Weinviertler Maßhemden aus dem Filmstudio

Nicolas Venturini ist seit 14 Jahren der Chef im Betrieb, den er von seinem Vater übernommen hat. Wie der Name schon vermuten lässt, stammt die Familie aus Triest in Italien. „Der Vater war noch Altösterreicher“, sagt der 51-Jährige, der das Stiftsgymnasium St. Paul im Lavanttal besucht hat, bevor es nach Wien ging. In der City gibt es auch noch immer das kleine Geschäft, mit dem alles begann, in einer Familie, in der es seit rund hundert Jahren immer wieder Hemdenmacher gab.
Gefertigt wurden die Hemden früher noch im 4. Bezirk, bis Venturini bei der Hausbank in einem Folder das ehemalige Filmstudio fand. „Gemeinsam haben wir behutsam die Werkstatt umgebaut“, erzählt Venturini. Das Ergebnis eines stetigen Wachstums: 15 Mitarbeiterinnen im Betrieb, dazu etwa 25 Näherinnen in Heimarbeit. Das reicht aber angesichts der Auftragslage nicht, „ich suche händeringend Personal“, sagt der Firmenchef. Dies können gelernte Weißnäherinnen ebenso sein wie ambitionierte Hobbynäherinnen.
„Für mich war es selbstverständlich, dass ich in den Betrieb einsteige“, erklärt Venturini, zuvor hat er allerdings maturiert und Betriebswirtschaftslehre studiert.
Kunden können übrigens ohne Voranmeldung kommen und sich Maß nehmen lassen. Dann wird ein Probehemd gefertigt. Aus diesem werden die Schnitte eigenhändig gezeichnet, sagt der Firmenchef stolz. Hat der Kunde dann Stoff, Kragen und Manschetten gewählt, geht es an die Fertigung. Etwa zwei bis drei Wochen dauert es, bis das Hemd fertigt ist. Die Kosten: Ab 205 Euro, dafür ist der Schnitt gratis.
Kunden hat das Unternehmen nicht nur in Österreich. Sogar aus den USA sind schon Kenner der Maßhemden angereist, erzählt Venturini. Aktuell sind die Auftragsbücher übervoll, als Folge von den Schließzeiten wegen Corona. „Etwas längere Wartezeiten sind mir peinlich“, leidet der Hemdenmacher mit seinen Kunden. Dafür wird es Verstärkung im Betrieb geben. Die beiden erwachsenen Kinder wollen nach ihrem Studium ebenfalls in das Unternehmen einsteigen.