Versicherungen und Kräuter: „Lebe in zwei Welten“

Erstellt am 03. März 2023 | 05:17
Lesezeit: 5 Min
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Kräuterpädagogin Barbara Obmann, hier in ihrem Garten in Karlsdorf, ist eine der Mutmacherinnen, die am 9. März beim Weinviertel Dialog dabei sein werden.
Foto: Romana Schuler
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Barbara Obmann ist die dritte im Bunde, die am 9. März in Seefeld-Kadolz über ihre Visionen sprechen wird.

Barbara Obmann, Kräuterpädagogin mit mehrjähriger Ausbildung in traditioneller europäischer Medizin, ist eine der Teilnehmer des ersten „Weinviertel Dialogs“, der am 9. März in der „Gärtnerei der Zukunft“ in Seefeld-Kadolz stattfindet. Die NÖN traf sie vorab zu einem Gespräch.

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NÖN: Welches Erlebnis hat Ihnen in letzter Zeit ein Lächeln ins Gesicht gezaubert?

Barbara Obmann: Dass mir mein Freund zu Weihnachten eine Mistel vom Apfelbaum geschenkt hat. Ich habe das so zauberhaft gefunden, weil es genau das ist, was ich bin. Ich habe nach dieser Mistel gesucht, aber keine entdeckt, und dann war sie mein Geschenk.

Was haben Sie vor den Kräutern beruflich gemacht?

Obmann: Seit 1995 betreibe ich selbstständig eine Versicherungsagentur im Burgenland, ich habe mir diese Selbstständigkeit von der Pike auf erarbeitet, also vom ersten Kunden an selbst aufgebaut.

Wie und wann kam die Idee, dass Sie sich mit Kräutern beschäftigen möchten?

Obmann: Ich habe mich immer schon für Pflanzen und die Natur interessiert. 2013 ist mir während einer Autofahrt quasi mein Sehbild zusammengefallen. Der Augenarzt meinte, körperlich sei eigentlich alles in Ordnung. Zu Hause habe ich dann das Buch „Gesundheit aus der Apotheke Gottes“ von Maria Treben im Bücherregal meiner Ex-Schwiegermutter gefunden, ein österreichisches Standardwerk über Kräuter. Darin las ich, dass man bei Sehproblemen Misteltee trinken solle. Drei Tage lang habe ich den Tee getrunken, dann war ich wieder gesund. Das war die Initialzündung. Gerade die Begegnung mit dieser Pflanze, der Mistel, mit der ich heute noch in starker Resonanz stehe, hat mich so begeistert, dazu wollte ich mehr erfahren.

Wie haben Sie Ihr Wissen über Kräuter erlernt?

Obmann:Eine Kundin der Versicherungsagentur hat mir von der Ausbildung Kräuterpädagogik an der Landwirtschaftskammer erzählt, die ich dann absolviert habe. In weiterer Folge habe ich eine dreijährige Ausbildung „Traditioneller europäischer Medizin“ absolviert. Diese Ausbildung habe ich 2018 abgeschlossen. Zusätzlich habe ich auch eine Ausbildung in Alchemie und Spagyrik gemacht.

Wie ist die Herangehensweise bei der traditionellen europäischen Medizin?

Obmann: Wie bei Ayurveda, der chinesischen oder persischen Medizin geht es auch in der traditionellen europäischen Medizin um Konstitutionstypen. Es werden mehrere Möglichkeiten erfragt, wie man mit den heilenden Pflanzen in Resonanz gehen kann. Was bedeutet das, wenn mir bestimmte Pflanzen begegnen? Welche traditionellen Heilmethoden gibt es in unseren Breitengraden? Wie wurden früher eigentlich Krankheiten geheilt?

Wo sind Sie aufgewachsen?

Obmann: Ich bin am Wiener Stadtrand in einer dörflichen Struktur aufgewachsen, bin also sehr ländlich geprägt, und brauche die Erde, ich will den Boden unter den Füßen spüren. Ich fühle mich in einer Wohnung nicht wirklich wohl.

Wie hat es Sie ins Weinviertel verschlagen?

Obmann: Über eine Beziehung zu einem Mann bin ich zu Beginn der Coronazeit ins Pulkautal gekommen, jetzt bin ich hier und habe ein Haus gekauft. Aus der Beziehung ist inzwischen eine Freundschaft geworden. Ich habe hier so viele wunderbare Menschen getroffen und fühle mich sehr wohl im Weinviertel. Schon im Burgenland habe ich einen Kräuterstammtisch organisiert, und seit letztem Jahr biete ich diese Veranstaltungen in der Hölzelmühle in Retz an.

Mit dem Wissen, das Sie heute haben: Was würden Sie anders machen?

Obmann: Ich würde sagen, ich habe zu jeder Zeit, in jedem Moment das gemacht, was ich für richtig erachtet habe. Ich glaube, es ist nicht gut, mit der Vergangenheit zu hadern. Es hat alles einen Grund, und deswegen würde ich nichts anders machen.

Gab es innere Zweifel oder Ängste bei Ihrer Entscheidung?

Obmann: Natürlich hat man Zweifel. Ganz am Anfang habe ich mich immer gefragt: Weiß ich genug? Bin ich ausreichend kundig? Kann ich mein Wissen gut vermitteln? Aber ich habe das Glück gehabt, dass ich immer Menschen getroffen habe, die mich in meinem Tun bestärkt haben. Die Begeisterung, dieses Brennen für dieses Thema und dieser Wunsch, den Menschen zu zeigen, wie großartig unsere Natur ist und wie einfach es ist, mit ihr in Resonanz zu gehen, hat mich immer weitergetragen.

Sie haben immer noch die Agentur im Burgenland?

Obmann: Ja, ich lebe derzeit in zwei Welten. Ich habe einen Brotjob – noch –, bin aber dabei, meine Herzenssache auf gute Beine zu stellen. Meine Vision ist, dass ich früher oder später die Versicherung loslassen und mich ganz auf diese eine Welt konzentrieren kann.

Was würden Sie jemandem raten, der ein Projekt starten möchte?

Obmann: In dem Moment, in dem man eine Herzenssache gefunden hat und seiner Berufung folgt, wird es erfolgreich. Wichtig ist, sich mit Menschen zu vernetzen, offen zu sein. Ganz nach dem Motto „Wenn dir das Leben eine Gelegenheit bietet, dann sage ,JA‘!“