Krise brachte neue Gäste in den Bezirk Scheibbs

Ein Sommer, in dem vor allem für Urlaub im Inland geworben wurde, liegt hinter den Tourismusbetrieben. Die NÖN will wissen, wie das heimische Urlaubsangebot tatsächlich angenommen wurde.
„Weit besser als wir noch im Frühjahr gedacht hatten“, sagt Andreas Purt, Geschäftsführer von Mostviertel Tourismus. 270.000 Nächtigungen haben die heimischen Betriebe von Jänner bis Juli verloren – das sind rund 50 Prozent. Die Monate Juli und August waren dafür bei den Hotels und bei den Ausflugszielen meist sogar besser gebucht als in den Jahren zuvor. Mostviertel Tourismus verbucht aktuell ein Minus von 38 Prozent, der NÖ-Schnitt liegt bei 45 Prozent. „Viele Leute, die uns ohne Corona vermutlich nicht am Radar gehabt hätten, sind zum ersten Mal in die Region gekommen. Die Rückmeldungen sind positiv. Wir denken, dass uns das nachhaltig für die nächsten Jahre helfen wird“, berichtet Purt.
Lunz mit Übernächtigungs-Plus
Über ein Plus an Nächtigungen kann sich etwa die Gemeinde Lunz am See freuen (siehe unten). „Dort und in Mitterbach haben wir, glaube ich, die stärksten Zahlen ever“, verkündet Purt. Wandern, Radfahren und Baden – darum kommen die Urlauber in die Region. Dass vermehrt Frequenz im Ort herrscht, bestätigt auch Hotelchefin Annemarie Daurer vom Zellerhof. Bis Ende September ist im Landhotel kein Zimmer mehr frei. Alle 80 Betten sind belegt. „Juli und August hatten wir im Vergleich sogar mehr Buchungen als im Vorjahr. Auch der September ist bislang ok. Wenn die Herbstferien noch gut laufen, dann haben wir die Verluste, die durch die Sperre entstanden sind, ausgeglichen“, berichtet die Hotelchefin zufrieden.
Starke Verluste bei manchen Betrieben
Während die Ferienhotellerie samt Ausflugszielen gut gebucht war – übrigens hat sich dabei die Aufenthaltsdauer verlängert – mussten einige Betriebe auch starke Verluste einstecken. Reinsberg verlor rund 66,7 Prozent (in Zahlen: 1.456) der Nächtigungen im Vergleich zu 2019. „In einigen Gemeinden ist das auf Schulgruppen oder Ferienlager zurückzuführen. Diese Quartiere standen heuer oft leer“, erklärt Purt. Nicht so aber am Hochkar. Denn hier konnte das JUFA-Hotel trotz der Gruppenstornierungen die Bilanz mit Individualreisenden zum Positiven wenden. „Ab Mitte Juli waren wir an den Wochenenden immer, und sonst fast ausgebucht“, zeigt sich der Leiter des 275-Betten-Hauses, Markus Essletzbichler, erfreut.
Punkten konnten auch jene Ziele, bei denen das Naturerlebnis im Fokus steht. Neben Lunz steigerten auch Purgstall, Gresten, Scheibbs und St. Anton ihre Nächtigungszahlen im Juni und Juli. Vom August sind noch keine Daten bekannt. „Wir gehen aber davon aus, dass es da noch mehr Nächtigungen waren“, meint der Tourismusexperte.
Wie es im Herbst aussehen könnte, ist ungewiss. „Das Buchungsverhalten war schon im Sommer sehr kurzfristig. Die Leute sind vorsichtig, warten die Coronalage und das Wetter ab. Aber normal ist der September bei Wandergästen auch noch gut gebucht“, zeigt sich Purt zuversichtlich.