2023: Zwei große und viele kleine Projekte in Gars am Kamp

Ein ereignis- wie arbeitsreiches Jahr ist vorbei, ein ebensolches liegt vor uns. Zeit, zu Jahresbeginn ein Gespräch mit Bürgermeister Martin Falk über die jüngste Vergangenheit und die nächste Zukunft zu führen.

NÖN: Herr Bürgermeister, wie fällt Ihre Bilanz des Jahres 2022 speziell hinsichtlich Corona aus? Was ist trotz Pandemie in der Gemeinde geschehen, was nicht?
Martin Falk: Rückblickend bin ich positiv überrascht, weil wir ja nicht wussten, was auf uns zukommt. Die Pandemie, so glaube ich, ist abgeschlossen, ich kann folgende Bilanz ziehen: die finanzielle Lage der Gemeinde ist gut, die Garser Wirtschaft hat sich hervorragend entwickelt. Wir haben etwa 90.000 Euro mehr Kommunalsteuer eingenommen, gesamt rund 1,3 Millionen, und auch der Tourismus hat sich ausgezeichnet entwickelt. Man darf aber auch nicht vergessen, dass sich im zwischenmenschlichen Bereich vieles gewandelt hat, das Vereinsleben hat gelitten. In Gars wird ja bekanntlich viel und gern gefeiert, das hat allen schon sehr gefehlt.
Was waren aus Ihrer Sicht die größten Vorhaben, die von der Gemeinde umgesetzt wurden?
Falk: Das Highlight für mich war der 15. Juni mit der Eröffnung der Mehrzweckhalle, ein Projekt mit Kosten von 4,3 Millionen Euro, das mich als Bürgermeister seit Beginn meiner mittlerweile 23-jährigen Amtszeit beschäftigt. Sie wird von der Sportmittelschule und Vereinen sehr gut angenommen, bei Veranstaltungen gibt es noch einen gewissen Aufholbedarf. Das muss sich erst einspielen. Zu Gars gehört natürlich auch Kultur, bei „Carmen“ und dem Zusatzprogramm für Jung und Alt haben Tausende den Weg auf die Burg gefunden. Das wollen wir mit „Aida“ und einem erweiterten Angebot heuer fortsetzen. Kleinere, aber wichtige Posten sind Straßen- und Güterwegebau, die Busschleife bei der Burg, die Urnennische am Friedhof, ein neues Großfahrzeug der Feuerwehr Thunau, Investitionen in eine moderne Schießanlage für den Schützenverein, neue Smartboards für die Volksschule und vieles mehr.
Welche Pläne hat man für das laufende Jahr?
Falk: Eine wichtige personelle Änderung zuerst, nämlich der Wechsel im Gemeindeamt: Obersekretär Manfred Schartner tritt den wohl verdienten Ruhestand an, Amtsdirektor Lukas Rehrl wird sein Nachfolger. Zwei große Vorhaben stehen an: der Neubau des Feuerwehrhauses in Gars, die Pläne für das 4,2 Millionen-Projekt sollten noch im Frühjahr am Tisch liegen, und die dringend notwendige Sanierung der Kläranlage. Mit den vorläufig geschätzten Kosten von 2,5 Millionen werden wir vermutlich nicht auskommen. Die Bagger werden aber heuer noch nicht auffahren. Kleinere Projekte sind etwa Hochwasserschutz in Maiersch und Nonndorf für den Tobelbach, ein Retensionsbecken in Kamegg, die Sanierung der Radwegbrücke in Buchberg und die Schimmelsprunggasse in Thunau samt Erneuerung der Wasserversorgung, eine Lagerfläche für den Bauhof in der Schillerstraße, Investitionen in die Erweiterung des Wasserleitungs- und Kanalnetzes in Hinblick auf die Siedlungstätigkeit, Photovoltaikanlage in der Wasserversorgungsanlage Kotzendorf/Maiersch samt Notstromaggregat für eventuellen Notfall und noch vieles mehr.
Stichwort Wohnbau: Laut Umfrage in der NÖN halten 80 % der Bevölkerung die Vorhaben für den Bau von 34 Reihenhäusern und 90 Wohnungen für überzogen. Sie auch?
Falk: Gott sei Dank haben wir eine sehr prosperierende Wirtschaft, die künftig viele neue Arbeitsplätze schaffen wird, etwa die Firmen Kiennast, Rebloc oder KSG. Ich bin optimistisch, dass wir keinen Leerstand haben werden und weiß zum Beispiel, dass es für die Reihenhäuser schon sehr, sehr viele Anmeldungen gibt. Die Wohnbauträger schauen ja schon im Vorfeld genau, wo sie bauen.
Es stehen ja wie von Ihnen ausgeführt viele, teils sehr kostenintensive Vorhaben an, die ohne Fremdfinanzierung nicht zu schaffen sind, weshalb auch der Schuldenberg im Laufe des heurigen Jahres auf über zwölf Millionen wachsen wird. Bereitet Ihnen das keine Sorgen?
Falk: Die angeführten Vorhaben sind im Voranschlag 2023 und im mittelfristigen Voranschlag schon eingearbeitet, und das geht sich aus. Ich bin allerdings kein Hellseher, wie es mit den Energie-, den Baustoffpreisen, mit der Zinsentwicklung weitergeht. Wir haben in den letzten Jahren sehr konservativ, also mit einem gewissen Spielraum, die Vorschläge erarbeitet. Der Rechnungsabschluss 2022 wird sehr gut aussehen, wir rechnen mit einem großen Plus. Es hat ja beim Voranschlag im Gemeinderat weder eine Diskussion noch eine Gegenstimme gegeben, also ist anzunehmen, dass schon im Vorfeld alles ausgeredet wurde.
Falk: Richtig. Nicht zuletzt deshalb weil wir eine sehr gute Gesprächsbasis über Parteigrenzen hinweg haben. Natürlich gibt es verschiedene Herangehensweisen und Ansichten, auch in meiner Partei sind wir nicht immer einer Meinung, wo Prioritäten zu setzen sind. Wichtig ist, dass wir schon im Vorfeld alles ausdiskutieren und nicht als Mehrheitsfraktion „drüberfahren“.
Noch einmal zurück zur Burg: Sie sind ja auch Geschäftsführer der im alleinigen Eigentum der Gemeinde stehenden Burg Gars GmbH, die wiederum als hundertprozentige Tochter der Oper Burg Gars GmbH angehört. Intendant Johannes Wildner scheidet ja heuer aus, ein Nachfolger wird gesucht. Gibt es ihn schon bzw. bald?
Falk: Es wird demnächst zu einer Entscheidung kommen. Im Hintergrund werden Gespräche geführt, wir hatten viele Bewerber, zwei sind übrig geblieben. Noch im Februar wird eine Entscheidung getroffen.
Zwei bekannte Namen?
Falk: Ja, keine No Names. Die Kulturabteilung des Landes ist natürlich eingebunden, aber die Letztentscheidung wird in Gars getroffen.
Was erwarten Sie im Allgemeinen von 2023?
Falk: Ich hoffe auf eine Normalisierung der Lage, denn die Herausforderungen werden mehr, auch das Tempo, sich bei Planungen umzustellen. Ich bin zuversichtlich, was unsere innovativen Unternehmen betrifft. Und so bin ich überzeugt, dass sich der Standort Gars weiter positiv entwickelt.