Theater-Premiere: Ohne Staat, ohne Recht

Erstellt am 12. August 2017 | 04:49
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Der Bürgermeister von Záhorská Ves, Boris Šimkovič (4.v.l.), Regisseurin Christina Gegenbauer (5.v.r.) sowie Projektleiterin Stefanie Fröhlich (5.v.l.) konnten zahlreiche Gäste bei der Premiere begrüßen, darunter auch SP-Nationalrat Rudi Plessl (2.v.r.) sowie Angerns SP-Bürgermeister Robert Meißl (4.v.r.).
Foto: Mattes
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Im Rahmen des Viertelfestivals ging im Kulturhaus von Záhorská Ves die erste Aufführung von Ödön von Horváths Stück „Hin und Her“ über die Bühne.

Wie lebt es sich als Staatenloser? Als Mensch, der zwischen zwei Ländern hin- und hergereicht wird wie die sprichwörtliche heiße Kartoffel, oder wie ein Tennisball, den jeder möglichst schnell wieder ins Feld des Gegners befördern möchte.

Besucher der Inszenierung von Ödön von Horváths Stück „Hin und Her“, das im Rahmen des Viertelfestivals in Záhorská Ves am Donnerstag Premiere feierte, wurden Zeugen der Geschichte rund um den Drogisten Ferdinand Havlicek (Helge Salnikau), der direkt nach seiner Geburt ausgewander ist und in einem anderen Land ein Geschäft führt. Nach finanziellen Schwierigkeiten wird er abgeschoben, in seine Heimat kann er allerdings aufgrund seines abgelaufenen Passes nicht mehr zurück.

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Projektleiterin Stefanie Fröhlichbegrüßte die Kulturfreunde beim Angerner Zollamt.
Foto: Mattes

Er muss sein Dasein im Niemandsland, auf einer Brücke, die die beiden Staaten verbindet, fristen, wird als Bote missbraucht und stößt bei den unnachgiebigen Grenzorganen auf kein Mitleid, weil: „Vorschrift ist Vorschrift“. Erst als Havlicek hilft, ein Verbrechen aufzuklären, kann er die Wachposten dann doch noch gnädig stimmen.

Die Inszenierung des Stücks ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: „Das Überqueren der Staatsgrenze zwischen Österreich und der Slowakei, um zum Spielort nach Záhorská Ves zu gelangen, soll natürlich das Schicksal Havliceks symbolisieren“, so Projektleiterin Stefanie Fröhlich.

Ferdinand Havlicek als Spielball der Behörden

Besonders interessant auch die Sport-Metapher: Das ganze Stück spielt auf einem Tennisplatz, Havlicek wird von den Grenzorganen „hin- und hergeschossen“.

Wie passt das Stück eigentlich zum diesjährigen Viertelfestival-Motto „Metamorphosen“? „Eine Person, die staatenlos wird und nirgends mehr eine Heimat hat, macht zweifellos eine Metamorphose durch. Solche einschneidenden Erfahrungen prägen einen für den Rest des Lebens“, so Regisseurin Christina Gegenbauer im NÖN-Gespräch.

Und die Zuschauer? Dem tosenden Applaus nach zu schließen, waren die Kulturfans, darunter neben vielen anderen auch SP-Nationalrat Rudi Plessl, Angerns SP-Bürgermeister Robert Meißl sowie der Bürgermeister von Záhorská Ves, Boris Šimkovič, definitiv hin und weg von „Hin und Her“.

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Das ganze Stück spielt auf einem Tennisplatz, Havlicek (Helge Salnikau) verkörpert dabei den Ball, der von den Wachposten „hin- und hergeschossen“ wird.
Foto: Ina Aydogan