himmelvater es eben so will. Er bleibt sich treu ohne Rücksicht auf Verluste, lässt sogar seine Frau und Kinder allein. Aber seine Frau hat immer zu ihm gehalten.

Ist Franz Jägerstätter ein Widerstandskämpfer?

Tutschek: Interessant ist, dass Jägerstätter im österreichischen Widerstand lange nicht als Held geführt wurde. Wohl, weil er nicht explizit gegen die Nazis protestiert hat, sondern gegen den Krieg und das Töten an sich. Auf der Bühne gibt es auch keine Nazi-Symbole oder Hakenkreuz-Fahnen, weil Mitterer das explizit nicht wollte. Es ist durch das Thema Gehorsam ein sehr heutiges Stück.

Wie fühlen Sie sich in der Rolle des Franz Jägerstätter?

Tutschek: Ich bin nicht religiös, aber ich kann mich schon in ihn hineinversetzen. Darüber hinaus ist es eine große Herausforderung, diese Rolle zu spielen, weil man einem realen Menschen und seiner Lebensgeschichte gerecht werden muss. Und nicht zuletzt der Sprache und der Interpretation des Autors, Felix Mitterer. Das ist ein großer Spagat.

Was fordert die Rolle von Ihnen als Darsteller?

Tutschek: Ich muss sagen, es geht ganz schön rein, ist auch körperlich nicht ohne. Besonders herausfordernd ist es, die Veränderung der Figur im Lauf der Handlung darzustellen. Gegen Ende verändert sich Jägerstätter innerlich, distanziert sich immer mehr von der realen Welt.

Was lässt sich über die Aufführung noch sagen?

Tutschek: Alle 12 Darsteller sind immer im Einsatz auf der Bühne. Und die Umbauten auf der Bühne werden von den Schauspielern selbst durchgeführt. Dafür haben wir uns eine geniale Lösung einfallen lassen. Aber wer das sehen möchte, soll kommen und das Stück im kultur.portal anschauen. Der Kartenverkauf hat übrigens schon begonnen.

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