Heidenreichstein: 20 Jahre Zuversicht, mit Herzblut gemischt

Erstellt am 31. März 2023 | 17:00
Lesezeit: 4 Min
Tagesstätte Kleinpertholz 20 Jahre
Mitarbeiter, Freunde und Ehrengäste feierten gemeinsam 20 Jahre Tagesstätte Zuversicht.
Foto: NÖN, Franz Dangl
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Feier mit Rückblick auf bewegte Jahre – und kritischen Tönen zum Stellenwert von Menschen mit Handicap im Sozialsystem.

Grund zum Feiern in der Heidenreichsteiner Katastralgemeinde Kleinpertholz: Die Tagesstätte Zuversicht beging das 20-jährige Jubiläum ihrer Gründung. Der runde Geburtstag wurde gemeinsam mit Freunden, Helfern und Sponsoren in der „Kaskuchl“ von Kerstin und Chris Webster gefeiert.

Der als „Gründervater, Visionär und Ideengeber“ gewürdigte Martin Hetzendorfer, der auch die Obmannschaft dieser erfolgreichen Einrichtung innehat, blickte zurück und ließ all die Jahre Revue passieren. „Die Tagesstätte Zuversicht nimmt, nach einigen schlaflosen Nächten meinerseits, am 1. April 2003 im ehemaligen Edinger-Hof in Kleinpertholz ihren Betrieb auf. Zu diesem Zeitpunkt arbeiten zwei Personen mit Handicap und starten gemeinsam mit dem Arbeitsbegleiter Stephan Zimm – ebenfalls ein Mann der ersten Stunde – den Betrieb“, so Hetzendorfer.

Rasante Entwicklung. Die erste Zeit wurde der Renovierung des Gebäudes gewidmet. Nach und nach erhöhte sich die Zahl der Mitarbeitenden, sodass bald weitere Arbeitsbegleiterinnen und -begleiter eingesetzt werden konnten. Das Projekt entwickelte sich dank dem Fleiß und Einsatz aller Beschäftigten rasant, wie Hetzendorfer festhielt: Drei Jahre später gab es bereits 16 Kräfte, auch zwei Zivildiener werden eingesetzt.

Obwohl immer wieder viele Schäden umfangreiche Ausbesserungen am Gebäude nötig machten, bildeten sich die Mitarbeiter stetig weiter, gründeten neben ihren Arbeitseinsätzen eine Theater- und Musikgruppe, die großartige Auftritte lieferte. Neben diesen Kultureinrichtungen wurde auch eine Schreiberwerkstatt gebildet, einige Mitglieder konnten als besondere Auszeichnung den Literaturpreis „Ohrenschmaus“ nach Kleinpertholz holen.

Auch bei diversen Ausstellungen und Märkten sind die Mädels und Burschen von Zuversicht stets präsent, verwöhnen die Besucher mit Leckereien und passenden Geschenken. Durch die wachsende Entwicklung dieses Projektes wurden bald die Grenzen des Gebäudes aufgezeigt – und ein Neubau angedacht. Im April 2017 wurde mit dem Abbruch des Alttraktes und der Neuerrichtung begonnen, die im Herbst 2018 feierlich eröffnet werden konnte.

Fotoserie zur Jubiläumsfeier:

Im Ort fest verankert. Mittlerweile ist der Mitarbeitendenstand auf 23 Personen angewachsen, die in verschiedenen Arbeitsgruppen ihre Aufgaben pflichtbewusst und zur Zufriedenheit der Auftraggeber erledigen. Auch die Zusammenarbeit für Auftragsarbeiten mit diversen Firmen aus der Umgebung klappt hervorragend. „Wir sind vielen Betrieben für ihr Vertrauen dankbar. Mein Dank gilt aber auch den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern, die uns immer wieder unter die Arme greifen, oder auch der Dorfgemeinschaft Kleinpertholz, die stets ein offenes Ohr für unsere Anliegen hat und beim gemeinsamen Dorffest den Großteil übernimmt“, so Martin Hetzendorfer, der sich auch über weitere Veranstaltungen wie Konzerte, Theateraufführungen oder Lesungen und Ausstellungen in der Tagesstätte freut.

Nach all den guten Meldungen bleibt auch ein Minuspunkt. Obwohl die Mitarbeitenden der Tagesstätte im Rahmen ihrer Möglichkeiten hervorragende Arbeit leisten, werden sie – wie bei der Feier neuerlich bemängelt wurde – im Sozialsystem noch immer „übersehen“ und mit einem Taschengeld in der Höhe von 91 Euro abgefertigt. Darüber hinaus fehlt die „Sozialrechtliche Absicherung“ für sie, laut Hetzendorfer wäre diese „dringend notwendig“. Bundesrats-Abgeordnete Margit Göll (ÖVP) versprach, sich für die Belange der „Zuversicht-Menschen“ einzusetzen und dieses Anliegen einzubringen.

Der Abschluss der Feier war dann trotzdem positiv. Spätestens jetzt wurde klar, dass mit der Schaffung der Tagesstätte Zuversicht ein wichtiges Projekt für Heidenreichstein und auch für die gesamte Region geschaffen wurde – und dass es nicht nur Menschen mit Handicap, sondern vor allem Menschen mit Herz beheimatet.

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