Erste Senioren-WG Niederösterreichs steht in den Startlöchern

Erstellt am 16. September 2023 | 05:55
Lesezeit: 4 Min
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Die Fassade fehlt noch, sie wird – passend zum Namen Sonnenplatzerl – sonnengelb, wie Christa Schwinner verrät. In der Nähe der Maria Roggendorfer Basilika entsteht ein einzigartiges Projekt, das im November Realität wird: eine Senioren-WG auf dem Bauernhof.
Foto: Sandra Frank
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Christa Schwinner errichtet die erste Wohngemeinschaft für alte Menschen in Niederösterreich. Über ihr Herzensprojekt und soziales Engagement wird die 45-Jährige bei den Weinviertler Dialogen sprechen.

Sie sind zurück, die Weinviertler Dialoge. Diese sind eine Veranstaltungsreihe der Leader-Region Weinviertel-Manhartsberg und der Bildungsregion „wissbegierig“ in Kooperation mit der NÖN.

Eine, die am 11. Oktober über ihr soziales Engagement erzählen wird, ist Christa Schwinner, die gerade ein Projekt in Maria Roggendorf realisiert, das es so in Niederösterreich noch nicht gibt: eine WG für ältere Menschen auf einem Bauernhof. Das Projekt nennt sich Sonnenplatzerl. Dort herrscht noch Baustellenbetrieb, im November wird aber alles so weit fertig sein, dass die ersten Bewohner einziehen können. Gleichzeitig entsteht ein Tagesbetreuungszentrum, in dem sich auch externe Gäste aufhalten dürfen.

„Soziale Landwirtschaft ist genau meins“

„Drei Zimmer sind schon fix ausgesucht“, freut sich Schwinner. Eine Dame zieht sogar mit ihrem Hund ein. „Sie sind alle alleinstehend und haben den Schritt hierher bewusst gemacht“, erzählt die diplomierte Krankenschwester. Das sei wichtig, denn nur, wer sich selbst für einen Einzug entscheide, werde hier glücklich.

Dass die Arbeit mit alten Menschen für die 45-Jährige erfüllend ist, wusste sie schon immer. Im zweiten Bildungsweg hat sie eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht und ihre Abschlussarbeit über „Green Care“ geschrieben. Danach war klar: „Soziale Landwirtschaft, das ist genau meins.“ Mit ihrer Projektarbeit wurde 2017 ihr Herzensprojekt geboren, 2020 kaufte die Familie das Grundstück, nicht weit entfernt von ihrem eigenen Heim.

Es wird gemeinsam gekocht und zu den Tieren gegangen

Die Zimmer sind wie Hotelzimmer angelegt, es gibt eine große Küche, in der gemeinsam gekocht wird. Die Bewohner und Besucher der Tagesstätte sollen das tun, was ihnen Spaß gemacht hat. Bastelbeiträge oder Ähnliches gibt es in Maria Roggendorf nicht. Eier abnehmen und

Statt unzählige Mandalas auszumalen – wer dies gern tut, darf dies natürlich weiterhin –, werden gemeinsam Erdäpfel geschält oder gebacken. Oder zu den Hühnern gegangen, um Eier abzunehmen. Der Garten wird übrigens so angelegt, dass einen die Wege immer wieder zurück ins Haus führen.

In Schwinners Leben habe es viele Momente gegeben, die sie in ihrem Tun bestätigten. So zieht etwa ein Herr ein, der sich ein Altern in Würde gewünscht hat. „Und er weiß, das kann er hier“, freut sich die Maria Roggendorferin über dieses Kompliment. Und darüber, dass ihr die Menschen ein solches Vertrauen entgegenbringen.

Maria Roggendorfer Senioren-WG ist erste in Niederösterreich

Während ihrer Ausbildung arbeitete sie in einem Pflegeheim: „Es hat mir sehr weh getan, dass keine Zeit für die Leute war.“ Hier sei die Politik gefragt, das System zu ändern. Projekte wie das ihre sollten weit mehr unterstützt werden. Denn die WG in Maria Roggendorf wird die erste in Niederösterreich sein. Verstehen kann Schwinner das nicht, denn das Konzept habe sich in anderen Ländern bewährt. Die Einheiten sind kleiner, die Menschen werden angehalten, länger selbstständig zu sein. Das hält sie fit, was wiederum dazu führt, dass weniger Pflegepersonal benötigt wird.

Oft sind es nur kleine Dinge, bei denen ältere Menschen Hilfe brauchen, weiß Schwinner, die betont: „Wir sind kein Pflegeheim.“ Doch wer Pflege benötigt, der wird sie bis zu einem gewissen Grad bekommen. Anderen helfen macht

einen selbst glücklichSicher gebe es Momente, in denen sich Christa Schwinner Gedanken darüber macht, dass sie es auch einfacher haben könnte. Trotzdem rät sie anderen, sich sozial zu engagieren. „Wenn ich etwas gebe, dann bekomm' ich so viel zurück. Andere Menschen glücklich zu sehen, macht mich selbst glücklich.“ Dass sie das lebt und so ein gutes Vorbild ist, zeigt ihre Tochter. Die ist eigentlich Konditorin, hat dann aber die Ausbildung zur Heimhilfe gemacht.

Weinviertler Dialoge

  • Die dritten Weinviertler Dialoge finden am Mittwoch, 11. Oktober, statt.
  • Veranstaltungsort ist dieses Mal das Campus Café in der HTL Hollabrunn in der Dechant Pfeifer-Straße 3.
  • Beginn der Veranstaltung ist um 19 Uhr.
  • Neben Christa Schwinner werden auch Shurga Schrammel, Mario David und Markus Schober über ihr soziales Engagement sprechen.