Andreas Redtenbacher: „Pius Parsch ist nicht mein Vorgänger“

Der eine heißt Pius Parsch und hat die Heilige Messe revolutioniert. Der andere ist Chorherr Andreas Redtenbacher. Er wurde am 8. Mai 70 Jahre alt und führt das Werk von Pius Parsch in die Gegenwart und wohl auch in die Zukunft.
Dass heutzutage die Hl. Messe in einer für alle verständlicher Form — nämlich in deutscher Sprache — zelebriert wird, ist das Werk Pius Parschs. Der Klosterneuburger Chorherr (1884 - 1954) hatte es bereits im Noviziat als unerträglich empfunden, das Chorgebet zu beten, ohne es zu verstehen. Ab den 1920er Jahren arbeitete er daran, nach Wegen zu einer aktiven Teilnahme aller Getauften am Gottesdienst zu suchen, unter anderem durch die Verwendung der Volkssprache.
Dass es heute noch immer so ist, ist sicher zum Teil das Verdienst von Andreas Redtenbachers. Nicht zuletzt mit der Gründung der Liturgiewissenschaftliche Gesellschaft und des Pius-Parsch-Instituts. Das Institut lädt regelmäßig zu Vorträgen, Tagungen und internationalen liturgiewissenschaftlichen Symposien ein und gibt drei Buchreihen heraus. Zu den aktuellen Forschungsgebieten gehören ökumenische Aspekte der Theologie von Pius Parsch und seiner liturgiepraktischen Arbeit und die Neuaufstellung und wissenschaftliche Erschließung des Pius-Parsch-Archivs und seines Nachlasses. Pius Parsch: Ein Mann
mit Charisma„Pius Parsch ist nicht mein Vorgänger und ich nicht sein Nachfolger. Man kann Parsch nicht kopieren und nachfolgen“, übt sich Andreas Redtenbacher in Bescheidenheit. Er hätte ein persönliches Charisma gehabt, das man nicht festhalten oder prolongieren könne. Die Anliegen der damaligen (volks-) liturgischen Bewegung, in der Parsch eine so große Rolle spielte, sind in die Liturgiekonstitution des II. Vatikanischen Konzils eingegangen und haben sich weiterentwickelt. Redtenbacher: „Ich bin ein Kind dieses Konzils und seit Jugendtagen in Praxis und theologischer Reflexion mit der liturgischen Erneuerung vertraut.“ Er sei „aus dem Konzil geboren“. Im Liturgiebegriff des Konzils und in einem lebendigen Liturgievollzug liege der „heiße Kern“ auch seines ganz persönlichen Glaubens. „Darin liegt wohl meine wichtigste Gemeinsamkeit mit Pius Parsch“, so Redtenbacher vorsichtig.
Schon als junger Chorherr in Klosterneuburg ist Redtenbacher dem Namen Pius Parsch immer wieder begegnet. Es folgten intensive Forschungsjahre in Trier bei Professor Andreas Heinz, der Redtenbacher gemeinsam mit Professor Manfred Probst zur Habilitation im Fach Liturgiewissenschaft begleitete. „Ihm bin ich schließlich als Ordinarius für Liturgiewissenschaft an der Theologischen Fakultät Vallendar nachgefolgt“, erzählt Redtenbacher weiter.
Die Zahl der Menschen, die regelmäßig Gottesdienste mitfeiern, ist im Abnehmen. Ein schmerzliches Faktum für den Theologen und Liturgiewissenschafter Redtenbacher. Wie die Kirche in ihrer Sozialgestalt in Zukunft aussehen wird, kann niemand konkret voraussagen. „Vielfach wissen wir nur, wie es auf keinen Fall weitergeht, oder wovon wir uns verabschieden müssen“, so Redtenbacher. Das gelte auch für das gängige gottesdienstliche Leben und seine „Frequenz“. Und abschließend: „Das was wir aus der Bibel, der Alten Kirche und den Vätern, sowie aus den Texten des II. Vatikanischen Konzils als den 'heißen Kern' des stiftungsgemäßen sakramentalen Lebensvollzugs der Kirche erkennen, das muss — unter geänderten Bedingungen und gegebenenfalls in neuer Form — weiterleben, oder auf diese Weise ganz neu aufleben.“
Am 8. Mai wurde Andreas Redtenbacher 70. Was wünscht er sich zu seinem runden Geburtstag?: „Dass die gesundheitliche Verfasstheit meine Arbeitsfähigkeit noch einige Zeit ermöglicht. Ich freue mich über eine sehr gute Mitarbeiterschaft ohne die das allermeiste gar nicht möglich geworden wäre und wünsche mir, dass das in den nächsten Jahren so bleibt.“