Ein „operklosterneuburg“-Stück, wie für den Ort gemacht

Nach Don Pasquale (2012) und Don Giovanni (2008) beehrt der nächste große Herr die Kaiserhof-Bühne: Verdis Don Carlo kommt an eben jenen Ort, der förmlich nach dem Stück schreit.
„Diese besondere Oper von Giuseppe Verdi muss man einfach in diesem Hof spielen, sozusagen im österreichischen Escorial“, ist Intendant Michael Garschall euphorisch: Von Don Carlo im Kaiserhof träume er seit 25 Jahren. Zum Jubiläum wird aus dem großen Wunsch Wirklichkeit.
Wenn du Don Carlo machst, komme ich!“ günther groissböck vor vielen Jahren zu Intendant Michael Garschall – und das Versprechen hält!
Mit Don Carlo erzählt die „operklosterneuburg“ nicht nur einen fulminanten Opernkrimi, sondern auch die Geschichte der Stadt: Das Stift Klosterneuburg ist nämlich dem Escorial nachempfunden, konnte aber nach dem Tod von Kaiser Karl VI. nie vollendet werden. „Wir haben sozusagen ein Achterl des Escorials – das passt zu unserer Weinstadt. Aber mit Don Carlo holen wir uns den spanischen Hof jetzt über das Werk herein“, erklärt Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager als Veranstalter. Er ist sicher: „Das wird voll einschlagen.“
Und was auch noch „voll einschlagen wird“: die Top-Besetzung. Das 25. Produktionsjubiläum adelt ein Weltstar: Günther Groissböck in seiner Doppelfunktion auf und hinter der Bühne: Er führt Regie und singt den „Philipp II“, eine Rolle, die Groissböck zuletzt bejubelt an der New Yorker Metro-politan Opera spielte.

„Ich habe immer gesagt: Dieses Stück machen wir nur dann, wenn wir die ideale Besetzung gefunden haben“, betont Garschall, „daran haben wir jahrelang gearbeitet, und jetzt ist es endlich soweit.“
Der international gefeierte Starbass ist in Klosterneuburg kein Unbekannter: 2003 sang er im Kaiserhof seinen ersten Zauberflöten-„Sarastro“. Zwanzig Jahre später verschlägt es ihn wieder zur „operklosterneuburg“: „Wir sind stolz, dass er zurückkehrt. Wir hatten immer eine gute Verbindung und ich kann mich gut an einen Ausspruch von vor vielen, vielen Jahren erinnern: ,Wenn du Don Carlo machst, komm ich!‘“
Und das Versprechen hält. Was den Weltstar nach Klosterneuburg bringt? „Ich bin von der Location total begeistert. Der Raum hat eine unglaubliche Aura und eine tolle Akustik. Das ist der Ort, wo dieses Stück hingehört und wo man das singen will.“
Für seine zweite Opernregiearbeit hat er große Pläne: „Wir machen einen schönen, klassischen, sagen wir modern-konservativen Carlos, wo wirklich jeder auf seine Kosten kommt. Es wird nicht spießig-langweilig, es wird jetzt aber auch nicht meine persönliche Psychotherapie. Das sind wir dem Ort und dem Werk schuldig.“ Was – dem Stück entsprechend – eine große Rolle spielen wird: die Elemente Feuer und Wasser.
Wie das auf der Bühne wirken wird, sehen Zuseherinnen und Zuseher ab dem 8. Juli. Was schon jetzt brennt: Vorfreude, Euphorie und Teamgeist.
Nah an der Historie
„Wir haben vor zwei Jahren mit La Forza die Erfahrung gemacht, dass wenn wir ein bisschen straffen und eine kompensierte, verdichtete Fassung erstellen, dass das vom Publikum sehr gut angenommen wird. Ich freue mich heuer ganz besonders auf den Bezug der Location zum Geschehen auf der Bühne. Es ist nicht nur der österreichische Escorial, wenn man die Partituren durchblättert, gibt es alle möglichen Bezüge, zum Beispiel die Schlussszene, wo in der Partitur steht ,Der Geist erhebt sich aus den Klostermauern‘. Man kann sich vorstellen, wie gut sich das bei uns der Geschichte entsprechend umsetzen lässt.“
Christoph Campestrini, Musikalischer Leiter
„Wenn wir als Bühnenbildner was auf die Bühne stellen, ist es immer eine Vereinbarung mit dem Publikum. Nämlich: Wir vereinbaren, das Publikum glaubt jetzt, dass das ein Gefängnis ist und dass dieses Gefängnis im nächsten Moment zu einem Garten wird. Jetzt wäre die Herausforderung, hier ein Schloss oder eine Kirche in den Kaiserhof hineinzustellen, das geht alles nicht. Das heißt, das Mittel, das wir wählen, ist immer eine Abstraktion, das hat in der Vergangenheit gut funktioniert. Wir werden heuer mit Folien arbeiten und setzen gleichzeitig auf Nachhaltigkeit. Ich bin im Gespräch mit Lieferfirmen, die das Material auch danach wieder zurücknehmen und recyceln. Und wir werden Feuer auf der Bühne haben, dahaben wir reichlich Erfahrung. Erstmals werden wir auch Wasser auf der Bühne haben.“
Hans Kudlich, Bühnenbildner
„Ich liebe die Renaissance als Epoche für Kostüme. Die Silhouetten, Schnitte und Formen dieser Zeit sind einfach die Schönsten. Wir bewegen uns sehr nah an der Historie, dem spanischen Hof. Ich freue mich wahnsinnig auf die Umsetzung.“
Andrea Hölzl, Kostümbildnerin