Gefährliche Freiheit auf zwei Rädern
Gefährliche Freiheit auf zwei Rädern. Adäquate Ausrüstung schützt oftmals vor Verletzungen, dennoch steigt die Unfallgefahr, besonders bei E-Bikes.
In der Brust von Lukas Hürner aus Wolfpassing schlagen zwei Herzen, jenes des Notfallsanitäters und das des leidenschaftlichen Motorradfahrers. Zwei Dinge, die jedoch bedauerlicherweise oftmals sehr nah miteinander verbunden sind. Denn egal ob Motorrad, E-Bikes, Fahrrad oder Scooter, die bewegte Freiheit birgt auch viele Gefahren in sich. „Ich habe über die Jahre viele verletzte Biker versorgt, das verschafft großen Respekt und verdirbt gleichzeitig die Lust aufs Rasen“, sagt Hürner.
Reiz der Freiheit
Ihn reizt weniger die Geschwindigkeit, sondern das Gefühl von Freiheit und die Eindrücke von Natur und Landschaft. „Gerade beim Motorradfahren gelingt es mir außerdem recht gut, den Kopf freizubekommen“, meint der der Rotkreuz-Pressesprecher, der erst vor Kurzem die Leidenschaft für das motorisierte Zweirad für sich entdeckt hat. Heuer musste das Rote Kreuz Scheibbs bisher selten zu Motorradunfällen ausrücken. „Das liegt möglicherweise am verspäteten Saisonstart, aber auch daran, dass sich die meisten Biker die erforderliche Zeit für eine Wiedereingewöhnungsphase nehmen“, vermutet Hürner.
Schutzausrüstung wichtig
Die Entschärfung von Unfall-Hotspots durch Geschwindigkeitsbeschränkungen oder die Montage eines Leitschienen-Unterfahrschutzes an häufigen Unfallstellen ist durchaus spürbar. „Viele Biker investieren zum Glück auch in eine entsprechende Schutzausrüstung, die immer wieder schwerere Verletzungen verhindern“, sagt der 42-Jährige. Ein typisches Verletzungsmuster bei einem Sturz ist das Polytrauma, also eine schwere Mehrfachverletzung. „Wenn der Betroffene nicht mehr reagiert ist es zwingend notwendig den Helm abzunehmen, denn nur dann können die Atemwege des Verunfallten gesichert werden.“
„Das ist wie beim Skifahren. Wenn‘s dich einmal schmeißt, weißt du, wofür der Helm gut ist.“ Harald Gnadeberger, Bürgermeister Gresten
Eine adäquate Schutzausrüstung ist auch für den begeisterten Radfahrer und Randegger Vizebürgermeister, Josef Tatzreither, das A und O: „Ich fahre nie ohne Helm. Und wenn es mir doch einmal passiert, dann geht er mir gleich ab. Bei Unfällen macht das schon Sinn. Man muss ja seinen Kopf schützen.“ Und auch der Grestner Bürgermeister Harald Gnadenberger betonte bei der Eröffnung des neuen Erlauftalradweges: „Das ist wie beim Skifahren. Wenn‘s dich einmal schmeißt, weißt du, wofür der Helm gut ist.“
Verletzungsgefahr hoch
Welche schweren Folgen ein Sturz mit dem Zweirad haben kann weiß auch Bezirkspolizeikommandant Thomas Heinreichsberger: „Die Gefahr sich zu verletzen ist sehr hoch und wird insbesondere beim E-Biken sehr oft unterschätzt. Die Radfahrer sind oft mit der gefahrenen Geschwindigkeit überfordert.“ Hinzu kommt, dass Radfahrer leicht übersehen werden, wodurch die Unfallgefahr auch ohne Eigenverschulden wesentlich erhöht werde.
Motorradfahrer auf B25 mit 193 km/h geblitzt
Tatsächlich kam es heuer bereits im Bezirk zu elf Verkehrsunfällen mit Fahrrädern mit zum Teil Schwerverletzten. „Zum Großteil handelt es sich dabei um E-Bikes. Die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher sein, da Unfälle aus Eigenverschulden mit leichten Verletzungen oder lediglich Sachschaden zumeist nicht polizeilich gemeldet werden“, meint Heinreichsberger. Die Unfalltendenz beim Fahrradfahren ist aufgrund des Booms eindeutig steigend. „Bei den Motorradfahrern gab es heuer glücklicherweise noch keine tödlichen Unfälle im Bezirk.“
Dafür erwischte die Polizei am Sonntag bei einer Kontrollaktion auf der B25 zwischen Lunz und Göstling gleich zwei Raser. Ein 44-jähriger Motorradlenker war mit 193 statt der erlaubten 100 km/h unterwegs. Ihn erwartet jetzt eine Anzeige der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs. Post bekommt auch ein 20-jähriger Probeführerscheinbesitzer, der mit dem Auto im selben Bereich mit 145 km/h unterwegs war.
B35 Unfall-Hotspot
Zurück zu den Unfällen: Hotspots für schwere Verkehrsunfälle mit Motorrädern im Bezirk sind die B25 oder die Strecke über den Wastl. Da die meisten Unfälle aufgrund von Fahrfehlern und Fehleinschätzungen passieren, appelliert der Bezirkspolizeikommandant, als Lenker selbst daran zu arbeiten.
Die nicht angepasste Geschwindigkeit am Zweirad ist in den meisten Fällen der Unfallverursacher. Ebenso muss man bedenken, dass mit E-Bikes Bergstrecken ohne Weiteres zu bewältigen sind, auch wenn sie sehr steil sind. „Mitdenken muss man auch, dass man den Berg mit dem Rad wieder runterkommen muss“, betont Heinreichsberger.