Bevölkerungsbilanz: Ein Zugewinn mit Schönheitsfehler

Erstellt am 01. Februar 2023 | 04:43
Lesezeit: 5 Min
Horn Wahlergebnisse LTW23
Foto: NÖN
Die Bevölkerungszahl im Bezirk Horn ist im Vorjahr um 0,79 Prozent gestiegen. Ohne Flüchtlinge aus der Ukraine hätte sich aber der Negativ-Trend der vergangenen Jahre wegen des großen Minus in der Geburtenbilanz fortgesetzt.
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Mehr Einwohner als ein Jahr zuvor hatte der Bezirk Horn mit Stichtag 31. Dezember 2022, nämlich 31.113. Mit Jahresende 2021 waren es noch 30.869, so wenige wie nie zuvor. Dieser Anstieg um 0,79 Prozent hat aber einen Schönheitsfehler: Ohne die im Bezirk Horn gemeldeten Flüchtlinge aus der Ukraine, die während des Jahres zu uns gekommen sind, hätte es auch 2022 wegen der stark negativen Geburtenbilanz, die der „normale“ Zuzug in die Region nicht wettmachen kann, ein weiteres Minus in der Bevölkerungsbilanz gegeben.

Zuletzt hatte der Bezirk auch während der Flüchtlingskrise 2015/16 an Bevölkerung gewonnen. 1971 hatte der Bezirk noch knapp 37.000 Einwohner. Damit hat der Bezirk im vergangenen halben Jahrhundert etwa so viele Einwohner verloren, wie die Bezirkshauptstadt Horn zählt.

Altenburg: Plus 6,25 Prozent dank Wohnangebot

Dabei hat die Bezirkshauptstadt selbst in eben diesem Zeitraum sogar um etwa 250 Einwohner gewonnen. Im Vorjahr gab es ein Plus von 37 Einwohner auf 6.510 Hauptwohnsitzer. Mit einem Plus von 0,57 Prozent liegt die Bezirkshauptstadt aber klar hinter der eigentlichen „Siegergemeinde“ des Vorjahres, nämlich Altenburg. Dort gab es ein sattes Plus von 6,25 Prozent. Insgesamt wuchs die Wohnbevölkerung in Altenburg von 800 auf 850 Personen. Zuletzt waren es 1939 mit 852 mehr.

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Gut lachen hat der Altenburger Bürgermeister Markus Reichenvater.
Foto: Archiv

Den Grund für den starken Anstieg der Wohnbevölkerung sieht Bürgermeister Markus Reichenvater in erster Linie in der Eröffnung der neuen WAV-Anlage mit 14 Reihenhäusern zu Jahresbeginn. Denn die waren im Nu vergriffen, junge Familien mit Kindern sind hier eingezogen, vorwiegend aus anderen Gemeinden in der Region. Und um die positive Entwicklung auch künftig fortzusetzen ist ein weiterer Ausbauschritt mit der WAV in Planung, denn: „So können wir leistbares Wohnen bieten. Bei der aktuellen Preissituation ist das gewohnte ,Häuslbauen‘ zu teuer geworden“, sagt Reichenvater. Vorerst sind in Richtung Mahrersdorf gleich im Anschluss an die bestehende Reihenhausanlage elf weitere Reihenhäuser in einem ersten Ausbauschritt angedacht.

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Plus dank Flüchtlingen: Rosenburgs Bürgermeister Wolfgang Schmöger.
Foto: Archiv

Einen noch größeren Anstieg, nämlich sogar 6,32 Prozent (von 838 auf 891, vor etwa 20 Jahren waren es noch mehr als 1.000) meldet die Gemeinde Rosenburg-Mold für das Jahr 2022. Aber: Hier sind die mehr als 40 Ukrainer, die in Maria Dreieichen im Gasthaus von Christian Vlasaty Unterschlupf gefunden haben, eingerechnet. Dennoch bleibt ein kleines Plus in der Gemeindebilanz übrig.

Mit einem Angebot an zwölf Wohneinheiten der Kamptal in Rosenburg und verfügbaren Bauplätzen in Rosenburg, Mold, Mörtersdorf und Zain-grub (hier sind auch neue Bauplätze in Planung) will man auch künftig für Zuzügler attraktiv sein.

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Sieht Drosendorf als „Corona-Profiteur“: Robert Feldmann.
Foto: Archiv

Ebenfalls ein sattes Plus von 3,25 Prozent gibt es in der Gemeinde Drosendorf-Zissersdorf (von 1.171 auf 1.209). Bürgermeister Robert Feldmann sieht die anhaltende „Stadtflucht“ wegen Corona als Grund für den Zuzug. Drosendorf könne da mit seinem „stadtähnlichen Potpourri“ an Infrastruktur, Versorgung und Bildungseinrichtungen gepaart mit Natur und guter Lage punkten. Angebotene Immobilien seien weggegangen wie die warmen Semmeln. Aber auch einige Zweitwohnsitzer – davon hat Drosendorf-Zissersdorf aktuell 765 – hätten sich im Vorjahr für einen Hauptwohnsitz in Drosendorf entschieden: „Da gehöre ja auch ich dazu“, lacht der frischgebackene Gemeindechef, der seit September 2022 Bürgermeister ist.

Aktuell sind in Drosendorf übrigens die Bauplätze am Thayablick ausverkauft. Er sei aber gemeinsam mit Raumplanern drauf und dran, nach Möglichkeiten für neue Bauplätze – „Wir denken zehn bis zwölf Einheiten an“ – zu suchen.

Vor Start von zwei Projekten in Stadtgemeinde Geras

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Hofft auf neuen Push dank Gemeindezentrum: Franz Göd.
Foto: Archiv

Erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder mehr als 1.700 Einwohner hat die Marktgemeinde Sigmundsherberg. Im Vorjahr wurden laut Bürgermeister Franz Göd „rekordverdächtige“ 22 Geburten gezählt, „nur“ vier weniger als Sterbefälle. Man habe gesehen, dass sich die zuletzt getätigten Investitionen in den Siedlungsausbau in der Christophorus-Siedlung sowie in die Kinderbetreuungseinrichtungen in der Gemeinde gelohnt hätten, sagt Göd. Einen weiteren Push für die Gemeinde erhofft er sich durch die Realisierung des neuen Gemeindezentrums, in dem wie berichtet auch 14 Wohnungen gebaut werden sollen. „Und auch für die gibt es schon einige Anfragen“, hofft Göd auf „neue Sigmundsherberger“.

Insgesamt verzeichneten mit Burgschleinitz-Kühnring (-0,30 Prozent), Geras (-0,31 Prozent), Straning-Grafenberg (-0,43 Prozent), St. Bernhard-Frauenhofen (-0,85 Prozent), Pernegg (-1,30 Prozent) und Japons (-2,53 Prozent) sechs Gemeinden im Vorjahr Bevölkerungsrückgänge. Tatenlos bleibt man aber auch dort nicht. In Japons baut die Kamptal derzeit acht Mietwohnungen, in Pernegg wird die Siedlungserweiterung „Im Hopfengarten“ inklusive WAV-Beteiligung vorangetrieben. In Geras soll noch vor dem Sommer der Startschuss zum Bau von drei Doppelhäusern und einer Wohnbauanlage mit zwölf Wohnungen durch die NÖ Bau- und Siedlungsgenossenschaft erfolgen. Der der dafür notwendige Abbruch eines Gebäudes auf einem der Grundstücke ist bereits erfolgt, freut sich Bürgermeister Hans Glück.

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