Quo vadis, Matura?

Die Unsicherheit, wie es nach Ostern mit dem Schulbetrieb weitergeht, ist vor allem in den Maturaklassen weiterhin groß.
„In meiner Klasse wären noch drei Schularbeiten ausständig. Was damit passiert, dafür gibt es noch keine genauen Vorgaben“, erklärt Klaus Vogl, Klassenvorstand der 8CS am Amstettner Gymnasium. „Wir wissen auch nicht mehr, als Minister Faßmann bei den Pressekonferenzen bekannt gibt“, betont der Französisch- und Sportprofessor. Dass sie die Noten ihrer Vorwissenschaftlichen Arbeiten (VWA) erst nach Ostern bekommen, beschäftige seine Schüler derzeit am meisten.
Prüfung mit Maske ein mögliches Szenario?
„Ich nehme die Matura so, wie sie kommt“, ist für den Am-stettner mittlerweile auch eine Prüfung mit Schutzmasken ein mögliches Szenario. Der – wenn auch nicht vom Ministerium – angedachten Variante, die Matura zu streichen und den Notendurchschnitt in der gesamten Oberstufe für den Abschluss heranzuziehen, kann Vogl einiges abgewinnen: „Vier Jahre sind meiner Meinung nach ohnehin mehr wert als eine Prüfung.“
Schüler wollen zeigen, was sie können
Waltraud Ehmayr, Direktorin der HLW Haag, rechnet mit dem geplanten Start der Matura am 18. Mai. „Meine Schüler wollen zeigen, was sie können. Sie wollen unbedingt, dass eine Abschlussprüfung stattfindet“, fasst sie die Stimmung zusammen. Alleine die Enttäuschung, ihre Diplomarbeiten nicht präsentieren zu können, war bei den Maturanten schon groß, sagt Ehmayr.
„Das sind junge Menschen, für die Fernlehre auch in ihrer weiteren Ausbildung eine Rolle spielen wird.“Alois Rosenberger, Direktor Francisco Josephinum
Gleiches gelte für die Schüler der 4. Klassen, denn die praktischen Fachprüfungen wurden bereits fix auf Herbst verschoben. „Das wurde bundesweit so geregelt. Das ist schade, denn die Schüler hätten sich sehr darauf gefreut. Sie haben zu Hause fleißig gekocht und Fotos geschickt“, schildert Ehmayr.
„Unterm Strich funktioniert der Unterricht unter den gegebenen Bedingungen bei uns recht gut“, sagt der Direktor der HTL Waidhofen Harald Rebhandl. „Die derzeitige intensive Beschäftigung mit neuen Technologien, kann auch künftig den Schulalltag erweitern.“ Zudem glaubt der Direktor, dass sowohl Schüler als auch Lehrer den persönlichen Kontakt und die Zusammenarbeit an der Schule danach wieder mehr zu schätzen wissen werden.
Unter diesen Auflagen nicht vorstellbar
Die derzeitige Ungewissheit hinsichtlich der Matura sei eine Tatsache, die man akzeptieren müsse. Für Rebhandl ist auch ein Abschluss, der auf den Jahresnoten fußt, denkbar. „Unter den aktuell geltenden Auflagen ist die Matura in der gewohnten Form nicht durchführbar“, sagt der Direktor und verweist darauf, dass an der Waidhofner Technikerschmiede heuer 120 Maturanten zur Abschlussprüfung antreten werden. Im Fach Mathematik kämen im Zuge der Berufsreifeprüfung nochmals 50 Personen dazu. „Klar ist, dass die Matura nicht endlos nach hinten verschoben werden kann, sondern die Schüler noch vor dem Sommer zu ihrem Abschluss kommen müssen. Schließlich haben sie für die Zeit danach auch schon Ziele vor Augen.“

Alois Rosenberger, Direktor des Francisco Josephinum in Wieselburg, sieht die Ungewissheit rund um den Maturatermin gelassen. Er verlässt sich auf die Eigenverantwortung seiner Maturanten. „Das sind junge Menschen, für die Fernlehre auch in ihrer weiteren Ausbildung eine Rolle spielen wird. Und unsere Lernplattform ist bestens aufgestellt.“ Rosenberger geht von einem Termin der schriftlichen Matura ab 18. Mai aus. „Wenn wir vorher noch eine dreiwöchige Präsenzphase für Vorbereitung und Prüfungen bekommen, wird das reichen.“
Obwohl die Maturanten der IT-HTL und HAK Ybbs ein wenig unsicher sind, da sie sich schon auf den fixen Termin eingeschworen haben, ist Schulleiter Rainer Graf guter Dinge. „Wir können aufgrund unseres Systems des Distance Learning die Wissensvermittlung auch mit den fünften Jahrgängen aufrechterhalten. Die Diplomarbeiten werden alle heute fristgerecht nur in der Online-Version abgegeben“, betont Graf. Die Reifeprüfung ist eine ganz wichtige Prüfung und der Höhepunkt einer langen und intensiven Lernphase. „Jeder Schüler hat das Recht, diese Prüfung in einem angemessenen und würdigen Rahmen abzulegen sowie besondere Leistungen unter Beweis stellen zu dürfen“, fordert der Schulleiter.