Als Wachs noch eine Währung war

Eröffnet wurde die Ausstellung passend am „Tag der Bienen“. Mit Formen, Videos und umfangreichen Exponaten in den Vitrinen zeigt das Team des Krahuletz-Museums Wachsziehen wie anno dazumal. „Es gibt nur noch wenige Orte, an denen man sehen kann, wie einst Wachs gezogen wurde“, berichtet Obmann Gerhard Dafert. Der Maissauer Martin Schmid als einer der letzten Wachszieher und Lebzelter des Landes hat seine funktionsfähigen Formen dem Museum übergeben und so kann der Besucher in die fast versunkene Welt des Wachsziehens eintauchen.
Um das Erbe seiner Väter zu bewahren hat der Wachszieher-Meister Martin Schmid alles zusammengetragen und aufbewahrt, was mit dem Familienhandwerk zu tun hat, um das Wachsziehen museal zum Leben zu erwecken. Schmid sagte, das Wachsziehen sei eine sehr arbeitsintensive Sache, man müsse das Ganze immer zu Ende bringen. „Das waren tagelange Arbeitsprozesse“, sagte er.
Der Weg zu einer handgezogenen Kerze aus Bienenwachs ist langwierig und war mühsam. „Rund 60-mal wird der Docht durch das heiße Wachs gezogen oder mit Wachs begossen, so wächst die Kerze Schicht für Schicht auf die gewünschte Stärke an“, berichtete Schmid. Kerzen konnten sich früher nur die Wohlhabenden leisten. In der Kirche und bei der Obrigkeit habe man damals auch statt mit Geld mit Wachs seine Abgaben bezahlt. „Die Zunft der Lebzelter und Kerzenzieher war auch zum Waffentragen berechtigt. Vor den Zunftsitzungen mussten sie aber die Waffen abgeben, damit es nicht zu wild wurde“, so Schmid. Familientradition seit mehr als 100 JahrenFür Glück, Gesundheit oder Fruchtbarkeit waren früher Votivgaben zuständig, Symbole, die ebenfalls aus Wachs gegossen wurden. Auch diese sind zu besichtigen. Interessierte Museumsbesucher erhalten hier nun Einblicke in die Geheimnisse der Kerzenzieher. „Die Lebzelterei und Kerzenzieherei in Maissau weist eine lange Tradition auf. Die erste Erwähnung eines Lebzelters in den Maissauer Innungsbüchern führt in das Jahr 1642 zurück“, berichtete Schmid. Die letzten 100 Jahre wurden durch drei Generationen der Familie Schmid geprägt, der letzte Maissauer Lebzelter und Kerzenzieher, Martin Schmid, war von 2000 bis 2010 auch Bürgermeister der Stadt. Der Familienschatz an altem Handwerkszeug, Holzmodeln, Kerzen und Wachsgebilden gelangte im Jahr 2021 in die Sammlungen des Krahuletz-Museums und kann zu einem großen Teil in der diesjährigen Sonderschau, ergänzt durch Lebzeltermodeln aus dem Altbestand des Museums, bewundert werden. In einem eigens für die Ausstellung produzierten Film erzählt Martin Schmid über Tradition und Handwerk der Lebzelter und Kerzenzieher im Allgemeinen und die Familie Schmid im Besonderen.