Riedl: „Sind mit aller Kraft im Einsatz“

Erstellt am 29. März 2023 | 06:00
Lesezeit: 5 Min
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Präsentierten die Bilanz der Horner Arbeiterkammer: AK-Bezirksstellenleiter Andreas Riedl (Mitte) und die KammerräteManfred Popp undJosef Wiesinger.
Foto: Thomas Weikertschläger
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Die Horner Arbeiterkammer erkämpfte 2022 insgesamt 680.000 Euro für ihre Mitglieder, einen guten Teil davon nach gerichtlicher Intervention. Die Mitarbeiter kommen wegen vieler Anfragen zu Teuerung, Energiepreisen und Steuerausgleich an ihr Limit.

Langweilig wird es auf der Bezirksstelle der Arbeiterkammer in Horn ohnehin nie. Die vergangenen Monate brachten die Mitarbeiter von Andreas Riedl, der die Bezirksstelle seit Jahresbeginn leitet, aber vielfach an ihre Grenzen.

Und das, obwohl die in den vergangenen drei Jahren dominierenden Fragen rund um das Thema Corona zu Kurzarbeit oder Home-Office allmählich abflauen. In den Mittelpunkt der Anfragen rücken wieder „alltägliche“ Themen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, nicht oder nur teilweise überwiesene Löhne. Das liebe Geld steht dabei laut Arbeiterkammerrat Josef Wiesinger immer wieder im Fokus. Man habe dabei vielfach durch Gespräche mit Betrieben einiges für die Mitglieder erreicht. Manchmal habe aber erst der Gang vor Gericht den gewünschten Erfolg für die Klienten gebracht.

Frau im Home-Office 47.000 Euro vorenthalten

Als konkreten Fall schilderte Riedl jenen einer Frau, die seit der Coronakrise ihren Job aus dem Home-Office erledigt hat. Der Kontakt mit dem Arbeitgeber erfolgte ausschließlich über Video, die Frau habe zu Hause ihre Aufträge abgearbeitet. Die Löhne seien dann aber unregelmäßig und nicht vollständig überwiesen worden, obwohl die Frau korrekte Abrechnungen erhalten habe. Die Frau habe – aus Sicht der AK-Experten richtigerweise – laufend schriftlich interveniert. Durch diese Aufzeichnungen habe man die Versäumnisse der Firma genau nachweisen können. Insgesamt waren 47.000 Euro brutto offengeblieben. Da die Firma in der Zwischenzeit aber Insolvenz angemeldet habe, wäre die Frau ohne die Aufzeichnungen um einen Großteil der Summe umgefallen, da in diesem Fall Ansprüche nur für sechs Monate geltend gemacht werden könnten. „Durch die guten Aufzeichnungen ist es uns aber gelungen, die gesamte Forderung für die Frau zurückzuholen“, sagt Riedl. Es sei wichtig, Probleme dieser Art – auch bei grundsätzlich gutem Verhältnis zur Firma – laufend schriftlich zu dokumentieren.

Arbeitsmarkt: AK fordert bessere Rahmenbedingungen

Wiesinger sprach den viel zitierten Arbeitskräftemangel an. Um den zu beseitigen, brauche es in vielen Branchen ein Umdenken: „Wenn die Rahmenbedingungen nicht passen, darf ich mich nicht wundern, wenn ich keine Mitarbeiter finde“, findet er klare Worte. Dass Arbeitskräfte – etwa aus der Gastronomie – in andere Branchen wechseln wollen, sei legitim. Neben entsprechenden Ausbildungsmöglichkeiten in Branchen, in denen Arbeitskräfte gesucht werden – als positives Beispiel nannte er das derzeit entstehende Klimaschutz-Ausbildungszentrum in Sigmundsherberg – brauche es eben auch entsprechende Löhne.

Das gelte auch für den öffentlichen Dienst. „Da hinken wir mit dem Gehaltsschema weit hintennach“, fürchtet Wiesinger, dass Gemeinden und das Land, aber etwa die Kliniken, künftig als Arbeitgeber weiter an Attraktivität einbüßen. Schon jetzt gebe es im Bezirk fünf Gemeinden, die auf der Suche nach neuen Klärwärtern nicht fündig werden. Aber: „Ein sicherer Posten auf der Gemeinde zieht nicht mehr, wenn ich dort 2.500 Euro bekomme, in der Privatwirtschaft aber einen 1.000er mehr.“

Beim Schaffen attraktiver Rahmenbedingungen seien auch die großen Betriebe gefordert, sagt Popp. Die Generation der „Baby-Boomer, die es gewohnt waren, anzupacken“ gehe in Pension. Jüngere Gruppen würden ihren Fokus verstärkt auf Freizeit legen. Dem müsste man bei den Rahmenbedingungen Rechnung tragen. Auch ein „altersgerechtes Arbeiten“ müsse ermöglicht werden, „damit Ältere nicht weiter einfach entsorgt werden“, sagt Popp. Gerade bei älteren Arbeitnehmern müsse man auf das Thema Weiterbildung setzen, damit man sie im Betrieb halten könne.

Er ortet bei der Vorgehensweise einiger Betriebe ein „Sittenbild“: „Man probiert es einfach mal auf eine Art und Weise, die unsere Intervention notwendig macht, damit die Klienten zu ihrem Geld kommen.“ Dabei sei den Betrieben oft gleichgültig, dass auch Arbeitsverträge – wie jede Art von Verträgen – einzuhalten seien. Für manche der Klienten sei es existenzbedrohend, wenn Löhne ausbleiben: „Die haben ja auch ihre fixen Zahlungen.“

EVN-Kündigungen: Anfragen häufen sich

Für die Mitarbeiter auf der Bezirksstelle werden die Zeiten immer intensiver. Insgesamt 7.200 Beratungen wurden im Vorjahr durchgeführt, darunter mehr als 2.000 Mal konkrete Probleme aufgearbeitet. Darüber hinaus ist aktuell auch wieder das Beratungs-Service hinsichtlich Steuerausgleich angelaufen: „Die Termine sind bis in den Sommer ausgebucht“, sagt Riedl. Und dann geht auch wieder die Bestandsregistrierung im Gesundheitsbereich los, der ebenfalls von den AK-Mitarbeitern durchgeführt wird. Dazu kommen aktuell zahlreiche Anfragen wegen der Frage der Kündigungen von EVN-Verträgen. Und das betrifft laut Riedl auch 40.000 Kleinunternehmen, die Arbeitsplätze bieten. Dabei könne die Arbeiterkammer für die Mitglieder keine neuen Verträge schließen, sondern nur beratend agieren und auf Konsumentenschutz oder Energiepreisrechner verweisen.

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