Viel Kritik bei EVN-Infotour in Breitensee

EVN sind wohl die drei Buchstaben, die zur Zeit am häufigsten in Niederösterreich gegoogelt werden. Grund dafür sind rund 300.000 Strom- und Gaskunden des Energieversorgers mit dem „Optima“-Tarif. Mit Ende Juni 2023 werden diese nämlich vonseiten des Energieriesen gekündigt. Deswegen veranstaltet die EVN eine Aufklärungstour. Die EVN-Info-Tour macht in 29 Gemeinden im Bezirk Halt – so auch in Marchegg, wo sich die EVN-Vertreter viel Kritik anhören mussten.
„Trotz Milliardenumsatzes und Millionengewinns bekommen es nun die Kunden zu spüren, die ohnehin schon schwer gebeutelten Bürger wurden erst gar nicht lange gefragt und vor vollendete Tatsachen gestellt“, echauffierte sich ein EVN-Kunde. „Friss oder stirb wird sich so mancher denken, wenn er sich das Schreiben, sofern er es überhaupt erhalten hat, gedacht haben“, ärgerte sich ein anderer Bürger. Großteils ältere Mitmenschen fühlen sich mit der momentanen Situation überfordert und allein gelassen.
Und so waren es auch gerade die Älteren, die die Möglichkeit, sich bei der EVN-Info-Tour beraten zu lassen, nutzten. Dort war man dann sehr höflich und hilfsbereit. Das Wirrwarr mit den alternativen Anbietern überfordert zudem einige EVN-Kunden, so dass die meisten Betroffenen doch das neue Angebot der EVN annahmen.
Des Weiteren verursachen undurchschaubare Jahresabrechnungen massiven Unmut bei den EVN-Kunden: „Wenn ich mir jetzt Autoreifen bestelle, brauche ich ja auch nicht zu wissen, wie viel jeder einzelne Bestandteil kostet und wie diese versteuert werden“, so ein weiterer verärgerter EVN-Kunde.
„Auch wird es mit der drohenden Stromabschaltung mit 1. Juli nichts werden, tausende Briefe wurde falsch oder gar nicht zugestellt, andere wieder hatten das Schreiben im Postkastl, ohne dafür die nötige Unterschrift geleistet zu haben, was wahrscheinlich ein Nachspiel für die Österreichische Post AG mit sich ziehen wird“, prophezeit ein anderer Marchegger.
EVN: „Die Tarife hätten sich nahezu verdoppelt“
Die NÖN konfrontierte EVN-Pressesprecher Stefan Zach mit der Kritik: „In den letzten Jahren kam die EVN mehreren Gerichtsentscheidungen nach, bei Preisänderungen ihrer Optima-Klassik-Tarife transparent vorzugehen, wodurch sie an den österreichischen Strom- und Gaspreisindizes gekoppelt wurden. Bedingt durch die aktuelle Energiekrise hätten sich diese Tarife mit 1. April nahezu verdoppelt. Das wollten wir unbedingt vermeiden. Wir wollen nun die langjährige gute Partnerschaft mit unseren Kunden erneuern.“
Und Zach ergänzt: „Der neue Tarif ist ein einjähriges Fixpreis-Angebot. Unsere Kunden profitieren von einer Preis-Stabilität über den nächsten Winter.“ Über 160.000 Kunden hätten das Angebot bereits angenommen: „Die Kunden müssen ihrem neuen Vertrag aber aktiv zustimmen. Wir brauchen hier Rechtssicherheit.“ Und um die Kunden transparent zu informieren, setze man auf die Info-Tour, so Zach: „Vor allem ältere Menschen, aber auch Menschen mit sprachlichen Barrieren bevorzugen häufig schlicht den persönlichen Kontakt.“