Klosterneuburg braucht keine Zelte

Bis 31. Mai wollte Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager den vielen Flüchtlingen ein Winterquartier in der Klosterneuburger Magdeburg-Kaserne bieten. „Um die Spitze abzufangen“, erklärte Schmuckenschlager damals. Die zeitliche Begrenzung war durch die Veräußerung der Liegenschaft „Magdeburg-Kaserne durch“ die SIVBEG (Strategische Immobilien Verwertungs-, Beratungs- und Entwicklungsgesellschaft m.b.H.) gegeben. Das Stift Klosterneuburg erwarb das Gelände und wollte nun gemeinsam mit der Stadtgemeinde ein neues Stadtviertel dort entstehen lassen.
„Hilfs- und Schutzbedürftigen eine Türe zu öffnen,
lautet vielleicht mehr denn je das Gebot der Stunde.“
Stefan Schmuckenschlager, Bürgermeister
Der Krieg tobt in den Krisengebieten Syrien, Irak, Libanon und Somalia weiterhin, ein Ende des Flüchtlingsstromes ist nicht abzusehen. Was mit den Flüchtlingen in der Magdeburgkaserne in der Zwischenzeit passieren sollte, war noch nicht klar. Vor allem auch deshalb, weil das Stift noch nicht als
Eigentümer in Erscheinung treten konnte. Nun wurden aber alle Formalitäten geklärt, das Stift findet auch in den nächsten Tagen einen Eingang in das Grundbuch Klosterneuburgs.
Gleich nachdem das Stift Klosterneuburg auch über die soeben gekaufte Liegenschaft verfügen konnte, wurde das Gespräch mit der Caritas der Diözese Wien und dem Innenministerium gesucht. Vor allem die Widmung „Sondergebiet Kaserne“ verursachte vorerst Probleme. Diese scheinen aber nun beseitigt, denn Walter Hanzmann, Pressesprecher des Stifts Klosterneuburg, erklärte in einer ersten Stellungnahme: „Das Areal wird als Erstversorgungsstelle für Asylsuchende unentgeltlich bis auf Widerruf zur Verfügung gestellt.“ Das Stift sei immer für eine menschliche Zwischenlösung gewesen.
Innenministerium ebenfalls erleichtert
Aus dem Innenministerium kam laut APA die Meldung, dass man dort, aufgrund der Entscheidung des Stiftes, sehr erleichtert sei. Es soll dennoch nur eine weitere temporäre Unterbringung von Flüchtlingen sein. Eine dauerhafte Einrichtung sei nach wie vor ausgeschlossen, da auch die Immobilie für eine langfristige Nutzung nicht geeignet sei. „Aufgrund des enormen Flüchtlingsdrucks ist Klosterneuburg jedoch bereit, erneut seinen Beitrag zu leisten“, lässt Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager per Aussendung wissen. Er betont auch das enorme Engagement, das die Bevölkerung und da vor allem die Gruppe „Klosterneuburg hilft“ an den Tag legt.
Lange, bevor bekannt wurde, dass Stift und Ministerium an einer humanen Lösung arbeiten, formierte sich bereits diese Initiative, gegründet von Sabine Gösker, dafür. Die Gruppe ist über Facebook organisiert und bemüht, den Flüchtlingen den oft trüben Alltag in der Kaserne zu verschönern. So war eine Gruppe beispielsweise bei den Proben für den Songcontest in Wien dabei, Deutschkurse stehen auf der Tagesordnung, und mit einem Konzert sollen Spenden gesammelt werden.
In dieser Woche machten einige Interessierte eine Führung durch das Stift Klosterneuburg. Die Leiterin der Kulturvermittlung, Katja Brandes, persönlich führte die Flüchtlinge durch die geschichtsträchtigen Gemächer und Gebäude des Stiftes. Die Initiative „Klosterneuburg hilft“ ist ein wahres Erfolgsprojekt und zählt mittlerweile Hunderte Unterstützer, unter ihnen auch einige Promis.
Voller Tatendrang und Einsatz
Doch an allen Ecken und Enden der Stadt wird für Flüchtlinge gesammelt, Veranstaltungen organisiert und versucht, die Bevölkerung auf die neuen Mitbürger zu sensibilisieren. Auch beim Open Campus am Gelände der IST Austria in Maria Gugging fand sich ein Spendenzelt. Die ISTA verdoppelte die Spende für die Kriegsflüchtlinge in Klosterneuburg.
„Hilfs- und Schutzbedürftigen eine Türe zu öffnen, lautet vielleicht mehr denn je das Gebot der Stunde“, gab Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager die Devise aus.
Künftig soll auch die Caritas noch mehr in die Arbeit mit den Flüchtlingen einbezogen werden. Das Projekt „Kompa“ soll die Vorurteile zwischen den Klosterneuburgern und den Flüchtlingen weiter abbauen. Auch wenn die Rufe nach erhöhtem Sicherheitsbedarf lauter werden, die Polizei kann keine übermäßigen Einsätze im Kasernenareal verzeichnen. „Die Anzahl der Einsätze ist überschaubar. Meistens sind das Streitigkeiten innerhalb der Flüchtlinge. Das ist aber normal, dass sich Spannungen aufbauen, wenn eine größere Gruppe über einen längeren Zeitraum zusammen ist“, erklärt der Sprecher der Landespolizeidirektion, Oberst Markus Haindl.