Manuela Frank im Porträt: Das Geschäft mit den Managern auf Zeit

Beinahe hätte sie eine Karriere als Sportlerin eingeschlagen. Den Weg hatte sie mit dem Besuch eines Sportgymnasiums in Wiener Neustadt jedenfalls geebnet. Doch dann kam eine Verletzung beim Volleyball und schließlich eine wirtschaftliche Ausbildung.
Heute arbeitet die Heidenreichsteinerin Manuela Frank als Vermittlerin für Interims-Manager. 2002 wählte sie den Weg in die Selbständigkeit, verbindet seit rund 20 Jahren Betriebe mit Experten auf Zeit für Führungsfunktionen. „Ein Interims-Manager hat keine ersten 100 Tage Schonzeit und keine umfassende Analysephase. Umsetzung und Problemlösung sollten am ersten Tag beginnen“, sagt sie. Ein Einblick in einen ungewöhnlichen Beruf.
Kommen bei Problemen – gehen, wenn alles passt
Interims-Manager kommen für eine begrenzte Zeitspanne ins Unternehmen von Manuela Franks Kunden. Unter sechs Monaten gebe es keine Aufträge: „Der Interims-Manager geht dann raus, wenn alles funktioniert.“ Frank verfügt über einen Pool an Managern, vorwiegend aus der produzierenden Industrie und aus vielen verschiedenen Branchen. Der Wunsch, „nur“ drei oder vier Tage pro Woche im Unternehmen der Kunden zu arbeiten sei groß. Denn: „Die meisten Interims-Manager haben daneben noch andere kleine Projekte, oder unterrichten an einer Hochschule. Die wenigsten wollen von einem Auftrag abhängig sein.“ Frank betreut sowohl Kunden als auch die Manager.
Durch den Einsatz von Interims-Managern können Vakanzen in Betrieben zeitnahe überbrückt, zeitlich begrenzte Projekte und Änderungsprozesse umgesetzt werden. Den Interim-Managern verlangt der Job neben Fachkenntnis und Empathie freilich viel Flexibilität ab, genauso eine gewisse Risikobereitschaft und Erfahrung in Führungspositionen.
Kunden wenden sich meist von sich aus an Manuela Frank – was ein Auftrag bringt, ist aber nicht immer gleich zu Beginn klar: „Ein großer Lebensmittelkonzern hat mal einen Interim-Manager gesucht. Am Ende habe ich dann vier besetzt, weil so viel gefehlt hat.“ Der Manager auf Zeit bringt eine kritische Betrachtung ein, meist auch neue Impulse und Unabhängigkeit. „Als Externe müssen sie sich möglichst rasch internen Gepflogenheiten anpassen oder sich diesen bewusst nicht unterwerfen“, erklärt Frank: „Es gilt, Bindung zu Mitarbeitern aufzubauen und diese zu führen – oftmals ohne Weisungsrecht.“
Kosmetik-Produktion als zweites Standbein
Wem Manuela Frank bekannt vorkommt: Die Heidenreich-steinerin produziert neben ihrer Tätigkeit als Management-Vermittlerin auch eigene Kosmetik. Das hat sich einst aus ihrem Interesse an deren Herstellung und auch an Kräutern ergeben, das Hobby wurde zum zweiten beruflichen Standbein. „Der Gedanke war, dass ich das auch in der Pension weitermachen möchte“, erzählt Frank.
Nach der Matura am Wiener Neustädter Sportgymnasium hat sie sich für ein Wirtschaftsstudium in Wien entschieden, daneben schon in Teilzeit gearbeitet. Beides wurde zunehmend weniger miteinander vereinbar, Frank schloss deshalb schließlich einen Universitätslehrgang für Wirtschaftswerbung ab und kam beruflich in die Personalwerbung. Personalmanagement und Organisationsgestaltung sollten ihre Schwerpunkte bleiben – auch als sie sich 2002 an die Selbständigkeit wagte. „Das Interessante daran ist, dass es keine Tätigkeit mit trivialem System ist. Du weißt nie, was auf dich zukommt“, sagt Manuela Frank: „Manchmal versteckt sich in der gesamten Organisation eines Unternehmens ein Fehler.“
„Früher war ein Manager oft bis zur Pension im Unternehmen. Das sehe ich heute nicht mehr oft.“ Manuela Frank
Sie arbeitet und lebt in Heidenreichstein und Wien, hat sich ein breites Netzwerk an Interims-Managern und auch Kunden vorwiegend in Ostösterreich aufgebaut. Mit Kaltakquise komme man in dem Bereich nicht weit, viel passiere auf persönlicher Ebene. Die Anforderungen ans Management hätten sich im Laufe der Zeit verändert, überlegt Frank. Etwa puncto Flexibilität: „Früher war ein Manager oft bis zur Pension im Unternehmen. Das sehe ich heute nicht mehr oft. Passen die Zahlen am Ende des Jahres nicht, wirst du ausgetauscht.“
Dass im Gespräch übers Interims-Management fast nur die männliche Form verwendet wird, habe übrigens einen Grund, betont Manuela Frank. In all den Jahren habe sie leider kaum Frauen vermittelt.