Keine Kompromisse: Keine nackte Frau!

Erstellt am 29. April 2014 | 09:07
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Foto: NOEN, Rupert Kornell
Matthias Laurenz Gräffs Darstellung seiner Muse für die Etiketten des „Garser Weins“ fand keine Anerkennung.
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„Ich lasse mich nicht zensurieren“, ist der Akademische Maler Matthias Laurenz Gräff noch immer empört darüber, dass man seine Bilder nicht für die Etiketten der neuen Garser Weine verwendet hat, obwohl ihm der Auftrag dazu erteilt wurde.

Dargestellte Person sei „zu nackt“ 

„Mit Bürgermeister Martin Falk, der mich diesbezüglich kontaktiert hat, war abgesprochen, dass es keine künstlerischen Einschränkungen gibt. Aber als ich die Bilder dann vorgelegt habe, war alles anders“, so Gräff. Besonders Raimund Kiennast als Vertreter des Garser Handelshauses habe seine klare Ablehnung ausgedrückt, weil die dargestellte Person – es handelt sich um Gräffs Muse Georgia Kazantzidu – für alle klar erkennbar und „zu nackt“ sei.

Kompromissangebote, die Bilder zu übermalen, für den Druck entsprechend zu bearbeiten oder andere Bilder auszuwählen, sei für ihn, Gräff, nicht infrage gekommen: „Die drei Bilder sind aufeinander abgestimmt mit Motiven aus Gars und aus dem ,Freischütz‘, der heuer auf der Burg gespielt wird, und bilden eine künstlerische Einheit.“ Daher sei er von der Vereinbarung ohne Abgeltung zurückgetreten. Dass die Bilder aber doch laut Gräff Anklang gefunden haben, bewiesen über 230 „Likes“ auf Facebook in nur wenigen Tagen.

„Im Hinblick auf die Jugend nicht vertretbar“

Dass dem so war, dementiert auch Raimund Kiennast nicht: „Ich respektiere Kunst, bin aber kein Fachmann in dieser Sache. Ich habe wirtschaftliche Interessen vertreten, denn immerhin wird mehr als die Hälfte aller Flaschen vom Garser Weiß-, Rotwein und Sekt über unser Haus verkauft. Es ist für mich vor allem in Hinblick auf unsere Jugend nicht vertretbar, dass in den Regalen Weine liegen, auf deren Etiketten eine nackte Frau – und noch dazu eine, die man hier kennt – abgebildet ist.“

„Der Garser Wein ist aus einer Kooperation der Gemeinde mit den Garser Gastronomen und dem Haus Kiennast entstanden“, nimmt Bürgermeister Falk dazu Stellung. „Daher sind deren Interessen bei aller künstlerischer Freiheit auch in die Entscheidung eingeflossen.“ Angesprochene Kompromisse wie teilweise Übermalung oder Verfremdung seien auch aus seiner Sicht „faul“, die Ablehnung durch den Künstler könne er nachvollziehen. „Aber ich habe ihm ein Angebot gemacht, im nächsten Jahr die Etiketten zu gestalten, wobei wir uns schon im Vorfeld ausführlicher als heuer darüber unterhalten.“

Und was sagt Gräff dazu? Der lässt alles offen, aber die Verärgerung ist unüberhörbar: „Mich hat man heuer als letzten Garser Künstler eingeladen, obwohl ich Akademischer Maler bin. Und es ist jetzt schon das dritte Mal, dass die Zusammenarbeit nicht geklappt hat.“

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