Haugsdorfer erzählten „Lebensgeschichten“ über frühere Zeiten

Die Geschichte einer Gemeinde besteht nicht nur aus historischen Fakten. Vielmehr sind es die Erinnerungen an die alten Zeiten, Lebensgeschichten eines jeden einzelnen, die das „Damals“ lebendig halten. Damit dies gelingen kann, ist es wichtig, diese „G‘schichteln“ weiterzuerzählen und sich über das Vergangene auszutauschen.
Damit das im gemütlichen Rahmen geschehen kann, wurde zum „Erzählnachmittag“ beim Heurigen der Familie Pletzer eingeladen. Das Ziel dieses Nachmittags, zu dem nicht nur einheimische Haugsdorfer kamen, war es, Erinnerungen zu wecken. Wie war es damals? Was wurde erlebt? Woran kann man sich noch erinnern? Was hat einen geprägt?
Jeder konnte von seinen persönlichen Erinnerungen in der großen Runde berichten. Zu erzählen gab es viel! Landwirt Johann Sailer erzählte, wie er in den 1950er-Jahren mit dem „Sammeln“ von Zeiserlschwänzen Geld verdient hatte – wobei sie als Jugendliche einen Schilling pro Zeiserlschwanz bekommen haben.
Der Dentist, der seinen Patienten ins Bein bohrte ...
Ein weiterer Gast erzählte vom Sau-Abstechen, das ein richtiges Familienfest war: Nachdem die Sau abgestochen worden war, wurde sie zum Ausbluten aufgehängt, danach wurden die Därme verarbeitet und am Ende des Tages wurden frische Würste mit der ganzen Verwandtschaft verzehrt.
Es muss einmal ein etwas merkwürdiger Dentist in Haugsdorf tätig gewesen sein: Öfter sei dieser während einer längeren Zahnbehandlung immer wieder kurz verschwunden, um sich ein Glasl Wein aus einem Doppler zu genehmigen. Klarerweise sind dann auch einige Fehlgriffe passiert, zum Beispiel fiel ihm der Bohrer aus der Hand und bohrte sich in das Bein des Patienten ...
„Wir wollen in Zukunft noch weitere Treffen in dieser Art organisieren, die aber dann jeweils unter einem bestimmten Motto stehen sollen: Einkaufen in Geschäften und Märkten, Kinderspiele und Schule, Feste im Jahreskreis wie der Kirtag, Landwirtschaft, Weltkriege, Nachkriegszeit“, erklärt Initiatorin Petra Schöllauf.
Haugsdorfer erzählten „Lebensgeschichten“ über frühere Zeiten. Das „Damals“ soll lebendig bleiben. Darum lud das Haugsdorfer Bildungswerk zum Heurigen Pletzer ein, wo „G'schichteln“ von damals weitererzählt wurden. Das begeisterte Einheimische ebenso wie Zuhörer aus anderen Orten. Weitere Treffen dieser Art sollen organisiert werden.
Dabei sei es zunächst wichtig, diese Lebensgeschichten zu sammeln, etwa durch Gespräche mit Eltern und Großeltern, Verwandten und Bekannten. „Je mehr davon aufgeschrieben wird, umso mehr bleibt bestehen“, ist sie überzeugt. Ideen, wie eine Geschichtenbox im Gemeindeamt und eine Veröffentlichung, online oder in Buchform, müssen noch abgeklärt werden.
Alle Geschichten von diesem Nachmittag wurden professionell mit Ton aufgenommen und sind bereits für die Nachwelt gesichert.
Unterstützt wurde das Projekt „Lebensgeschichten“ vom Bildungswerk Haugsdorf (BwH). Leiterin Daniela Pletzer konnte sich in Haugsdorf selbst vom großen Interesse und der zahlreichen und aktiven Teilnahme überzeugen.