Vom Herrgottschnitzer zum Künstler

Erstellt am 04. April 2023 | 09:00
Lesezeit: 3 Min
Ausstellung in Stiftsgalerie
Pater Martin Mayrhofer mit dem Künstlerpaar Brigitte Trieb und Giovanni Rindler.
Foto: NÖN, Penz
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Am Palmsonntag wurde in der neuen Galerie des Stiftes Seitenstetten die Ausstellung mit Werken von Brigitte Trieb und Giovanni Rindler eröffnet.

Giovanni Rindler – ein Ladiner, als Südtiroler war er in seiner Kindheit den Sommer über als Senn auf der Alm, und die Abende vertrieb er sich mit seinem Vater schon als Neunjähriger, wie im Grödner-Tal üblich, auch mit Schnitzen von Steinböcken, Hirschen oder Figuren von Heiligen und Christus. Dieses Handwerk beherrschte er auch recht gut, er bekam eine Lehrstelle in Gröden, wurde Geselle und besuchte danach die Meisterschule für Bildhauerei in Graz. Dort entdeckte Josef Pillhofer sein Talent, obwohl sich Giovanni sein Studium noch immer mit Schnitzarbeiten finanzierte. Blieb ihm anfänglich die Aufnahme in die Wiener Kunstakademie verwehrt, so schaffte er dann doch bei Joannis Avramidis unterzukommen und weitere viereinhalb Jahre in Wien zu studieren. Damals wie heute noch ist er zudem als Restaurator tätig, zählt er doch zu jenen, die Bildhauerei noch mit Meißel und Hammer ausüben. Seine Arbeitsweise wird vom Bild des Menschen und seiner Erscheinung bestimmt, seine Werke sind in Holz, Speck- oder Sandstein und Marmor gefertigt, zumeist aber in Bronze gegossen. Rindler erklärt: „Ich arbeite nach einem Modell, entferne mich bewusst von den strengen anatomischen Vorgaben und versuche durch einen Dialog von Formen Spannung im Werk aufzubauen.“

Ausstellung Stift Seitenstetten
Pater Martin Mayrhofer mit dem Künstlerpaar Brigitte Trieb und Giovanni Rindler.
Foto: NÖN, Penz

Zeichnen als unverzichtbare Basis

Durch Heimo Kuchling und Erich Ess sind die Kontakte zu dem Seitenstettner Kunstkustoden Pater Martin Mayrhofer entstanden, das gilt vor allem auch für Brigitte Trieb, die an der Linzer Kunsthochschule bei Erwin Reiter studierte und ihre Ausbildung an der Wiener Kunstakademie fortsetzte; auch sie als gebürtige Steirerin nennt Josef Pillhofer als ihren wichtigsten Mentor. Nachdem sie in den Anfangsjahren als freischaffende Künstlerin vor allem Holzschnitte schuf, wurden ihr die kräftigeren Farben immer wichtiger und diesem Ansinnen konnte sie im Malen von farbintensiven Bildern, die zumeist Frauenfiguren zeigen, voll entsprechen. „Ich gehe von interessanten, beeindruckenden Menschen aus, und daraus entwickelt sich mein Bild fernab von Fotorealismus, vielmehr versuche ich zusätzlich noch etwas Spezielles mit dem Bild auszusagen“, schildert die Künstlerin, die ihre zum Teil auch großflächigen Ölbilder auf Leinen malt. Für beide Künstler bedeutet Zeichnen jedenfalls die wichtigste Grundvoraussetzung für künstlerisches Arbeiten, denn nichts schule das Auge so sehr wie eine exakt ausgeführte Zeichnung!

Ausstellung Stift Seitenstetten
Giovanni Rindler und Brigitte Trieb
Foto: NÖN, Penz

Die Ausstellung ist bis 11. Juni frei zugänglich.

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