Halbe Milliarde für die Werft

In den nächsten zehn Jahren soll mit einer Gesamtinvestition von einer halben Milliarde Euro auf dem 15 Hektar großen Werftareal ein neuer Stadtteil entstehen. Die visualisierten Pläne präsentierten Signa-Holding-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber und Bürgermeister Christian Gepp im Rahmen einer Pressekonferenz.
Auf der Werftinsel entstehen Wohnungen für rund 1.500 Menschen, die Werftmitte mit ihren denkmalgeschützten Hallen, der Slipanlage und dem Kran soll ein lebendiges Zen trum mit Gastronomie, Kultur und Veranstaltungen werden. Diesen Teil will die Stadt in Zusammenwirken mit der Werftgruppe stufenweise entwickeln (die NÖN berichtete). Augenscheinlich wird sich dort am wenigsten verändern. Der Werftspitz bleibt – ein zentrales Anliegen des Bürgerbeteiligungsprozesses – unbebaut und wird als Park gestaltet.
Der neue Stadtteil soll mit 700 Arbeitsplätzen und einem Hotel für 200 Gäste auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor werden. Die Befürchtung, das Areal könnte abgeriegelt werden, zerstreut Stadlhuber: „Alles bis auf die Gebäude bleibt frei zugänglich.“ 56 Prozent des Areals werden dem Wohnen gewidmet, 36 Prozent Büros, Gewerbe und Kleinbetrieben. Der restliche Anteil steht dem Freizeit- und Kulturvergnügen zur Verfügung.
Die große Frage, wie viele (teure) Eigentumswohnungen und wie viel leistbarer Wohnraum entstehen soll, ist noch Gegenstand von Verhandlungen zwischen der Stadt und der Signa Holding. Der Korneuburger Masterplan sieht einen Mindestanteil von 20 Prozent vor. Dass es deutlich mehr werden, ließ Stadlhuber bereits durchblicken: „20 Prozent sind zu wenig, ich stelle mir einen Dreier vorne vor.“ Die „soziale Durchmischung“ sei Signa ein großes Anliegen, betonte er: „Eine Ghettoisierung, egal in welche Richtung, wird einen Stadtteil nicht funk tionieren lassen.“ Dennoch brauche es auch frei finanzierte Wohnungen, um Infrastruktur und Qualität möglich zu machen. Denn alleine den Infrastrukturbeitrag beziffert er mit 26 Mio. Euro.

Wo und in welchem Rahmen sich Signa an der Finanzierung der Infrastruktur beteiligt, wird in einen städtebaulichen Vertrag geregelt. Konkret nannte Stadl huber die Autobahnabfahrt Donau, den Durchstich der Autobahn für Fußgänger und Radfahrer, die Brücke über die Wasserfläche und die Attraktivierung der Werftmitte als Projekte, bei denen man mitzahlen werde. Wann die Abmachung Thema im Gemeinderat sein wird, ließ Gepp noch offen, „wir haben aber noch diesen Herbst anvisiert“, ließ er wissen.
Parallel zur Umweltverträglichkeitsprüfung, die im September startet, beginnt ein kooperatives Architektenverfahren. Dabei werden sechs renommierte Architektenteams – drei aus Österreich, drei aus dem skandinavischen Raum – auf Basis des Korneuburger Masterplans die grundlegenden Richtlinien für die Bebauung festlegen. Die Motivation sei größer als bei einem Architektenwettbewerb, weil im konkreten Fall „jeder Architekt einen Teil des Kuchens bekommt“, wie der Signa-Holding-Geschäftsführer festhält. Begleitet werden die Architekten von einem Freiraum- und Mobilitätsplaner.
Die räumliche Anbindung wird durch eine direkte Wegverbindung über den Bahnhof in die Stadtmitte sichergestellt. Die Autobahnanschlussstelle und die Verbindungsspange zur B3 verbinden den rollenden Verkehr mit dem neuen Stadtteil. Bei den Baumaßnahmen will man auch den Transportweg über das Wasser nutzen. Auch im Rahmen eines Mobilitätskonzepts werden alle Möglichkeiten, sich am Boden, in der Luft oder am Wasser von A nach B zu bewegen, evaluiert. Punkto Nachhaltigkeit sind die Ziele ambitioniert: Der Energiebedarf vor Ort soll aus Sonnen- und Wasserenergie gedeckt werden.
Ob die Stadt noch weitere Flächen verkauft, sei Gegenstand von Verhandlungen, betonen Stadt und Signa. Weitere Grundverkäufe seien jedenfalls „denkbar“, stellt Gepp in Aussicht. Genau bei diesem Punkt kommt aber Gegenwind von der Korneuburger Opposition. Sefko-Vorsitzende Bernadette Haider-Wittmann (SPÖ) erinnert an die Wertsteigerung, die eine Umwidmung von Industrie- in Bauland bringt, und fordert „eine gerechte Verteilung der Brutto-Geschossflächen beim Wohnen“. Und die SPÖ pocht auf einen 35-prozentigen Anteil von leistbarem Wohnen. „Anders ist es nicht zu rechtfertigen, wenn wir in dem Areal Flächen im großen Stil auf Wohnbauland umwidmen und sich gleichzeitig die gebürtigen Korneuburger keine Wohnung mehr in unserer Heimatstadt leisten können“, begründet sie.
Die NEOS fordern mehr Transparenz, denn zu viele Rahmenbedingung seien noch ungeklärt. Für NEOS-Mandatarin Sabine Tröger stehen viele Bedenken im Raum: „Dass hier womöglich Bauland der Stadtgemeinde Stück für Stück verkauft werden soll, um ein Megaprojekt durchzusetzen, ist aus unserer Sicht keine sinnvolle Lösung. Vor allem aus ökologischer Sicht.“ Kritik übt sie auch an der Vorgangsweise, „denn Bürger und Opposition werden wieder am letzten Drücker informiert“.