Adolf Hitlers Vater sagte dreimal „Ja“

Bisher waren nur zwei Hochzeiten von Alois Schicklgruber alias Hitler mit Dokumenten belegt. Von der ersten Hochzeit wusste man, spekulierte aber mit dem Ort und dem Datum. Jetzt wurden dank der Recherche von Martin Prinz aus den Spekulationen Fakten. Außerdem stieß dabei er auf eine bisher noch völlig unbekannte Erkenntnis: Die erste Frau des Hitler-Vaters brachte einen unehelichen Sohn mit in die Ehe.
Adolf Hitler hatte einen älteren Stiefbruder
Lange Jahrzehnte datieren die Biographen Hitlers die erste Heirat seines Vaters Alois Schicklgruber mit der 14 Jahre älteren Anna Glasl-Hörer auf 1873, als dieser bereits 36 und sie 50 Jahre alt war. „Die Heirat in so hohem Alter führte zu vielen Spekulationen dahingehend, dass es für Schicklgruber keine Liebesheirat gewesen sein kann, sondern nur eine „gute Partie“ mit Aussicht auf einen gewissen Reichtum“, betont Prinz. Die falsche Datierung und auch das Gerücht der Geldheirat sei auf Aufzeichnungen der Lehrerin Maria Pernstein, die 1913 nach Braunau gekommen war und Informationen zu Schicklgruber zusammengetragen hatte, zurückzuführen. Sie notierte damals: „Zollamtsassistent Alois Schicklgruber wohnte dem wohlhab. Beamten Hörer hier benachbart, lernte dessen Zieh u. Adoptivtochter Anna Glasl-Hörer kennen und vermählte sich mit ihr am 31.10.1873, obwohl sie 14 Jahre älter als er war. Durch diese Heirat hat A. Sch. gute Protektion, das Vermögen seiner Frau gestatte ihm gehobenen Haushalt.“
Diese nicht belegten Informationen wurden in Büchern über Hitler verwendet - etwa von Franz Jetzinger, der 1956 ein Buch über Hitlers Jugend herausgab. Der bekannte Universitätsprofessor am Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Johannes Kepler Uni in Linz, Roman Sandgruber, hat 2022 in seinem Buch über Hitlers Vater erstmals stichfestere Information über diese Heirat gegeben. Ein großes Problem waren auch hier die fehlenden Dokumente.
Eintrag im Trauungsbuch von Salzburg-Nonntal
Neue Möglichkeiten durch online verfügbare Matriken den Kirchen führten nun Martin Prinz zu den erhellenden und auch überraschenden Entdeckungen. Den Eintrag betreffend der Heirat von Schicklgruber mit Glasl-Hörer fand er im Trauungsbuch der Kirche Salzburg-Nonntal. Laut Prinz lautet dieser Matrikeleintrag: „Am 26. April 1864 um 6 Uhr früh heiraten in der Kirche Nonnthal Herr Alois Schicklgruber, 27 Jahre alt, unehelicher Sohn der Anna Maria Schiklgruber aus Döllersheim, Bezirk Allentsteig, und Fräulein Anna Glasl-Hörer, 41 Jahre.“
Prinz entdeckte außerdem einen Taufeintrag für einen schon 1851 in Radstadt unehelich geborenen Sohn der ersten Ehefrau Schicklgrubers. „Im Taufbuch Radstadt 1844-1865 heißt es: Am 16. Oktober 1851 wird der am selben Tag unehelich geborene Josef Glasl getauft. Vater wird keiner eingetragen, die Mutter ist die spätere Ehefrau Schicklgrubers, Anna Glasl, katholisch, eheliche Tochter des Josef Glasl und der Elisabeth Pfindl. Taufpatin ist Maria Hörer, k.k. Mautheinnehmers-Gattin aus Radstadt, die spätere Adoptivmutter von Anna Glasl“, betont Prinz.
Hitlers Eltern brauchten für Heirat eine päpstliche Erlaubnis
Somit sind die drei Ehen von Alois Schicklgruber, der als unehelicher Sohn von Maria Anna Schicklgruber in Döllersheim zur Welt gekommen ist und erst 1876 im Taufbuch Döllersheim als leiblicher Sohn seines damals bereits verstorbenen Stiefvaters Georg Hiedler mit der neuen Schreibweise Hitler nachgetragen worden ist, belegt. Von der ersten, um 14 Jahre älteren Gattin trennte sich Schicklgruber. Mit seiner zweiten Gattin hatte er zwei Kinder, die in Wien zur Welt gekommen sind. Es folgte dann Gattin Nummer drei, Klara Pölzl, die Mutter Adolf Hitlers. „Sie stammte aus Spital bei Weitra, genau aus dem Nachbarhaus des Nepomuk Hiedler, bei dem auch Alois fünf Jahre lang als Ziehsohn aufgenommen worden war. Klara war erstmals mit 14 Jahren als Dienstmädchen bei Schicklgruber angestellt, bei der Heirat war sie von ihm hochschwanger. Sie war 24 Jahre jung, er fast doppelt so alt. Weil sie die Enkelin des Onkels und Ziehvaters Nepomuk Hiedler war, brauchte das Brautpaar eine päpstliche Erlaubnis für die Heirat“, berichtet Prinz.
„Das Datum der ersten Hochzeit ist ein für alle Mal gesichert“, betont Martin Prinz, der für das Auffinden der bisher unbekannten Dokumenten auch schon ein Würdigungsschreiben von Roman Sandgruber erhalten hat. Jetzt tun sich für den Hobbyhistoriker weitere Fragen auf, die für die Biografen Adolf Hitlers durchaus relevant sein dürften: Die erste Ehefrau seines Vaters, Anna Glasl-Hörer, hatte bei der Heirat einen dreizehnjährigen Sohn, Josef Glasl. Aber welche Beziehung bestand zwischen Hitler-Vater Schicklgruber und diesem? Hatte Adolf Hitler in seinen Wiener Jahren zu Maria Anna Glasl-Hörer, einer Tochter des Stiefbruders, die als Schankkassiererin bzw. Verkäuferin auch in Wien lebte, Kontakt? Vielleicht findet sich auch darauf noch Antworten.