Der Stopfenreuther „Auhirsch“ muss zusperren

Erstellt am 29. März 2023 | 10:00
Lesezeit: 4 Min
Chris Bartusch hinter dem Auhirsch-Tresen
Chris Bartusch in seinem natürlichen Lebensraum: Am 31. März sperrt er den „Auhirsch“ zum letzten Mal auf. Zum Abschluss gibt es eine große Feier im Stopfenreuther Gasthaus.
Foto: Havranek
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Das einzige Wirtshaus in Stopfenreuth schließt nach fast 10 Jahren die Pforten.

Nun schließt auch das einzige Wirtshaus in Stopfenreuth, der bei der Bevölkerung so beliebte „Auhirsch“, seine Pforten. Wirt Chris Bartusch wird am 31. März zum letzten Mal aufsperren. Zum Abschluss wird es am Freitagabend noch eine große Party geben. Die NÖN sprach mit dem beliebten Gastronomen über seine Beweggründe und die vergangenen zehn Jahre in der kleinen Ortschaft inmitten der Donau-Auen.

Alles begann Anfang 2013, als Chris Bartusch mit seinem Tiroler Kompagnon Axel Bucher beschloss, ein eigenes Lokal zu eröffnen. Die beiden kannten einander vom Wiener Restaurant „Bamkraxler“. An den ersten Besichtigungstermin im ehemaligen Gasthaus „Zur Marie“ in Stopfenreuth erinnert sich Bartusch gut: „Zuerst einmal mussten wir googeln, wo Stopfenreuth überhaupt ist.“

Nachdem diese erste Hürde genommen war, kam es zum „Lokalaugenschein“ in der Försterstraße: „Da hab ich mir schon gedacht: Na das wird eine Hack’n. Was tun wir uns da an?“, beschreibt Bartusch seine anfänglichen Zweifel, verrät aber weiter: „Aber als ich dann am Ende der Besichtigung aus der Küche gekommen bin und meinen Blick durchs Lokal schweifen ließ, hat es gefunkt.“ Der alte Holzboden, der große Kachelofen, „dieser alte Wirtshaus-Charme“ hätten ihn überzeugt: „Das ist das Richtige. Mit etwas Geld und viel harter Arbeit kann das etwas werden.“

Mit Durchhaltevermögen und viel Schmäh etabliert

Im Jänner begannen die beiden mit den Umbauarbeiten: „Da haben wir Tag und Nacht fast alles nur zu zweit erledigt“, erinnert sich Bartusch. Am 20. April 2013 folgte die Eröffnung. „Da war ich sehr nervös. Wie werden ein Wiener und ein Tiroler, die aus der Stadt-Gastronomie kommen, hier wohl angenommen werden? Aber mit Durchhaltevermögen und Schmäh haben wir uns schnell etablieren können.“

Das Lokal wurde Stück für Stück weiter renoviert, die Toiletten wurden erneuert, ein neuer Ofen wurde eingebaut, eine Bühne errichtet: „Trotzdem haben wir versucht, so viel wie möglich vom Altbestand dieses über 100 Jahre alten Wirtshauses zu erhalten“, erklärt Bartusch. Die Bühne wurde genutzt, um Feste zu veranstalten, erstmals 2015 den dann jährlichen „Hausball“ zur Faschingszeit, später das Oktoberfest, den Heringsschmaus oder die beliebten Grillabende.

Auch die Liebe hat Bartusch in der Gegend gefunden: Patricia Mück – die „NaturWerk“-Meisterfloristin – war Bartusch besonders bei den Dekorationen und auch sonst eine große Hilfe: „2018 haben wir ein Kind bekommen und ich bin Patricia sehr dankbar, dass sie sich auch um meine zwei Kinder gekümmert hat. Anders hätte ich es nicht geschafft“, ist Bartusch voll des Lobes.

Im Mai 2020 ging dann Kompagnon Axel Bucher in Pension – und die Corona-Pandemie erschütterte die Gastronomie: „Da fragst du dich: Wie komme ich mit Familie über die Runden? Wie lange dauert das? Reichen die Reserven? Aber den Gedanken zuzusperren gab es nie“, so Bartusch: „Ich hatte Glück, habe Essen zum Abholen angeboten, das gut angenommen wurde. Als dann die Wiedereröffnung kam, war das ein tolles Erlebnis.“

Aber die Sorgen gingen weiter: „Dann kam die Ukraine-Krise. Die Energie- und Grundkosten stiegen, der Wareneinkauf wurde immer teurer – irgendwann geht sich das nicht mehr aus“, beschreibt Bartusch, wie es nun zum Aus für den „Auhirsch“ kam: „Allein für Strom zahle ich 1.500 statt 500 Euro monatlich.“

„Aus Gästen sind echte Freunde geworden“

Und dann kam ein Angebot aus Mauerbach: „Dort gehen die Betreiber der ,Kartause' in Pension, ich kann das Lokal übernehmen“, so Bartusch, der sinniert: „Ich habe zehn Jahre etwas aufgebaut und mich sehr wohl gefühlt. Mein großartiges Team – Barbara und Florian – war immer für mich da. So viele der Menschen hier sind von Gästen zu echten Freunden geworden. Ich werde das schon sehr vermissen.“

Vor den Ausräumen graut ihm etwas: „Du kannst so viele Sachen mitnehmen, aber es bleibt trotzdem so viel zurück. Die Erinnerungen werden immer da sein.“ Natürlich würde er sich – so wie die Stopfenreuther und vielen Stammgäste aus der Umgebung – freuen, wenn sich ein neuer Pächter finden würde. Interessenten können Manfred Brenner (0699/106 27 679) kontaktieren.

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