Mutmacher erzählten: Beherzt dem Herzenswunsch folgen

Gerhard Cermak, Andrea Rosenberg und Barbara Obmann waren das erste Trio, das erzählte, wie es gelingt, Leben und Beruf selbst zu gestalten und dabei das alte Leben zurückzulassen. Was die drei noch eint? Sie sind „Zuagraste“, die ihren Herzenwunsch im Pulkautal ausleben können.
Cermak war Gastgeber der Premiere. In seiner „Gärtnerei der Zukunft“ in Seefeld-Kadolz fanden sich viele Zuhörer ein. Bürgermeister Peter Frühberger ist begeistert von Cermaks Vision: In der Gärtnerei soll eine Gemeinschaft viel Freude am Pflanzen, Hegen und Ernten finden. „Bei meinem Besuch in der Vorwoche hat er mir einen Floh ins Ohr gesetzt: Hier sollen auch Dinge passieren, so, wie es früher einmal war. Zum Beispiel: Gurken einlegen“, gefällt dem Gemeindechef dieser Gedanke, dass sich die Bürger an diesem Ort des Ursprungs besinnen. Er hofft außerdem, dass mit diesem Projekt eine Leader-Förderung lukriert werden kann.
Zurück zu den Prägungen in der Kindheit
„Ich hab dort die Natur in ihrer Unschuld und Urgewalt erlebt“, erinnert sich Cermak an die vielen Monate zurück, die er bei seiner Großmutter im Mühlviertel verbracht hat.
Die Erlebnisse ihrer Kindheit prägten auch Obmanns Leben: „Ich hab‘ immer gewusst, ich benötige Erde unter den Füßen.“ Gerade krempelt die Kräuterpädagogin, die seit 1995 eine Versicherungsagentur im Burgenland betreibt, ihr Leben um. Bald schon will sie in ihr Haus in Karlsdorf einziehen.
„Im Weinviertel läuft die Zeit anders. Es gibt mehr Müßiggang, mehr Wertschätzung. Ich bin dankbar, hier gelandet zu sein“, macht sie ihrer Wahlheimat, dem Pulkautal, eine Liebeserklärung. Obmann will „den Menschen zeigen, wie einfach es ist, Heilmittel in der Natur zu finden“. Sie ist froh, dass sich die Menschen wieder mehr auf die Natur einlassen.
Mutmacher erzählten: Beherzt dem Herzenswunsch folgen. Es ist vollbracht: Die ersten „Weinviertler Dialoge“ sind Donnerstagabend (9.3.) erfolgreich über die Bühne gegangen. Dieses Format ist eine Kooperation zwischen der Leader-Bildungsregion „Wissbegierig“ und der NÖN. Drei „Mutmacher“, die allesamt in der NÖN vorgestellt wurden, erzählten in der „Gärtnerei der Zukunft“ in Seefeld-Kadolz, wie sie ihre Herzenswünsche umgesetzt haben, um ein gelingendes, erfülltes Leben zu haben - und sich dabei selbst zu versorgen.
Rosenberg widmet sich ebenfalls der Kraft der Pflanzen und Kräuter, aber auf andere Weise. Selbstversorgung habe sie immer interessiert. Bei ihr wurde der Grundstein dafür genauso in der Kindheit gelegt: Mit ihrem Großvater hat sie immer im Garten gearbeitet. „Seit ich vier Jahre alt bin, habe ich ein kleines Beet“, berichtet sich die Psychologin.
Sie strickt und färbt ihre Wolle mit Pflanzen selbst. „Heilen ist nichts für mich, weil ich nicht krank bin. Kosmetik ist nichts für mich, weil es eben nichts für mich ist“, schmunzelt sie. Also begann sie, Wolle zu färben.
„Ich will mein Wissen ja nicht ins Grab mitnehmen“
Moderatorin Romana Schuler – ebenfalls eine „Zuagraste“, die Vorarlbergerin verliebte sich vor etwa 20 Jahren ins Pulkautal, schreibt heute für die NÖN und lebt in Hadres – wollte von den Mutmachern wissen, ob sie je Zweifel hatten, ihre Vision zu verfolgen. „Gezaudert hab‘ ich eigentlich nicht“, antwortete Cermak, der seit seiner Kindheit in einer großen Gemeinschaft leben wollte. Dennoch macht er sich keine Illusionen: „Das alles muss sich natürlich erwirtschaften“, brauche es unbedingt weitere Menschen, die das Projekt der Gärtnerei der Zukunft tragen.
Rosenberg zweifelte ebenfalls nicht, vor allem, weil sie ihr ganzes Leben das Glück gehabt habe, das tun zu können, was sie wirklich will. Jetzt habe sie eine Pension und sei abgesichert. Wichtig ist ihr: „Man sammelt sein ganzes Leben lang so viel Wissen. Das will ich ja nicht ins Grab mitnehmen, ich will es weitergeben.“
Offen bleiben, mutig dem Ruf folgen
Obmanns Mut fußt auf einem Grundvertrauen ins Universum, wie beim Weinviertler Dialog deutlich wurde: „In dem Moment, in dem man für ein Thema brennt, tun sich wunderbare Dinge auf. Man muss offen bleiben und dem Ruf folgen“, ist sie überzeugt.
Nach dieser ersten Runde verabschiedete sich Schuler vom Podium und machte für Christoph Schönsleben Platz. Er gehört der „Wissbegierig“-Steuerungsgruppe an und leitete den Dialog ein. Jetzt war das Publikum am Zug: Jeder sollte erzählen, was ihn besonders berührt oder inspiriert hat. „Was macht das mit mir? Was hab‘ ich mich vielleicht nicht getraut?“, gab Schönsleben einen Anreiz.
Und so zeigte sich, dass unter den Zuhörern ebenfalls einige Mutmacher waren, die ihren Weg gehen – und die es ins Pulkautal zieht. „Ich bin Wienerin und auf der Suche nach einem Haus mit einer Werkstatt hier oder in der näheren Umgebung“, war da zu hören. „Ich bin ins Weinviertel gekommen und seh keinen Grund, noch weiter zu schauen.“
Mit der ersten Auflage der „Weinviertler Dialoge“ sind die Veranstalter zufrieden. „Das Format geht weiter“, kündigte Brigitte Schönsleben-Thiery Termine im Mai und im Oktober an.