Alle Pläne geplatzt

Erstellt am 30. September 2014 | 09:19
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Foto: NOEN, ZVG
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Das größte Skigebiet im Waldviertel steht vor dem Ende: Millionenschwere Projekte nicht realisierbar, Betreiber gibt auf.

Wolfgang Landl hat die Nase voll. Mitte der vorigen Woche informierte er Bürgermeister Harald Vogler (ÖVP) über die Schließung der Aichelberglifte in Karlstift. „Zwei Kleingrund-Besitzer haben sich von Stadlbergern aufhussen lassen, ich kriege keine Pachtverlängerung und keine Zustimmung für Neubau-Pläne“, sagt Landl auch zur NÖN: „Ich lasse mich nicht mehr sekkieren, hänge seit Jahren in der Luft.“

Vor sechs Jahren hatte er voller Tatendrang millionenschwere Ausbaupläne für einen Ganzjahresbetrieb präsentiert, die einen Kletterpark, Mountainbike-Strecken, Hotel, Sommerrodelbahn und einen 4er-Sessellift enthielten. An 600 m2 Gesamtfläche spießte es sich. Laufende Pachtverträge enden 2016, die Zeit bis dahin will er sich ohne Aussicht auf Sessellifte aber ersparen: „Es bringt nichts, das würde mich nur noch tiefer reinziehen. Die anderen Skigebiete investieren und wir verlieren Leute, weil wir immer noch Schlepplifte und noch dazu die starke Steigung haben.“

Chancen auf einen Verkauf sieht er angesichts der Grundstückssituation nicht. Also will er das Gasthaus nach Kinderkursen an den Weihnachtstagen verkaufen, für die Maschinenhalle hat er bereits einen Interessenten. „Und die Liftanlage kann man bis auf den Tellerlift verschrotten“, sagt Landl.

„Die Liftanlage kann man bis auf den Tellerlift verschrotten.“
Liftbetreiber Wolfgang Landl hat Immobilien auf einem Berg, über den er nicht verfügen darf

Bürgermeister Vogler bedauert den drohenden Verlust des beliebten Ausflugszieles wegen Grundstücken, die im Winter außer für den Wintersport ohnehin kaum nutzbar sind. „Es ist wirklich schade. Seitens der Marktgemeinde Bad Großpertholz wurde alles für den Ausbau unternommen. Wir verhandelten mit den Besitzern und investierten Zigtausende Euro in die Widmungsverfahren, die allesamt rechtsgültig wären“, betont Vogler. Ein Rückkauf durch die Gemeinde käme aus finanzieller Sicht nicht infrage und sei auch nicht verhandelbar.

Geschockt reagiert Christian Skoll vom SC Nordwald auf die Nachricht. „Wir haben es nicht glauben können.“ Seit jeher ist der SCN fest mit dem Aichelberg verbunden. Anfangs stiegen die Skiläufer zu Fuß auf den Berg, später half der Lift. Mit dem Abbau wären auch zwei jährliche Ski-Rennen Geschichte. „Nordwald- und Aichelberglauf sind unsere Aushängeschilder“, fürchtet der Obmann um die renommierten Punkterennen.

Der Verein kooperiert auch mit Harmanschlag, hat dort seine Klubhütte, hält Skikurse und Trainings ab. Doch fällt Karlstift weg, dann wird es am Arra eng. „Die Gefahr ist groß, dass bei uns irgendwann kein Kind mehr die österreichische Sportart Nummer eins erlernt“, fürchtet Skoll, der als Direktor der Hauptschule II in Gmünd regelmäßig Skitage abhält.

Aussterben würde der größte Wintersportverein im Waldviertel nicht, er könnte in Harmanschlag weiterarbeiten. Punkterennen würde es hier aber wohl nicht mehr geben. „Dazu müsste man den Berg höher anschütten“, scherzt Skoll: „Für Punkterennen muss die Strecke eine gewisse Länge und einen gewissen Höhenunterschied aufweisen. Da sind wir in Karlstift schon an der Grenze, in Harmanschlag geht sich das nicht mehr aus.“