Landwirtschaftskammer NÖ feiert Jubiläum

Seit 1922 ist die Landwirtschaftskammer Niederösterreich (LK NÖ) mit ihren Bezirksbauernkammern starker Partner der Bauern. Die Land- und Forstwirtschaft entwickelt sich permanent weiter, „wobei sich in den 100 Jahren immer wieder bestätigt hat, dass sich die Bauern selbst besser organisieren können als jede andere staatliche Behörde es jemals könnte“, stellte Bezirksbauernkammerobmann Josef Aigner anlässlich der Vollversammlung der Bezirksbauernkammer Amstetten in der Mostviertelhalle Haag am Freitag fest. Er betonte zudem den aktiven Dialog mit der Öffentlichkeit und den Partnern in der Wertschöpfungskette.
Mit dem Zukunftsplan 2020-2025 stelle die Landwirtschaftskammer NÖ den Anspruch auf Themenführerschaft in der Agrarpolitik, wiesen Kammerobmann Aigner und Kammersekretär Bernhard Ratzinger auf die Wichtigkeit der unabhängigen Interessensvertretung hin und gaben einen historischen Rückblick und auch Überblick über das umfangreiche Netzwerk der Landwirtschaftskammer. Nach den Weltkriegen galt es die hungernde Bevölkerung zu ernähren. Die Landwirtschaftskammer strebte eine Harmonisierung von Produktion und Bedarf an, wobei die 1950 eingeführten Marktordnungsgesetze halfen. Große Veränderungen brachte der EU-Beitritt 1995.
Heute zählen vor allem die Anpassung an den Klimawandel und der Dialog mit den Konsumenten zu den primären Aufgaben der Bauernvertretungen. Das einhellige Nein zu Atomkraft und Erdgas sowie das klare Ja zu echter erneuerbarer Energie fand als Resolution schon in Haag einen einstimmigen Beschluss.
Zukunftsthemen in Diskussion
Über „Gemeinsame Agrarpolitik 2023+“ referierte Andreas Schlager von der LK NÖ, was zu einer intensiven Diskussion der Bauernvertreter führte. Seitens der Unabhängigen Bauernvertretung (UBV) wurden in weiterer Folge auch mehrere Resolutionsanträge eingebracht – die EU-Taxonomie-Verordnung (Bestimmung, ob eine Tätigkeit als ökologisch nachhaltig eingestuft wird), den sparsamen Umgang mit Kammergeldern oder auch Nachverhandlungen zum GAP-Strategieplan betreffend. „Wir forcieren alle die Biomasse, sie kommt aus der Region, schafft Arbeit, Strom und Wärme, Wohnraum und Behaglichkeit, geht in die Industrie und erzeugt obendrein Sauerstoff. Aber auch eine zwingende Produkt-Herkunftskennzeichnung für Gastronomie und Hotellerie ist uns ganz wichtig“, fordert Landeskammerrat Herbert Hochwallner.
Er spricht sich zudem neben der angemessenen Bewertung von einem Hektar Kulturland (mit entsprechender Leistungsabgeltung) auch für die echte Kontrolle der importierten Lebensmittel aus: „Es sollten auch nur Importwaren in ein Regal kommen dürfen, die unter den auch für uns heimischen Bauern geltenden Spielregeln produziert worden sind.“ Die aktuellen GAP-Vorschläge sind laut UBV gegen die Bauern gerichtet, sie würden keiner gemeinsamen Agrarpolitik für die Bauern entsprechen und werden von der UBV, aber auch der SPÖ- und FPÖ-Bauernschaft so komplett abgelehnt.
Kammerrat Andreas Pum machte sich für den österreichischen Biodiversität-Strategieplan stark, um eine Schwächung der heimischen Land- und Forstwirtschaft zu verhindern. Diesbezügliche freiwillige Mehrleistungen sollten auch finanziell abgegolten werden.