Neue Geschäftsführerin: Alles begann mit einem stinkenden Berg

Mit Anfang des Jahres hat Angelika Büchler die Geschäftsführung des Abfallverbandes Hollabrunn von Alfred Wunderer übernommen. Die Sitzendorferin ist seit ihrem 21. Lebensjahr in der Branche.
Ein Chemieprofessor im Gymnasium weckte das Interesse an diesem Fach und der weitere Bildungsweg führte sie ins Kolleg für technische Chemie der Höheren Bundes-, Lehr- und Versuchsanstalt für chemische Industrie in der Wiener Rosensteingasse. Als die NÖ Umweltschutzanstalt eine neue Abteilung namens „Sonderabfall“ gründete und Chemiker für die Eingangskontrolle auf den Deponien suchte, wurde Büchler hellhörig.
„Ich konnte mir darunter nichts vorstellen und daher schaute ich mir die Anlage in Tulln an. Ein stinkender Berg, mit großen Geräten waren meine ersten Eindrücke. Die angelieferten Fehlchargen an Schokolade von Schmidt und Söhne oder die Kleinigkeiten der Pape-Box fand ich schon interessanter und ich entschied mich, die Stelle anzunehmen“, erzählt Büchler und erinnert sich an ihren ersten Job: „ Ich kontrollierte die Abfälle, die angeliefert wurden. Das war nicht immer angenehm.“
Unangenehm waren zum Beispiel die Krankenhausabfälle, die Anfang der 90er-Jahre noch nicht getrennt wurden oder Fernseher, die zu hunderten deponiert wurden. Doch durch die Kontrollen und die Gespräche mit den Betrieben verbesserte sich die Mülltrennung rapide.
Nach der Geburt ihrer beiden Söhne und der Übersiedlung von Wien nach Niederösterreich nahm Büchler Ende der 90er-Jahre den Job als Abfallberaterin im Bezirk Hollabrunn an. „Das Wissen, das ich mir in den Jahren auf der Deponie und im Labor angeeignet hatte, kam mir hier zugute“, erzählt sie. Neben 30-Stunden-Woche und Familie absolvierte sie die Ausbildung zum abfallrechtlichen Geschäftsführer.
Verpackungen könnten noch optimiert werden
Workshops in Schulen und in der Erwachsenenbildung oder die mediale Begleitung gehören ebenso zu ihren Aufgaben wie die Abrechnung mit den Verpackungssystemen, Dienstpläne, Containerbestellungen oder die Arbeitsgruppenleitung für Kampagnen. Für die Zukunft wünscht sich Büchler eine bessere Zusammenarbeit zwischen Produzenten und Verwertern: Wie muss ein Produkt hergestellt werden, dass es sowohl als Transport- als auch als Verkaufsverpackung gut funktioniert, aber auch verwertet werden kann?
Bewusstes Einkaufen und die richtige Müllentsorgung sind ihr ein Anliegen: „Es muss oft kostenintensiv nachsortiert werden, weil es öfter vorkommt, dass etwa Marmeladengläser in der Restmülltonne landen.“ Schwierig sei es derzeit auch mit sogenannten Öko-Tragtaschen. „Es gibt unterschiedliche Zusammensetzungen des Materials und einige Sackerl zersetzen sich sehr lange nicht, auch das muss nachsortiert werden.“
Gefährlich werde es bei Batterien und Akkus. Damit sich die Bürger zurechtfinden, gibt es nicht nur umfangreiches Informationsmaterial, sondern auch Abfallberater. „Das Interesse an diesen Beratungen ist sehr groß“, freut sich Büchler.
Seit ein paar Jahren schreibt sie einen Blog mit verschiedenen Themen und weist auf problematische Stoffe hin. Ihr Fazit: „Ich liebe meine Arbeit, da kein Tag dem anderen gleicht. Ich arbeite unheimlich gerne mit meinen Kollegen aus dem Büro und aus den anderen Verbänden zusammen. Wir haben in den letzten 20 Jahren viel zur Verbesserung der Abfallproblematik im Land beigetragen.“