Klosterneuburger sorgen für „Das Recht auf Wind in den Haaren“

Die Idee zu „Radeln ohne Alter“ kam über Studenten des Verkehrsexperten Hermann Knoflacher zu Elisabeth Cserny-Gutmann. Die Klosterneuburgerin ist unter anderem n der Radlobby engagiert und am Thema Mobilität interessiert. „Weils es um Verkehrslösungen geht, ohne dass sich jemand ankleben muss“, will sie gemeinsam und nicht gegeneinaner an Alternativen arbeiten.
Wenn die Bremsen versagen, spring ich einfach ab“ Gertrude Benesch, „Radeln ohne Alter“-Passagierin
Zusammen mit Werner Palfinger ist sie seit etwa Oktober vorigen Jahres am tüfteln, wie so eine Klosterneuburger Version des „Radeln ohne Alter“ verwirklichbar sein könnte. Sechs Monate dauerten die Gespräche, mit der Stadtgemeinde, Radland Niederösterreich und weiteren potenziellen Sponsoren. Schließlich konnte vor dem Radfest am Rathausplatz Mitte Mai der Verein gegründet werden, die Initiative sich dort erstmals groß präsentieren.
Seniorinnen und Senioren „das Recht auf Wind in den Haaren“ zu geben, das ist das Ziel von „Radeln ohne Alter“ weltweit. Klosterneuburg, das ist Cserny-Gutmann wichtig, geht aber hier einen einzigartigen Weg: Es geht nicht um alle, allerdings auch nicht nur um ältere Menschen. In Klosterneuburg schenkt der Verein mobilitätseingeschränkten Personen jeden Alters ein Stück Freiheit, die Möglichkeit, etwas zu erleben.asdfasdf

Dabei entwicklen sich generationsübergreifend wunderbare Momente und Gespräche. Junge fahren alte – unter den ausgebildeten Piloten sind drei Schüler aus dem Gymnasium Klosterneuburg – aber auch ältere, rüstige Menschen fahren als Piloten. Ein begeisterter Passagier ist Max, ein Sonderschüler. Erst skeptisch, genießt er mittlerweile ebenso den „Wind in den Haaren“. Eine spontane Fahrt mit der Rikscha wagte auch Gertrude Benesch. Die 91jährige ehemalige Olympiateilnehmerin sorgte bei Pilot Werner Palfinger für bleibende Erinnerungen, meinte sie doch vor Fahrtantritt: „Wenn die Bremsen nicht ausreichen, spring ich einfach ab.“ Die idyllische Fahrt durch die Natur am Durchstich genossen Pilot und Passagierin.
Auf der Straße sorgt die Rikscha des öfteren für Irritationen. Der Verkehr wird automatisch langsamer, erlebt Pilotin Elisabeth Cserny-Gutmann. Wenn Autofahrer die Rikscha sehen, setzt oft zunächst Verwirrung ein, „die sich dann in Leichtigkeit auflöst, wenn klar wird, hier wird eine mobilitätseingeschränkte Person gefahren.“
Die Fahrt zur Kirche, der Ausflug, bei dem Oma und Enkel (von denen einer nicht selbst Radfahren kann) zum Eissalon und zurück gefahren werden – für solche Erlebnisse ist das Pilotenteam von „Radeln ohne Alter“ in Klosterneuburg da. Und das kostenlos für die Passagiere.

Die Piloten und eine Pilotin – Elisabeth Cserny-Gutmann wünscht sich gerne auch weibliche Unterstützung – schenken ihre Zeit (und Muskelkraft) ehrenamtlich. Die Rikscha wurde von Radland NÖ, Stadtgemeinde und ÖAMTC zur Verfügung gestellt. Sie hat einen Motor zur Untersützung, die maximale Geschwindigkeit liegt bei 15 km/h. Die Passagiere sitzen bewusst vorne, um „alle Sinne zu aktivieren“. Das sei auch in Studien erforscht, bestätigt Cserny-Gutmann, bis hin dazu, dass „die Menschen dann besser schlafen.“
Unterstützung für die Iniative
Was das Projekt, der Verein noch braucht? Zum einen Geld, denn auch wenn die Mitglieder ehrenamtlich fahren, fallen Kosten an. Der Traum der Initiatioren: Vorträge, um das Projekt bekannter zu machen, und irgendwann eine weitere Rikscha. Firmen könnten den Verein als Corporate Social Responsibilty (CSR)-Projekt unterstützen, appelliert Cserny-Gutmann an Unternehmen.
Zum anderen wird ein Garagenplatz für die Rikscha gesucht. Möglichst zentral in Klosterneuburg, mit Stromanschluss, um aufzuladen.
Und drittens: Der Verein lebt von Menschen, die die Idee weitertragen. Derzeit vier Ausflüge die Woche, das schaffen die engagierten Radler. Weitere Pilotinnen und Piloten sind herzlich willkommen. Hier hofft das Team unter anderem auf das Gymnasium: Die Fahrten werden als soziale Aktivität für Schülerinnen und Schüler anerkannt.