Wie Generationen in Zukunft wohnen

Fünf fünfeckige Holzgebäude gruppieren sich nahe St. Egyden zwischen Nadelwäldern zu einer kleinen, harmonischen Siedlung und bilden gemeinsam den Waldstrand.

Was hier 2021 mit dem Holzbaupreis ausgezeichnet worden ist und sich wunderbar in die umliegende Natur einfügt, ist beispielhaft für nachhaltiges und energieeffizientes Wohnen. Das Projekt entstand in einer Zusammenarbeit unter anderem des Architekturbüros g.o.y.a., der Baugenossenschaft FRIEDEN Wien und der Handler Bau GmbH.
NÖN: Herr Drbusek, wie baut man für Generationen und was bedeutet Generationenwohnen eigentlich?
Roman Drbusek: Es bedeutet ein architektonisches Angebot, was Wohnungstypologie und auch Nutzungen betrifft. Von der Singlewohnung über die Wohnung mit mehreren Kindern bis hin zur barrierefreien Wohnung im Alter ist alles dabei. Im Erdgeschoß sind ein Gemeinschaftsraum, ein kleiner Greißler sowie ein temporäres Zimmer für einen Arzt und Friseur vorhanden. Durch die Summe dieser Maßnahmen soll die soziale und generationenübergreifende Durchmischung gefördert, Synergien können genutzt werden.
Warum die Form des Fünfecks? Überhaupt: Warum gerade fünf?
Drbusek: Dafür gibt es eigentlich keinen speziellen Grund. Der Entwurfsgedanke war allerdings, die Gebäude nicht als Fremdkörper wirken zu lassen, sondern einen fließenden Übergang zwischen Natur und Architektur zu schaffen. Durch die Polygonalität, also die Vieleckigkeit, entstehen dann auch differenzierte Blickbeziehungen und ineinanderfließende Freiräume.
Und wieso haben beim Generationenwohnen Autos nichts, Holz dafür ganz viel verloren?
Drbusek: Die Autos sind zwar vorhanden, stehen aber im Abseits. Auch wenn die Bahn nicht weit entfernt ist, kann auf das Auto nicht komplett verzichtet werden. Der Einsatz von Holz ergibt sich allein schon aus der Umgebung, dem Wald. Holz steht für Nachhaltigkeit und damit auch wieder für das Generationenwohnen.
Das Projekt heißt ja: Generationenwohnen am Waldstrand. Wieso liegt da der Wald am Strand oder der Strand am Wald?
Drbusek: Der Strand dient als Synonym für Übergang, in unserem Fall ist der Übergang zwischen Wald und Architektur gemeint, der fließend sein soll. Speziell bei diesem Projekt ist, dass der Titel „Waldstrand“ zur Adressbildung wurde.
Was braucht es, um energiesparend zu bauen und energiesparend zu wohnen?
Drbusek: Wir bauen heute hoch gedämmte Gebäudehüllen, die die zugeführte Energie gut speichern. Der Werkstoff Holz als natürlich nachwachsende Ressource unterstützt natürlich den Gedanken der Nachhaltigkeit und des Energiesparens. Auch der hohe Vorfertigungsgrad von Holzbauteilen ist von Vorteil. Ebenso ist das Verhältnis der Außenhülle zum Gebäudevolumen ein maßgebender Faktor, der durch die Wahl des Fünfecks ebenso begünstigt wird.
Sie haben sich zur Wärmegewinnung für eine Sole-Wärmepumpe entschieden. Das erfordert viel Vorplanung und muss genehmigt werden. Warum haben Sie diese Art der Wärmeerzeugung vorgesehen?
Drbusek: Die Wärmegewinnung sowie die haustechnischen Anlagen erfolgen in enger Abstimmung mit Auftraggeber und Fachplanern. In diesem Fall waren die technischen Voraussetzungen sowie die Wirtschaftlichkeit gegeben sich für dieses System zu entscheiden. Gerade in der heutigen Zeit ist die Energiegewinnung ein wichtiger Faktor und autarke Systeme sind nachgefragter denn je.
Und wie komplex war die Planung?
Drbusek: Im Grunde genommen eher einfach, da es bei diesem Projekt keine Tiefgarage gibt und überhaupt auf eine Unterkellerung komplett verzichtet wurde. Wir haben einige Erfahrung im Holzbau und im Wohnbau, wenngleich es unser erster Holzwohnbau war. Die über den Standard hinausgehende Komplexität entstand eher in der Grundrisskonfiguration. Die Schwierigkeit lag darin, die polygonale Grundform des Gebäudes und die orthogonalen, also senkrecht zueinander stehenden und damit gut nutzbaren Räume sinnvoll zu konfigurieren und an die Bedürfnisse der Bewohner anzupassen.
Was ist Ihr Wunsch für das Wohnen am Waldstrand?
Drbusek: Ein „Zusammenwachsen“ von Gebäude, Natur und Bewohnern.
Und was ist Ihr Wunsch oder Ihre Hoffnung, was die Zukunft des Wohnens und Bauens betrifft?
Drbusek: Die Tendenz in Richtung nachhaltiger Bauweise, wie beispielsweise Holzbau, geht in die richtige Richtung. Das Gebäude über seinen gesamten Lebenszyklus zu betrachten vor allem auch, was die Kosten betrifft, ist leider noch nicht so verbreitet. Durch den gestiegenen Preisdruck endet die Budgetplanung daher sehr oft mit der Errichtung des Gebäudes. Auch an der Qualität generell wird daher sehr oft gespart. Im Sinne einer nachhaltigen Sichtweise wäre es auch hier wünschenswert wieder einen Umdenkprozess in Gange zu bringen.