Mit Ende Juli schließt Scheibbs den „Zufluchtsort“ Lehenhof

Erstellt am 08. Juni 2023 | 10:00
Lesezeit: 3 Min
Scheibbs - Lehenhof
Foto: Christian Eplinger
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Die Stadtgemeinde Scheibbs schließt mit Ende Juli den Lehenhof. Er ist und war die größte Vertriebenenunterkunft im Mostviertel während des Ukraine-Krieges.

Am 14. März des Vorjahres kamen die ersten 30 vom Krieg in der Ukraine vertriebenen Mütter mit ihren Kindern in ihrem neuen Zufluchtsort an. Im Scheibbser Lehenhof fanden sie ihr neues Zuhause - manche nur für kurze Zeit, viele für mehrere Wochen und Monate. Den Höchststand erreichte man im Lehenhof im Sommer des Vorjahres mit knapp über 90 ukrainischen Kindern, Frauen und (älteren) Männern. Zuletzt beherbergte der Lehenhof noch zwischen 40 und 50 Personen. Seit 1. Juni ist diese Zahl auf 21 Bewohner gesunken. Und laut Land NÖ sind auch keine neuen Zuweisungen mehr zu erwarten. Im Gegenteil. Es werden weniger, weil viele in private Unterkünfte wechseln oder - trotz Krieg - zurück in ihre Heimat gehen.

„Damit mussten auch wir reagieren und haben uns nach vorheriger Absprache mit allen Fraktionen und dem Verein Brücke Scheibbs, der hier gerade zu Beginn des Projekts ja auch als Träger aufgetreten ist, entschieden, mit Ende Juli die Vertriebenenunterkunft Lehenhof zu schließen. Am Dienstag erfolgte der entsprechende einstimmige Stadtratsbeschluss“, informiert der Scheibbser Stadtamtsdirektor Gerhard Nenning, der hauptverantwortlich für die gesamte Rundum-Organisation im Lehenhof war und ist.

Kinder können Schuljahr in Ruhe beenden

Den 31. Juli als Schließungsdatum hat man dabei bewusst gewählt. Denn zum einen sollen die ukrainischen Kinder, die in Scheibbs die Kindergärten oder Schulen besuchen, dieses Schuljahr noch abschließen können. Und zum anderen bleiben damit auch noch zwei Monate Zeit, für die Flüchtlinge, die in der Region bleiben wollen, Ersatzquartiere zu finden. „Einige wollen in so großen Unterkünften bleiben, weil sie so rasch als möglich in die Ukraine zurückkehren wollen. Diese werden vom Land in eine andere Unterkunft zugewiesen. Für alle anderen sind wir bemüht, in Scheibbs und der Region private Wohnmöglichkeiten zu finden“, erklärt Nenning.

Damit ist auch für die vielen Freiwilligen, die in diesen fast eineinhalb Jahren ehrenamtlich Dienst im Lehenhof versehen haben, ein Ende ihrer „Arbeit“ in Sicht. „Viele engagieren sich jetzt aber noch bei der Wohnungssuche und haben auch schon Bereitschaft signalisiert, dann auch noch beim Ausräumen mitzuhelfen“, weiß Nenning.

Welche Nutzung der Lehenhof danach erfahren wird, steht damit wieder in den Sternen. Die Stadtgemeinde hat den Mietvertrag jedenfalls gekündigt. Das 25,4 Hektar große Areal des Lehenhofs ist seit November 2021 ja in Besitz der Schloss Lehenhof Besitz GmbH & Co KG von Gerhard Buchinger und Gerhard Aigner.

Scheibbs - Lehenhof
Der Kinderchor des Lehenhofs beim "Ein-Jahres-Fest" der Vertriebenenunterkunft im März.
Foto: Claudia Christ