Tourismus: „Gast will Kontakt zum Winzer“

Die Weinviertel Tourismus GmbH lud zum ersten Weinviertler Tourismuskongress ins Deinzendorfer Heurigenlokal „Weinstimmig“ ein. Das Programm war dicht gedrängt. „Es freut mich, dass viele Interessierte wirklich den ganzen Tag geblieben sind“, sagte Tourismuschef Hannes Steinacker.
Ein Punkt im Programm war eine Diskussion zur Frage, was es braucht, um attraktive Weinerlebnisse zu schaffen? Darüber diskutierten Susanne Reidlinger vom Vino Versum Poysdorf, Bernd Kleinschuster, Direktor des Retzer Althofs, und die Zellerndorfer Winzerin Conny Schönhofer. „Der Gast will Kontakt mit dem Winzer“, brachte es Reidlinger auf den Punkt. Außerdem müsse für den Individualgast täglich ein Angebot zur Verfügung stehen.
„Der Wein prägt die Region und die Leute, dem müssen wir Raum geben“, bestätigte Kleinschuster. Im Althof und im Spa dreht sich alles um den Wein, um dem Gast ein „rundes Angebot“ zu präsentieren.
Schönhofer, sie bietet auch Ferienwohnungen an, setzt früher an: „Wir müssen den Gast einmal herbringen.“ Dazu müsse diesem klar sein, dass er im Weinviertel etwas erleben kann. Sie stimmte Reidlinger zu: „Der Gast will die Person kennenlernen, die den Wein macht. Er will die Atmosphäre spüren.“ Die Winzer müssen dem Gast einen Abend bieten, den er nicht vergisst.
Hier gebe in der Region noch Verbesserungsbedarf. Die drei Diskutanten waren sich einig: Es braucht eine bessere Vernetzung. Untereinander und auch für den Gast. Dieser müsse auf einen Blick erkennen, wo er was findet. Ein Problem sei die fehlende Gastro, vor allem montags und dienstags hätten die Betriebe ihre Ruhetage, warme Küche sei am Nachmittag schwer zu finden.
In der Region um Poysdorf funktioniere die Vernetzung bereits gut, wie Reidlinger betont. Ist ein Gast länger da, wird er zu den Ausflugszielen in der Umgebung geschickt. Das Ziel ist klar: „Der Gast muss sagen: Ich war viel zu kurz da.“
Kaum mehr ein Auto ohne Fahrradanhänger
„Das Thema Rad ist in den letzten beiden Sommern explodiert“, führte Kleinschuster an. In der Althof-Garage stehe kaum mehr ein Auto ohne Fahrradanhänger. Was schwierig ist: Wenn der Gast bei Winzern unterwegs ist und dann einen Taxidienst zu seiner Unterkunft benötigt. Taxis sind Mangelware, und: „Wir dürfen ihn nicht einmal vom Bahnhof abholen“, sprach er strenge Regulierungen an.
Er wünscht sich außerdem eine bessere Förderlandschaft. Gerade die Hotelbranche sei investitionsintensiv. Hier nickte Reidlinger: „Die finanzielle Unterstützung, um große Investitionen zu ermöglichen, fehlt.“
Schönhofer brachte einen weiteren Punkt aufs Tapet: „Oft sind es die Einheimischen, die wenig mit uns zu tun haben. Die Bevölkerung sollte mehr mittragen, wer wir sind.“ Dafür erntete sie Applaus.
Das Trio wünschte sich eine Plattform, die auflistet, wo was zu finden ist. Das sei für Gast und Gastgeber. Kleinschuster hofft auf eine Saisonverlängerung. „Seit wir ein bissl Wasser und warme Luft haben, hat es sich verbessert“, sprach er schmunzelnd über den VinoSpa. Dennoch: „Von Jänner bis März ist tote Hose.“ Schönhofer will die Gäste mehr als eine Nacht in der Region halten.