Ines Dallaji im Porträt: Nur ein bisschen böse

Doch auf „Bad Ida“-Bandkollegen Marc Bruckner konnte sich Dallaji verlassen: Er hat im Jahr 2020 die ersten Song-Entwürfe geschickt. „Ich hab mir ausgesucht, was mir gefallen hat, und Melodien und Texte dazu gemacht.“ Ein weiterer Musiker aus dem Waldviertel, Alex Lausch, trug dann noch Arrangements bei. „Das Album ist mehr oder weniger in den Corona-Lockdowns entstanden – war also auch ein positiver Nebeneffekt davon.“ Lausch, mit dem Ines Dallaji verheiratet ist, betreibt auch ein Studio in Wien, wo das Album aufgenommen wurde. Vorgestellt wurde „Hope Less“ am 10. März im Wiener „B72“. Die erste Single „You Gotta Chang“, mit einem sehenswerten Video von Heidi Fial, ist jedoch schon seit Oktober 2021 online.
Eigene Agentur. Ines Dallaji, aufgewachsen in Amaliendorf, hat sich vor rund fünf Jahren, nach ihrem 30. Geburtstag, entschlossen, sich voll auf die Musik zu konzentrieren. Davor hat sie erst Arabistik, dann, von 2017 bis 2021, Gesang in Wien studiert. Mittlerweile betreibt Dallaji eine Agentur, macht Booking für Musikerinnen, Musiker und Bands, aber auch Veranstaltungs- oder Künstlerbetreuung. Musik gemacht hat sie quasi schon immer, und wer im Waldviertler Musikgeschehen unterwegs war, kannte sie aus verschiedenen Ensembles, unter anderem mit Sigi Schneider. Zuletzt hat sie auch in Martin Schusters „Folk Club Elephant Memory Band“ gesungen.
„Die Musik ist für mich auch ein Ventil, um Emotionen zu verarbeiten – auch negative.“ Ines Dallaji
„Garage Soul“. Das neue Bandprojekt war für sie auch eine Gelegenheit, sich nicht nur als Interpretin, sondern auch als Musikerin zu „emanzipieren“, wie sie selber sagt: „Es ist mein erstes Lebenszeichen mit eigenen Songs. Und die Musik ist für mich auch ein Ventil, um Emotionen zu verarbeiten – auch negative Emotionen.“
Die Musik wird nun unter „Garage Soul“ beworben – ein Mix aus Soul, RnB, Blues-Rock. Referenzen zum Motown-Sound oder zu Sängerin PJ Harvey kommen auch in der Presseaussendung vor: „Ich tu mir schwer, Referenzen anzugeben, weil ich so viel unterschiedliche Musik gehört hab.“ Dass die Band sich in der Tradition der „Black Music“ bewegt, ist klar, aber für Dallaji kein Versuch, einen Stil zu übernehmen: „Das entspricht einfach meinen Hörgewohnheiten. Ich hab viele afro-amerikanische Musikerinnen und Musiker aus den Bereichen Soul, RnB und Pop gehört, aber auch Grunge oder Rock. Und die Zuordnung zum Soul liegt nicht nur am Sound, sondern sicher auch an meiner Stimme.“ Dass die Musik „rau wie das Waldviertel“ sei, stand etwa in der „Presse“ etwas klischeehaft zu lesen: „Als könne man im Waldviertel nur Blues machen“, lacht Dallaji. Wobei: Es habe schon einen starken Fokus auf Blues in der Gegend um Heidenreichstein gegeben. „Das ist prägsam. Aber traditionellen Blues höre ich kaum.“

Das nächste Album ist in Arbeit, Stress will man sich dabei keinen machen. Corona sei vorbei, die Lage für Kunstschaffende aber nicht von einen Tag auf den anderen besser geworden: „Es müssen ja nicht nur die Künstlerinnen Geld haben, sondern auch die Menschen, um sich etwa Konzertbesuche leisten zu können“, sagt Dallaji. Generell fühle sie sich von der Politik nicht ausreichend unterstützt: „Künstlerin sein heißt, Überlebenskünstlerin zu sein.“
Dennoch: „Es ist super, mit Leuten, die ich schon so lange kenne, Musik zu machen.“ Ins Waldviertel kommen Ines Dallaji, Marc Bruckner und Alexander Lausch am 12. Mai – zur Albumpräsentation im Schlosstheater Weitra.
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